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Die Träume der Libussa (German Edition)

Die Träume der Libussa (German Edition)

Titel: Die Träume der Libussa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Pause fort und wollte zu einer
längeren Rede ansetzen, doch die Keltin fiel ihm sogleich spöttisch ins Wort:
    „Und wann sind
sie das jemals gewesen?“
    Er ärgerte sich
über ihr barsches Verhalten, aber als Gesandter seines Volkes hatte er lernen
müssen, sich niemals unbedacht herausfordern zu lassen. „Du hast natürlich
Recht. Wir hatten schon immer Feinde und waren Gefahren ausgesetzt. Aus unserer
Heimat im Osten haben uns schrägäugige Riesen vertrieben, die unsere Dörfer und
Siedlungen unter den Hufen ihrer Pferde begruben. Unser Volk musste fortziehen
und sich aufteilen. So kamen meine Ahnen mit ihrem Anführer Tschech in diese
Gegend, wo wir ein neues Zuhause fanden. Seit meine Schwester und ich die
Behaimen anführen, bemühen wir uns um Frieden zwischen allen Stämmen, aber auch
mit anderen Völkern, so dass wir seit Jahren nicht mehr in den Kampf ziehen
mussten. Doch nun droht eine neue Gefahr von den Franken. Es heißt, ihr König
plane, sein Reich auszudehnen.“
    „Jeder Sieger
stößt einmal auf einen Gegner, der ihn besiegt“, meinte die Keltin gleichmütig.
Krok begriff sofort worauf sie anspielte. „Ich weiß, meine Leute haben euer
Volk einst von den Bergen in die Niederungen getrieben“, gab er unumwunden zu,
denn es hatte wenig Sinn, diesen Umstand zu leugnen. „Wir brauchten selbst
Land, um zu leben. Doch es war stets mein Ziel, Frieden mit deinen Leuten zu
wahren. Ich habe großen Respekt vor eurem Wissen, das viel älter und tiefer ist
als das unsere.“
    Diese
Schmeichelei zeigte nicht die erhoffte Wirkung. Das Gesicht der Keltin blieb
verschlossen. „Unsere Zeit ist vorbei, Krok“, meinte sie nach einer Weile des
Schweigens. „Das weiß ich schon lange. Ihr habt euer Volk nach dieser Gegend
benannt, aber ihr wisst wohl nicht einmal, woher dieser Name eigentlich stammt.
Die großen Boii, ein keltischer Stamm, hatten einst das Sagen in diesem Land,
das ihr jetzt beansprucht. Doch das ist schon lange her. Bereits die Germanen
haben uns besiegt, noch bevor ihr gekommen seid. Später werden andere Völker
die Gegend beherrschen. Vielleicht das deine, vielleicht die Franken. Was
kümmert es mich?“
    Krok holte
Luft. Nun endlich wusste er, mit welchen Worten er den Gleichmut der Keltin
erschüttern konnte: „Wir nahmen euer Land, doch wir ließen euch an anderer
Stelle in Frieden leben. Wir raubten euch nicht eure Sitten und euren Glauben.
Die Franken werden anders sein. Als Anhänger des Gekreuzigten dulden sie nur
ihren einen Gott, dessen Leichnam sie regelmäßig verspeisen. Eine wie dich
werden sie töten, wenn sie sich nicht zu ihrem Christus bekehrt.“
    Die Keltin
spuckte ins Feuer. Krok war sich nicht sicher, ob dieser Ausdruck der
Verachtung den Franken galt oder ihm.
    „Wie können
diese Franken die große Mutter leugnen? Wissen sie nicht, wer sie geboren hat?“
    „Sie verehren
die Mutter ihres Gottessohnes. Aber sie haben eine Jungfrau aus ihr gemacht“,
erklärte Krok. Er war den Christen auf einmal fast dankbar dafür, denn mit
dieser Ungeheuerlichkeit halfen sie ihm, die Priesterin für seine Sache zu
gewinnen.
    „Ich habe davon
gehört“, meinte sie langsam. „Zwar darf ich diesen Ort nicht verlassen, aber
manche Frauen gehen meinetwegen einen weiten Weg. Nun gut, jetzt sage mir
endlich ohne Umschweife: Warum bist du gekommen?“
    „Weil ich die
alten Sitten wahren will“, betonte Krok nochmals, doch sie verzog nur
ungeduldig das Gesicht.
    „Das habe ich
bereits begriffen. Worum genau geht es dir?“
    „Ich muss eine Nachfolgerin
bestimmen, die zukünftige Fürstin der Tschechen, die auch Hohe Priesterin aller
Behaimen ist. Meine Schwester starb völlig unerwartet. Sie hatte keine Zeit,
eine ihrer Töchter für dieses Amt auszuwählen. Aber ich weiß, dass sie mit
allen drei Mädchen oft zu dir kam. Vielleicht kannst du mir sagen, für welche
Tochter sie sich entschieden hätte?“
    Aufmerksam
musterte er das spitze Gesicht der Keltin. Sie wirkte nicht überrascht wegen
seiner Bitte, aber vermutlich schickte es sich nicht für eine weise Frau,
Staunen zu zeigen. Erst nach längerem Nachdenken sagte sie: „Es stimmt, dass
deine Schwester gelegentlich hierher kam, um mit mir gemeinsam die Göttin zu
ehren. Manchmal sprachen wir auch über die unterschiedlichen Sitten unserer
Völker. Sie hatte Respekt vor meinen Leuten. Trotzdem, Krok, kanntest du sie
besser als ich. Ihr wart vom selben Blut. Weißt du wirklich nicht, was ihr
Wunsch gewesen

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