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Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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verstecken«, sagte sie und zog eine Rose hervor. Eine rote Rose.
    Einen Augenblick lang hatte er die Vision zweier kopulierender Schlangen. Nach dem Liebesbeweis, den sie ihm gerade gezeigt hatte, wirkte das Bild wie eine Gotteslästerung.
    »Warum bist du nicht glücklich?« fragte sie.
    Er wollte etwas einwenden, hielt aber inne. Gemma lachte, doch in ihren Augen blitzte eine fremde Grausamkeit auf.
    »Freut mich, dich zu sehen«, meinte er schlicht.
    »Ich bin froh, dass du dich entschlossen hast, mich zu sehen«, antwortete sie.
    »Du bist mir ... wichtig«, meinte er und verfluchte sich, weil er es nicht fertig brachte, >ich liebe dich< zu sagen.
    »Ich?« Gemma riss die Augen auf »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Du musst es mir zeigen.« Ihre Bitte ging Cai zu Herzen, er konnte ihr trotzdem nicht nachgeben.
    »Das kann dir niemand beibringen. Am allerwenigsten ich. Ich verfüge selbst nicht über Zauberkraft.« Er fühlte sich matt - er hatte diese Rede schon so oft gehalten. »Sei du selbst.«
    Gemma schien verwirrt.
    »Das ist dein Königreich«, sagte sie. »Hier kannst du tun, was immer dir beliebt.«
    Dunkle Wirbel der Nacht füllten das Zimmer. Gemma sah sich um. »Von ihm ist auch keine Hilfe zu erwarten«, dachte sie entschieden.
    Cai fing innerlich an zu zittern. Er konnte sich nicht bewegen.
    »Alles in Ordnung?« fragte er besorgt.
    »Ja. Nein. Keine Ahnung. Alles ist so weit entfernt.« Hoffnungslose Verzweiflung spiegelte sich in Gemmas Gesicht.
    Das Traumszenario veränderte sich. Gemma marschierte auf der Stelle, dabei zuckten ihre Glieder unnatürlich.
    »Warum tue ich das?« fragte sie flehend. Dann veränderte sich ihr Gesicht, wurde leer, ausdruckslos. »Wer will diese Kraft beherrschen?« fragte sie mit monotoner Stimme. »Dem Mann, der es schafft, wird es an nichts mangeln.«
    Gemma schien in der Finsternis zu ertrinken, die den Raum füllte. Dann brachen Sterne aus dem Nichts hervor.
    »Sprich, Gemma!« beschwor Cai sie.
    Licht durchflutete den Raum, und plötzlich bekam er fürchterliche Angst. Er hatte versucht, sie zu beschützen, ihr die Wahrheit zu sagen, doch auf einmal war sie zu mächtig. Und frei.
    »Ich brauche deine Hilfe nicht mehr«, meinte sie. »Es ist vorbei .«
    In diesem Augenblick spürte er, wie sie sich das Wissen zu eigen machte, das Wissen, dass er ihr solange verschwiegen, vor ihr verborgen hatte. Er hatte nicht die Macht, sie aufzuhalten. Statt dessen wurde seine Schwäche seine Gabe an sie, das einzige Geschenk, das er noch machen konnte.
    »Wie einfach!« rief sie entzückt. »Wieso bin ich nicht selbst darauf gekommen!«
    Plötzlich wurde der Raum in völlige Dunkelheit getaucht, doch diesmal war es so still wie in einem Grab. Panik verbreitete sich explosionsartig in Cais Innerem.
    Er war blind, einsam, hilflos. Sie hatte ihn verlassen.
    Eine schwächer werdende Stimme meinte: »Du hast dich geirrt. Es gibt noch Zauberei. Und jetzt ...« Die Stimme verhallte, und es wurde still.
    Cai erwachte mit Tränen in den Augen. Sie stammten aus dem Traum. Die, die dann kamen, kamen aus seinem Herzen.

18 . KAPITEL
    Arden erreichte das Gasthaus in der grauen Stunde kurz vor Anbruch der Dämmerung, die Gemma die >Stunde des Wolfes< genannt hatte. Sie schlief, als er hereinkam, und trug noch immer ihr rotes Kleid. Im Gasthaus hatte niemand gewusst, wohin Arden gegangen war, also hatte sie gedacht, es wäre am besten, zu bleiben, wo sie war. Nach zwei Stunden war sie eingenickt. Ihre aufgewühlte Stimmung war der Erschöpfung gewichen.
    Sie wachte auf, als er ihr gemeinsames Zimmer betrat, und lächelte ihn an. Der Triumph stand ihr in den verschlafenen Augen. Erleichterung, Zorn und Neugier huschten in rascher Folge über sein Gesicht.
    »Wo bist du gewesen?« Er schüttelte den Kopf. »Und wo hast du diese Kleider her?«
    »Gefallen sie dir nicht?« fragte sie neckisch.
    »Du lieber Gott«, erwiderte er. »Du siehst aus wie eine ... du siehst ziemlich gut aus.« Er ging zum Bett, zog sie auf die Beine und drückte sie an sich. Gemma erwiderte die Umarmung. Seine Gefühlsäußerung berührte sie und richtete sie auf. Sie lösten sich voneinander, beide waren voller Fragen, doch es war Arden, der zuerst sprach und den Bann brach.
    »Du wirst mir einiges erklären müssen«, sagte er streng.
    »Mehr, als du je erraten wirst«, antwortete sie.
    Und dann erzählte sie ihm die Geschichte. Arden hielt sich bis kurz vor Schluss mit seinem Kommentar zurück, als Gemma davon

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