Die träumende Welt 01 - Der Traumstein
Zusammengehörigkeit, ihre Entschlossenheit. Und dann hatte sie eine Idee. Wenn nur ...
Der Schrei der Gänse wurde lauter, und als noch mehr Menschen den Kopf hoben, brach die Formation auseinander, und die Vögel kreisten einen Augenblick lang verwirrt umeinander. Dann fanden sie zurück zu der vertrauten Pfeilspitze und flogen weiter. Nach Südosten.
Genau auf das Tal zu.
Jetzt entstand ein Gemurmel in der Menge, und mehrere zeigten mit den Fingern auf die Vögel. Irgendjemand rief »Ein Zeichen!«, und andere nahmen den Ruf auf. Augenblicke später war der Platz erfüllt von Rufen und erleichtertem Lachen. Gemma, bis ins Mark erschüttert von dem, was sie gerade gesehen hatte, sah hinüber zu Arden und stellte fest, dass er in den Himmel blickte und lächelte.
Danach konnte der nächste Schritt des Verfahrens nur noch eine Formsache sein. Der blau gewandete Mann verkündete leidenschaftslos die Ächtung der Sonnendiebe im Westen, hinter dem Wall aus blauen Flammen.
»Unsere Sonne wird mit jedem Aufgehen kleiner, schwächer. Bald wird die ganze Erde mit Eis bedeckt sein.« Dies wurde mit Geheul und einigem Spott begrüßt, wie auch seine folgende Behauptung, dass hinter dem Wall aus Elementalen eine weitere Welt existiere. In Newport kannte man die irren Doktrinen der Sekte der Blauen Flammen, und die Menge hatte all das schon gehört.
Gemmas Gedanken kreisten immer noch verwirrt, so dass sie nur wenig von der Ansprache des Fanatikers mitbekam. Seine letzten Worte jedoch erregten ihre Aufmerksamkeit.
»Die ganze Welt spielt verrückt. Wir müssen sie heilen. Zerstört die Eindringlinge, bevor sie uns zerstören.«
Neue Zwischenrufe begleiteten diese Schlussbemerkung, und die Menge verlangte, dass man Arden den Sieg zusprach. Der Richterspruch glich einer Vorverurteilung - einstimmig zu Ardens Gunsten. Der blau gewandete Mann stieg hinunter, und der Fischer kehrte zurück und stellte sich neben Arden, um den endgültigen Spruch abzuwarten. Der Richter in der Mitte erhob sich unter großem Getöse, um eine kurze Zusammenfassung der beiden Bitten vorzutragen. Es war offensichtlich, dass die Menge jetzt längst nicht mehr einer Meinung war. Vielleicht dachte mancher auch an die finanziellen Risiken. Miteinander wetteifernde Gesänge erhoben sich in Teilen der Menge, während die fünf Richter sich berieten. Endlich waren sie soweit. Eine erwartungsvolle Stille legte sich über die Menge.
Der erste Richter erhob sich. Er nahm sein Steinzeichen und stellte sich vor die Menge. »Richter Mayer entscheidet folgendermaßen.« Mit diesen Worten legte er das Gewicht auf die Seite des Fischers. Stöhnen und zufriedene Rufe füllten die Luft.
Der nächste Richter wartete, bis sich das Getöse gelegt hatte, bevor er seinen Namen bekanntgab und seine Stimme für Arden abgab. Die Waage pendelte sich wieder sacht schwingend in der Mitte ein. Unter zunehmendem Lärm entschied sich auch der folgende für Arden, doch der vierte stimmte wieder für den Fischer, so dass die endgültige Entscheidung in den Händen des mittleren Richters lag.
Ich würde zu gern wissen, auf wen seine Leute gesetzt haben, dachte Gemma. Doch dann erhob sich der Mann, und sie vergaß alle gehässigen Gedanken. Alles, was jetzt zählte, war, dass Arden gewann. Bitte!
Der letzte Richter ließ den Blick über die Menge schweifen, die ihn mit einer geräuschvollen Mischung aus Ratschlägen, Aufmunterungen und Drohungen bestürmte. Sein Gesicht zeigte noch immer keinerlei Regung. Endlich sank das Getöse auf eine Lautstärke, dass er sich Gehör verschaffen konnte.
»Richter Quillian entscheidet wie folgt!« Die tiefe Stimme dröhnte noch über den Platz, als er seinen Zählstein platzierte.
Auf Ardens Seite.
Erleichtert schloss Gemma die Augen, als das vielstimmige Durcheinander erneut ausbrach und alles zu den Tischen der Spieler drängte. Ihr Herz schlug noch immer schnell, als sie ein paar Augenblicke später die Augen wieder öffnete. Arden war nirgends zu sehen, aber Gemma konnte einen flüchtigen Blick auf den Mann in dem blauen Gewand erhaschen, der gerade den Platz verließ. Einer Eingebung folgend ging sie ihm nach, rannte, wo es möglich war, und holte ihn ein. Als sie ihm auf die Schulter tippte, wirbelte er herum, die Hände zum Schutz erhoben, einen stechend intensiven, irren Blick in seinen blauen Augen. Gemma, leicht außer Atem, fuhr zurück.
»Kann ich ... Sie sprechen?« fragte sie.
Der Mann wurde etwas entspannter und nickte,
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