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Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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in meiner Welt hinzunehmen, dachte sie. Dann kam ihr ein anderer Gedanke.
    »Hat Kris das nicht vorhergesehen?«
    »Nein. Er ist ebenso verwirrt wie alle anderen«, antwortete Arden. »Einige haben sich sogar gegen ihn gekehrt, weil er sie nicht gewarnt hat.« In seinen Worten schwang Bitterkeit mit.
    »In einem hatte er jedoch recht«, meinte Gemma.
    Arden sah sie an.
    »Und das wäre?«
    »Er hat gesagt, dass du eines Tages zum Freund des Tals werden würdest. Und ihnen helfen würdest, wenn sie es brauchten.«
    Ardens Gesicht blieb hart.
    »Ich werde es versuchen«, sagte er.

12. KAPITEL
    Nach zwei Tagen langsamen, aber steten Fortkommens wich die unversöhnliche Landschaft der Diamantenwüste einem leicht hügeligen Grasland, das mit dem Weiterreiten immer grüner wurde. Trotzdem bestand Arden darauf, zur heißesten Tageszeit Rast zu machen und nur morgens und abends zu reiten.
    Gegen Ende des dritten Tages durchquerten sie ein Wäldchen auf dem Grat eines Bergrückens und blickten auf das seltsamste und schönste Gebäude herab, das Gemma je gesehen hatte. Der große Saal, dessen Spitzbögen von elegant geschwungenen Stützpfeilern flankiert wurden, war ungeheuer hoch. Ein Turm am einen Ende stieg zur Sonne empor, seine obersten Steine schienen der Luft und dem Himmel zu gehören. Der Saal war von anderen Gebäuden umgeben, die alle aus demselben grauen Stein errichtet worden waren und alle in perfektem Ebenmaß.
    Gemma war so ergriffen von seinem Reiz, dass es einige Augenblicke dauerte, bis sie die fehlenden Dächer und blinden Fenster bemerkte und sah, dass die Krähen, die unter heiserem Rufen den Turm umkreisten, die einzigen Bewohner waren. Das elegante Gebäude war offensichtlich sehr alt. Ihre Besorgnis spannte sich wie ein Seil. Wie war das möglich? Dieses Gebäude war vor Jahrhunderten errichtet worden und war schon mehr Jahre, als sie zählen konnte, eine Ruine. Und doch hatte der Boden, auf dem es stand, vor fünfzehn Sommern noch nicht einmal existiert. Sie riss sich von dem Anblick los, drehte sich zu Arden um und stellte fest, dass er sie bereits ansah.
    »Es ist wunderschön, nicht wahr?« sagte er.
    »Ja.«
    »Es wird die Abtei genannt. Heute Nacht können wir hierbleiben. Die Brüder betreiben in den alten Badehäusern eine kleine Unterkunft für Reisende.«
    »Die Brüder?« »Männer, die ihr Leben Gott geweiht haben. Sie leben hier, weil sie sich hier den ewigen Wahrheiten näher fühlen.«
    Gemma wusste nicht, ob er hatte sarkastisch sein wollen.
    »Haben sie es erbaut?« fragte sie leise.
    »Ihre Vorfahren aus alter Zeit«, antwortete er mit Nachdruck. »Es ist Hunderte von Jahren alt, Gemma.«
    »Das sehe ich.«
    »Du wirst also zugeben -«
    »Das ganze Land hier muss irgendwo anders existiert haben«, ereiferte sich Gemma und unterbrach ihn, »Die Zerstörung hat es hierhergebracht.«
    Arden starrte sie an.
    »Du kommst wirklich aus einer anderen Welt«, meinte er.
    Gemma brach in Gelächter aus.
    »Früher einmal, ja«, stellte sie fest. »Aber das ist vorbei. Siehst du das nicht?«
    »Ich sehe nur, dass du wieder zu lange in der Sonne gewesen bist.«
    »Ich meine es ernst!« schimpfte sie, aber ihr breites Grinsen strafte ihre Behauptung Lügen. »Wo steht geschrieben, dass der Weltgeist nur einen Traum träumen kann? In dem einen warst du, in dem anderen ich. Die Zerstörung hat die beiden zusammengeführt.«
    Ihr Eifer amüsierte Arden. »Das klingt, als wäre der Weltgeist ebenso verrückt wie du. Ihr beide wärt ein gutes Paar.«
    »Sag so etwas nicht«, antwortete sie schockiert.
    »Ich glaube nicht an Götter oder an deinen Weltgeist«, erklärte er. »Kein Wesen mit dieser Macht hätte die Welt in ein solches Chaos gestürzt.« Er war ernst geworden.
    »Nicht der Weltgeist hat die Welt ins Chaos gestürzt«, behauptete Gemma, »sondern die Männer.«
    »Du vergisst dabei die Frauen«, erwiderte Arden leicht sauer.
    »Oh, wir helfen gerne - wenn ihr uns lasst«, entgegnete Gemma mit einem Grinsen.
    »Wann wären wir jemals in der Lage gewesen, euch an etwas zu hindern?« Arden grinste zurück. »Sag nichts!« fügte er rasch hinzu. »Komm. Wir können beide eine ruhige Nacht mit einem Dach über unseren Köpfen gebrauchen.«
    Seine Stimmung schlägt sehr schnell um, dachte Gemma. Eben ist er noch verärgert, dann lacht er, plötzlich ist er traurig. Kein Wunder, dass er nicht sesshaft geworden ist. Sie versetzte Mischa einen leichten Stoß, damit sie Lark folgte, und musste

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