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Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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Ich muss schon bald zum Gericht.«
    Tatsächlich fand die Anhörung jedoch nicht an diesem Tag statt - und auch nicht am darauffolgenden. Das Feuer im Weißen Viertel, wie Mendles Bezirk genannt wurde, hatte mehrere Opfer gefordert, darunter einflussreiche Männer der Stadt. Da die Mitglieder der Gilde auch als Richterschaft fungierten, befand sich das gesamte Rechtssystem der Stadt in einiger Verwirrung. Dieser Zustand wurde durch die Ereignisse des folgenden Tages noch verschlimmert.
    Als Arden am späten Vormittag zusammen mit einem Dutzend anderer enttäuschter Kläger herauszufinden versuchte, was mit ihren Fällen geschehen sollte, wurde die Stadt von einer Gruppe Himmelsraben angegriffen. In Berichten schwankte ihre Zahl von sechs bis zu einhundert, und als die massigen Vögel am Himmel dahindonnerten, explodierten Gebäude unter ihnen zu einem Haufen rauchender Trümmer. Eine Panik brach aus, und es dauerte einige Zeit, bis die Miliz der Gilde die Situation unter Kontrolle bekam. Mittlerweile breiteten sich die unglaublichsten Gerüchte aus wie ein Lauffeuer - angefangen von Hexerei bis hin zu Vulkanausbrüchen wurde alles für die Feuer verantwortlich gemacht. Die meisten dieser Geschichten waren offenkundig absurd, eine Geschichte jedoch, die sich hartnäckig hielt, berichtete davon, mehrere der metallenen Himmelsraben seien auf dem ebenen Gelände südlich der Stadt gelandet, wo sie von einer Gruppe von Leuten aus Newport empfangen worden seien. Zu dieser Gruppe gehörten eine oder mehrere unbekannte Personen in einer Kutsche. Anschließend waren die Himmelsraben wieder davongeflogen.
    Von denen, die die Raben angeblich empfangen hatten, war niemand erkannt worden - es hieß, sie seien nicht in die Stadt zurückgekehrt. Einige waren sogar der Ansicht, sie seien von den metallenen Vögeln davongetragen worden. Aus all diesen lebhaften Mutmaßungen trat eine Tatsache deutlich zu Tage.
    Tot oder lebendig, Mendle war nicht länger in Newport.
    Drei Tage später hatte sich die Gilde auf die neue Situation eingestellt. Zum einen hatte Lunkett das Chaos dazu benutzt, die Zügel der Macht stärker an sich zu reißen, und er war bestrebt, seine Macht unter Beweis zu stellen. Um wenigstens den Anschein von Normalität wiederherzustellen, ordnete er an, die Gerichtsverhandlungen augenblicklich aufzunehmen. Nach der langen Warterei war Arden zuversichtlich, endlich gehört zu werden. Die offene Sitzung sollte am nächsten Morgen abgehalten werden.
    Während all dieser Zeit war Gemma auf ihrem Zimmer geblieben. Arden hatte daran gedacht, umzuziehen, sich dann aber dagegen entschieden - in den Wirrnissen der Dunkelheit war es unwahrscheinlich, dass jemand ihre Rückkehr in das Gasthaus bemerkt hatte, und sie war sicherer dort, wo sie war. Voller Angst und weil sie viel nachdenken musste, hatte Gemma dies hingenommen, aber jetzt wollte sie unbedingt die Verhandlung sehen und versuchte Arden zu überreden, dabeisein zu dürfen.
    »Wo soll sie denn abgehalten werden?« fragte sie.
    »Auf dem Platz des Collosseums.«
    »Unter freiem Himmel? Wird sie deswegen offene Sitzung genannt?«
    »Eigentlich nicht«, erwiderte Arden. »Man macht das, damit möglichst viele Menschen zuhören und ihre Meinung kund tun können.«
    »Das klingt nicht gerade praktisch.«
    »Es ist hier Tradition. Alle Mitstreiter erhalten Gelegenheit, sich zu äußern, nicht nur die Richter, sondern auch das Publikum. Auf diese Weise können die Männer aus der Gilde sicherstellen, dass die Verleihung des Gerichtspreises an den Gewinner von der Öffentlichkeit gebilligt wird.«
    »Augenblick mal«, meinte Gemma. »Wieso nennt man euch Mitstreiter? Und was ist ein Gerichtspreis? Ist das nicht ein amtliches Gericht?«
    Arden musste schmunzeln, als er ihr verwirrtes Gesicht sah.
    »Natürlich«, sagte er. »Aber es ist lediglich eine vorläufige Anhörung, in der darüber entschieden wird, ob der Fall vor das Gildengericht kommt. Dort wird dann endgültig entschieden - aber zuerst muss man diesen Gerichtspreis verliehen bekommen.«
    »Was für ein System!« rief sie.
    »Es gibt schlimmere«, meinte er voller Ernst.
    »Wie viele Mitbewerber gibt es?«
    »Drei.«
    »Und was geschieht, wenn wir verlieren?« fragte sie ruhig, darauf bedacht, in der Mehrzahl zu sprechen.
    »Dann gehen wir nach Hause«, meinte Arden schlicht.
    Sie sahen sich an und mussten lachen.
    »Und wo wird das sein?« fragte Gemma.
    »Überall, nur nicht hier«, antwortete er lachend. »Aber

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