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Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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über der Ebene zu erkennen. Sie brachen so früh wie möglich auf und suchten sich ihren Weg zwischen den überall auf der Hochebene herumliegenden Felsbrocken hindurch.
    Sie erreichten schnell das Dorf, das aus gerade mal zwölf Hütten bestand. Nach einer argwöhnischen Musterung entschieden die Bewohner, dass die Reisenden keine Bedrohung darstellten, hießen sie herzlich willkommen und führten sie zur Gasthütte. Das Gebäude war kleiner als in Braith, aber es war sauber und trocken, und eine der Steinwände hatte eine Feuerstelle. Gleich nach Bekanntwerden von Mallorys Zustand sandte der Obermann, der Ehren hieß, zwei junge Burschen aus, um Reisig und Feuerholz zu sammeln.
    »Ich werde Mousel holen«, entschied er. »Sie ist unsere Wahrsagerin.«
    Wie sich herausstellte, war Mousel ein untersetztes, finsteres Weib, dessen strahlende Augen im Gegensatz zu ihren schwerfälligen Bewegungen und ihrer noch schwerfälligeren Zunge standen. Sie kümmerte sich um Mallory und scheuchte alle bis auf Gemma aus der Hütte. Kurz drauf lag Mallory unter mehreren Decken. Beim Anblick des Feuers, das munter auf dem Rost loderte, fühlte sie sich gewärmt und entspannt wie schon seit Tagen nicht mehr. Mousel hatte Zunge und Rachen untersucht, mit geschickten Fingern ihren Hals abgetastet, und sie hatte ihrem Atem gelauscht. Sichtlich zufrieden holte die Weise eine Tonflasche hervor und verabreichte ihrer Patientin zwei Schlucke daraus.
    »Magst du das?« fragte sie.
    Mallory lachte. »Wenn das Medizin ist, hab' ich nichts dagegen, krank zu sein!« sagte sie.
    »Ist gut«, gab Mousel ihr recht. »Später bekommst du mehr.« Mallory nickte schläfrig. »Sie soll drei-, viermal davon trinken«, wies die Wahrsagerin Gemma an. »Du auch, wenn du Kraft brauchst.«
    »Was ist das?«
    »Ein Spezialtrank. Etwas ganz Besonderes. Ich mache ihn selbst.«
    Mousel ergriff eine Hand von Mallory, und Gemma, die auf der anderen Seite des Bettes saß, tat es ihr nach. Sofort spürte sie ein neues Gefühl, eine Mischung aus Wärme und Unbehaglichkeit. Instinktiv schreckte sie vor der Unbehaglichkeit zurück, versuchte, sie von sich zu schieben, nur die Wärme aufzunehmen. Mallory murmelte schläfrig vor sich hin, und Gemma stellte fest, dass Mousel sie mit ihren strahlenden Augen fixierte.
    »Du hast heilende Hände«, sagte die Wahrsagerin. »Gut.«
    Ich? dachte Gemma und versuchte dahinterzukommen, was hier passierte. Aber das kommt doch bestimmt von dir. Sie war verwirrt.
    »Entspann dich«, wies Mousel sie an. »Hilf ihr.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Warte.« Mousels Ton verriet, dass sie nicht die Absicht hatte, sich zu weiteren Erklärungen hinreißen zu lassen, und Gemma zog sich in ihre eigene Gedankenwelt zurück. Sie hielt immer noch Mallorys Hand. So verharrten sie, bis Mallory in den Schlaf hinüberglitt.
    Inzwischen versuchte Arden, von Ehren und den anderen Dorfältesten so viel er konnte in Erfahrung zu bringen. Ihr Dorf hieß Keld, und die Ebene, auf der es stand, war unter dem Namen Maiden Moor bekannt. Die Hochebene erstreckte sich viele Meilen weit nach Süden, wo sie nach Osten schwenkte und so den Berg Blencathra zur Hälfte umschloss. Für Arden waren das gute Neuigkeiten, denn ihre Weiterreise versprach so viel schneller und sicherer zu werden. Leider wussten die Dorfbewohner nichts von einem Fluss unter der Hochebene. Nach Westen hin endete Maiden Moor in einer steilen Felsklippe, die Hunderte von Schritten in ein waldreiches Tal abfiel.
    »Nicht gerade der Ort für einen Abendspaziergang«, meinte Arden dazu.
    »Stimmt. Man kann eine ganze Weile schreien, bevor man unten aufschlägt«, erwiderte Ehren mit einem breiten Grinsen.
    Als Arden zum Gästehaus zurückkehrte, war Mousel bereits gegangen.
    »Wie geht es Mallory?« erkundigte er sich.
    »Schon viel besser«, antwortete Gemma und erzählte ihm, wie seiner Freundin aus dem Tal die geheimnisvolle Flüssigkeit eingeflößt worden war und sie anschließend immer wieder zwischen Wachen und Schlafen hin und hergeschwankt sei.
    »Es ist warm hier drin«, meinte er. »Ich könnte auch einen Schluck gebrauchen.«
    Gemma reichte ihm die Flasche. Er entkorkte sie, schnupperte daran und machte ein erstauntes Gesicht.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass das hier noch hergestellt wird«, sagte er und nahm einen Schluck.
    »Was ist es denn?«
    »Berginet. Frag mich nicht, was drin ist, außer wildem Honig, Alkohol und - wenn ich mich nicht völlig täusche - ein Hauch

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