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Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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dafür entschädigen, was ihm versagt geblieben ist. Verstehst du das?«
    Arden nickte. »Ich denke schon, aber was sind das für Fähigkeiten? Was genau hat er mit mir gemacht?«
    »Er hat nichts mit dir gemacht, Junge. Das war einfach seine Art, jemanden zu begrüßen, dich kennenzulernen. Er kann keine Fragen stellen wie die meisten von uns ...« Elway sah seine Tochter an und musste lächeln. »Also versucht er auf seine Weise, Dinge herauszufinden.«
    »Du meinst ... er kann meine Gedanken lesen?« Arden war entsetzt. Dann weiß er Bescheid!
    »In gewisser Weise, ja.« Elway schien daran nichts Außergewöhnliches zu finden.
    »Du brauchst nicht so ein besorgtes Gesicht zu machen«, warf Mallory ein, die nicht mehr länger schweigen konnte. »Er mag dich. Hast du das nicht gemerkt?«
    Arden hatte immer noch Mühe, das alles zu begreifen. »Dann habe ich die Prüfung also bestanden?«
    »Wenn du es so sehen willst«, meinte Elway ruhig. »Kris hat dich akzeptiert, also wird man dich auch im Tal akzeptieren. Du kannst gerne bleiben, solange du willst.«
    »Kris ist der Ansicht, dass du dem Tal eines Tages helfen wirst«, sagte Mallory voller Ungeduld. »Er wusste, dass du kommen würdest.«
    »Was soll das heißen? Woher hätte er das wissen sollen?«
    »Kris kann Dinge sehen, bevor sie geschehen«, sagte sein Ratgeber in aller Seelenruhe, so als mache er eine Bemerkung über den Ertrag der Kartoffelernte. »Vor einigen Tagen hat er uns erzählt, dass ein Junge ... ein Junge kommen würde, der uns ein Freund in der Not sein würde.«
    Arden sah ihn ungläubig an.
    »Er hat gesagt, ein Junge voller -« begann Mallory.
    »Still, Kind«, sagte Elway schnell.
    »Was? Was hat er gesagt?«
    Nach kurzer Überlegung gab der Farmer nach.
    »Er sagte: »Ein Junge voller Schmerzen, dessen Qualen im Verborgenen liegen und der anderen helfen könnte, aber nicht sich selbst.«
    In Ardens Herz und Verstand machten sich widerstrebende Gefühle breit. Was hatte das zu bedeuten? War es möglich, dass Kris alles wusste?
    »Das glaube ich nicht«, rief er, doch in seinen Augen stand etwas anderes geschrieben. »Niemand kann in die Zukunft sehen.«
    »Es gibt viele Möglichkeiten, Dinge zu wissen, Arden.«
    »Niemand erzählt dir etwas vom Ruf der Natur«, meinte Mallory. »Doch wenn sie einen ruft, weiß man sofort, dass man pinkeln gehen muss.«
    Ihr Vater brüllte vor Lachen - es klang gesund, unkompliziert.
    »Mallorys Beispiel ist ein wenig derb«, meinte er, »aber durchaus passend.«
    »Da ist etwas, das man durch Erfahrung lernt«, hielt Arden dagegen und hatte Mähe, nicht rot zu werden.
    »Und wir wissen auch, dass die Sonne heute Abend untergehen und morgen früh wieder aufgehen wird. Siehst du, ich kann auch ein Prophet sein.«
    »Das ist etwas anderes«, protestierte Arden.
    »Vielleicht kann Kris auf andere Erfahrungen zurückgreifen«, sagte Elway, der ernst geworden war. »Er lebt bestimmt in einer anderen Welt als wir.«
    An jenem Abend sprach Arden wenig, und seine neuen Freunden überließen ihn gerne seinen Gedanken. Als er zu Bett ging, kreisten Elways Worte ohne Ende durch seinen Kopf. Besonders ein Satz wiederholte sich immer wieder.
    Wir alle hier verfügen zu einem gewissen Teil über diese Fähigkeiten.
    Dieses Gespräch war eine der frühesten Lektionen, die Arden über das Leben im Tal und seine Bewohner erteilt bekam, und es war ganz gewiss nicht die letzte. Seine Neugier war grenzenlos, und er gab sich alle Mühe, das Gesagte auszuprobieren. Er fand sogar Zeit - hauptsächlich auf Mallorys Drängen -, ihnen etwas aus seinem eigenen Leben zu erzählen. Bewusst verschwieg er große Teile seiner Vergangenheit, aber er war nur zu bereit, Einzelheiten von seinen Reisen zu erzählen, von den Dingen, die er gesehen hatte, den Landschaften, den Städten und Tieren. Das Thema seiner eigenen Familie sparte er vollkommen aus und erwähnte nur, dass alle während Der Einebnung umgekommen waren.
    Ohne dass er es so recht bemerkte, blühte seine Freundschaft zu Mallory auf, und auch Teri und Horan gewannen ihn besonders lieb. Dieser erste Sommer im Tal war die glücklichste Zeit, die Arden je erlebt hatte, und doch wusste er, dass er es am Ende würde verlassen müssen.

11 . KAPITEL
    Horan sah, dass Arden alleine dasaß und auf die Felder hinausstarrte. Es war Spätsommer, und die ersten Blätter begannen sich zu verfärben. Arden saß ganz still und hatte das Kinn in eine Hand gestützt. Er fuhr auf, als Horan sich

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