Die Tränen des Herren (German Edition)
Templerordens beim Heiligen Stuhl, Rainald de Provins, Komtur von Orleans, sowie die Ritterbrüder Guillaume de Chambonnet und Bertrand de Sartiges. Diese Brüder erhielten die Freiheit, die Verteidigung zu organisieren, die Gefangenen zu besuchen und sie vor der päpstlichen Kommission zu vertreten. Dem Verteidigungswillen bereitet allerdings Erzbischof Philipp von Sens ein abruptes Ende, als er im Mai 1310 54 Templer als rückfällige Ketzer verbrennen lässt, die sich als Zeugen vor der Generalkommission zur Verteidigung gemeldet hatten. Pietro di Bologna verschwand unter ungeklärten Umständen. Daraufhin sah sich die päpstliche Kommission gezwungen, am 30. Mai ihre Arbeit einzustellen. Im Dezember des gleichen Jahres nahm sie sie wieder auf, doch war sie auf verlorenem Posten: Am 18. März 1311 befahl Papst Clemens allen kirchlichen und weltlichen Fürsten eine strengere Anwendung der Folter, um die noch nicht geständigen Templer zum Geständnis zu bewegen. Viele von denen, die früher den Orden entlastet hatten, machten nun zumindest teilweise Geständnisse. Zahlreiche nicht-französische Provinzialkommissionen sprachen die ihnen übergebenen Templer mangels Beweisen für irgendeine Häresie oder unsittliche Handlungen frei. Es waren diese Entlastungsaussagen sowie die Inkohärenz auch der belastenden Protokolle, die die auf dem Konzil zu Vienne versammelten Teilnehmer schließlich dazu brachten, für eine allgemeine öffentliche Verteidigung der Templer vor eben diesem Konzil zu stimmen. Papst Clemens ignorierte das Votum. Am 22. März 1312 wurde auf dem Konzil zu Vienne der Orden aufgehoben - nicht durch richterlichen Entschluss infolge irgendwelcher Beweise, sondern auf päpstliche Verfügung hin. Dass der Papst zu dieser Entscheidung genötigt wurde und dass König Philipp ihn mit einem Prozess gegen seinen Amtsvorgänger Bonifatius VIII. drohte, lässt sich anhand der überlieferten Dokumente nachweisen. Das Verfahren gegen den Meister und die anderen obersten in Frankreich inhaftierten Würdenträger wurde im Dezember 1312 einer Kardinalskommission übertragen. Sie fällte ihr Urteil, das auf lebenslänglichen Kerker lautete, am 18. März 1314. Jacques de Molay und der Provinzmeister der Normandie, Godefrois de Charny, widerriefen daraufhin öffentlich all ihre früheren Geständnisse und erklärten die Unschuld des Ordens. König Philippe IV. ließ sie noch am selben Abend auf einer Seine-Insel verbrennen.
Der zum Teil unter obskuren Umständen erfolgte Tod sämtlicher großer Antagonisten des Ordens innerhalb der Jahre 1313 bis 1316 erschien vielen Zeitgenossen als göttlicher Richtspruch, in moderneren Zeiten glaubten manche, Racheakte der Templer dahinter zu sehen. Hierfür gibt es keine Beweise.
Die Frage, warum König Philipp die Vernichtung des Ordens mit solchem Eifer betrieb, wurde in der Forschung kontrovers diskutiert. Dass er persönlich von einer Schuld der Templer überzeugt war und im Glaubenseifer handelte, erscheint jedoch unwahrscheinlich - hierzu bemühte er sich zu stark, jedwede Verteidigung mit allen Mitteln zu ersticken. Sicher ist, dass der von Philipp durchgeführte administrative Umbau seines Reiches Unmengen an Geld verschlang und er bereits in den Jahren vor seinem Coup gegen die Templer die ansässigen Juden und die lombardischen Geldverleiher entsprechend geschröpft hatte. Des Weiteren sah er den Orden wohl als papsttreues Hindernis bei seinen Großmachtplänen und in seinem herrscherlichen Anspruch. Beides zeigt sich in seinen Auseinandersetzungen mit Papst Bonifatius VIII. bereits sehr deutlich. Die gegen die Templer formulierten Anklagen wegen Häresie und unsittlichen Praktiken benutzte Philipp übrigens in ganz ähnlicher Form auch gegen Papst Bonifatius und gegen den unbequemen Bischof von Pamiers. Heute ist festgestellt, aus welchen Quellen sich diese Anklagen speisten - mit der Wahrheit hatten sie nichts zu tun.
Verraten
« Surgite, eamus, ecce
Appropinquavit, qui me tradet.
Adhuc eo loquente, ecce Iudas
Unus de duodecim venit, et
Cum eo turba multa cum gladiis. »
Erhebt euch, Lasst uns gehen,
seht, schon naht jener, der mich verraten soll.
Während er dies sagte, kam Judas,
einer der Zwölf,
und mit ihm eine große Menge Bewaffneter.
(Matthäusevangelium, Gefangennahme Jesu)
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Prolog
Palästina, Akkon, 1283
Aufhören! Joral, ich beschwöre dich! Ich…“
„Schweig, du gottverdammte Hure!“ Ein Mann in einem roten,
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