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Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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die Wange. Mallorys Krämpfe ließen nach, nicht dagegen Gemmas frischgeborene Sorgen.
    Früh am Morgen brachen sie auf. Es war kalt, und schon bald waren sie froh, die westliche Route genommen zu haben. Anfangs konnten sie noch im Zick-Zack den grasbewachsenen Hang zwischen Felsbrocken und Felsvorsprüngen hinaufreiten, doch später waren sie gezwungen, abzusteigen und ihre Pferde zu führen. Der Boden wurde zunehmend schroffer, und immer häufiger mussten sie geradewegs bergan gehen, um größeren Geröllzonen auszuweichen. Mallory musste oft anhalten, und ihr Atem ging schwer. Gelegentlich fing sie wieder an zu husten, doch jedesmal eilte Gemma an ihre Seite und hielt ihre Hand, während sie eine Pause einlegten. Der Körperkontakt schien Mallory zu beruhigen.
    Arden beobachtete sie voller Sorge. Jetzt umzukehren bedeutete eine unerträgliche Verzögerung, doch Mallory blieb trotz ihrer Schwäche standhaft. »Es ist nicht die Krankheit, die einen beim Verlassen des Tals befällt«, meinte sie mit einem schwachen Lächeln. »Ich bin einfach die Bergluft nicht gewöhnt.«
    »Sie braucht Wärme, eine Pause und etwas Vernünftiges zu essen«, sagte Gemma zu Arden. »Gibt es hier vielleicht noch ein anderes Dorf?«
    »Das halte ich für unwahrscheinlich - nicht in dieser Gegend«, antwortete er. »Aber sobald wir eine geeignete Stelle gefunden haben, werden wir für ein paar Tage ein Lager aufschlagen, bis es ihr besser geht. Wir können alle eine Pause gebrauchen.«
    Der mühsame Anstieg setzte sich fort, der Berg zu ihrer Linken schien ihren armseligen Bemühungen Hohn zu sprechen. Am späten Nachmittag endlich überquerten sie den Kamm und stellten zu ihrer großen Überraschung fest, dass das Land dort nicht in ein weiteres Tal mündete. Statt dessen befanden sie sich am Rand einer weitläufigen Hochebene, die im Westen des Berges lag und sich weit nach Süden erstreckte. Selbst in dem schwindenden Licht war zu erkennen, dass kein Fluss diese Ebene durchquerte. Arden fluchte laut, doch Gemmas scharfer Blick hatte etwas entdeckt, das Hoffnung gab.
    »Ist das nicht Rauch?« fragte sie und zeigte in die entsprechende Richtung.
    Arden kniff die Augen zusammen.« Kann sein«, meinte er, »aber er ist viele Meilen entfernt. Bis heute Abend kommen wir auf keinen Fall soweit.«
    »Dann lass uns jetzt das Lager aufschlagen und morgen gleich bei Tagesanbruch aufbrechen«, antwortete Gemma. »Meinst du, es handelt sich um ein Dorf?«
    »Hoffen wir's«, gab Arden zurück. Er klang völlig mutlos.
    »Kommt schon, so schlimm ist es nicht«, sagte Mallory. »Vielleicht haben wir den Fluss nicht gefunden, aber wenigstens dürfte das Reisen auf dieser Hochebene einfacher werden. Wir können es in einem Tag bis auf die Südseite des Berges schaffen.«
    Ardens Gesicht hellte sich ein wenig auf, doch Gemma widersprach: »Wenn das ein Dorf ist, bleiben wir dort. Wenigstens ein paar Tage.«
    »Arden könnte vorgehen und sich umsehen«, fuhr Mallory fort. »Ich sehe es gar nicht gern, wenn er nichts zu tun hat.«
    »Er war noch nie besonders geduldig«, fügte Gemma hinzu.
    Arden betrachtete die beiden grinsenden Frauen, die eine Front gegen ihn gebildet hatten.
    »Wenn ihr zwei jetzt endlich fertig seid ...« meinte er. Dann lächelte er zurück. »Womit habe ich das eigentlich verdient?« fragte er den Himmel. »Alleine in der Wildnis mit zwei zänkischen Weibern.«
    »Die meisten Männer würden sich glücklich schätzen, mit solchen Schönheiten alleine zu sein«, gab Mallory zurück.
    Arden setzte ein idiotisches Gesicht auf, sein Tonfall wurde übertrieben.
    »Ich bin nur ein einfacher Junge vom Land, Ma'am. Ich bin nur für eine gerüstet.« Als sie losprusteten, fügte er mit seiner eigenen Stimme hinzu, »Außerdem bist du verheiratet.«
    »Soll das heißen, dass du mich nicht mehr liebst?« flehte ihn Mallory übertrieben jämmerlich an und musste erneut lachen. Einen Augenblick später änderte sich ihre Stimmung. Mallorys Vergnügtheit wich einem heftigen Hustenanfall, der sie, verzweifelt Luft schnappend, auf die Knie warf. Gemma blieb bei ihr und wickelte sie in Decken ein, während Arden ein Feuer entfachte und das Zelt aufschlug. Die Nacht hindurch lagen sie dicht aneinandergedrängt, und Gemma spürte, wie Mallorys Körper sich unter Fieberträumen schüttelte.
    Mit der Dämmerung kam neue Hoffnung auf. Mallory hatte sich beruhigt, war zwar immer noch schwach, aber im Südwesten war deutlich ein dünner Rauchkringel

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