Die träumende Welt 01 - Der Traumstein
Glückwünsche gaben die Stimmung der gesamten Gruppe wider.
Danke, mein Lehrer. Em, erwiderte der Kleine, den Mund voller Skorpion und die Stimme voller Stolz.
»Was sollte denn das?« fragte Arden leise.
»Jeder Erwachsene bringt einem der Kinder bei, wie man Nahrung findet. Der Skorpion ist eine ihrer wichtigsten Lektionen«, erklärte sie.
Dann wurde Gemma von den Meyrkats bestürmt und mit Fragen überschüttet. Schon bald drehte sich ihr der Kopf, und sie musste Ox bitten, die ganzen Fragen in irgendeine Art von Ordnung zu bringen. Er tat es, und anschließend konnte Gemma Arden davon überzeugen, dass sie mit dem Clan kommunizieren konnte. Nicht, dass es noch eines Beweises bedurft hätte - der Umstand, dass die scheuen Tiere sie so nahe heranließen, war Beweis genug für ihr ganz besonderes Verhältnis. Trotzdem bestand sie auf einer Demonstration und verriet Arden vorab, worum sie die Meyrkats bitten wollte. Die Tiere folgten ihren Anweisungen und amüsierten sich großartig dabei. Für sie war es ein Spiel. Und als Gemma schließlich verkündete, es sei genug, gab es einstimmigen Protest. Die Folge war, dass das Spiel fortgesetzt wurde, und langsam fanden auch die beiden Menschen ihren Spaß daran. Gemma hatte ursprünglich ganz einfache Dinge von ihnen verlangt - ein bestimmtes Tier sollte vortreten, einen Warnpfiff ausstoßen und so weiter. Jetzt schlugen sie auf Geheiß Purzelbäume, begruben sich gegenseitig bis zum Hals im Sand, und drei Junge hüpften über Ardens ausgestrecktes Bein.
Die fröhliche Atmosphäre übertrug sich auf die darauffolgende Unterhaltung. Gemma wollte verschiedene Fragen stellen, und eine Gruppe von fünf Meyrkatältesten erklärte sich bereit, sie nach bestem Vermögen zu beantworten. Ein paar von den anderen blieben, um zuzuhören, mischten sich jedoch nicht ein. Arden entschuldigte sich nach einer Weile, da er nach den Pferden sehen wollte. Außerdem war es für ihn frustrierend, dass er an der Kommunikation nicht teilhaben konnte, und Gemma zu unterbrechen und um Erklärungen zu bitten, fand er unangebracht.
»Sie wünschen dir alles Gute«, rief sie ihm nach, als er ging.
Offensichtlich hatte sie Mühe, nicht zu lachen - denn tatsächlich hatte Ox gesagt: Möge dein Land immer stark sein und deine Paarungen gute Kinder hervorbringen.
»Sag ihnen >Vielen Dank<«, erwiderte Arden mit einem Lächeln. »Ich wünsche ihnen auch alles Gute. Amüsante kleine Burschen sind das.«
Gemma übermittelte den Meyrkats seinen Gruß - und veränderte ihn leicht bei der Übersetzung. Dann begann sie aufgeregt, ihre Fragen zu stellen. Sie war bereits mit den feinen Unterschieden in Klang und Lautstärke vertraut und konnte sogar ihre >Stimmen< unterscheiden. Nach einer Weile wurde die Nennung des Namens am Ende einer jeden Äußerung fast überflüssig, und sie schaffte es, jeden Sprecher anzusehen.
Wie lange lebt ihr hier schon? Gemma.
Länger als es Wissen gibt. Od.
Der Clan erneuert sich. Av.
Neuer Bau nach dem Beben. Aber in derselben Gegend. Ox.
Das Beben war offenbar der Ausdruck der Meyrkats für Die Einebnung. Von ihren früheren Gesprächen wusste Gemma, dass der Clan seinem Territorium große Bedeutung beimaß und es gegen alle Neuankömmlinge verteidigte, trotzdem konnte sie sich nicht recht vorstellen, dass sie kein freundlicheres Zuhause hatten finden können als die Mitte der Diamantenwüste. Sie fragte, ob sie je daran gedacht hatten, weiterzuziehen. Die erste Antwort kam von einem Weibchen, das bisher nicht gesprochen hatte.
Früher hat es Wanderer gegeben. Vor langer Zeit. Ul. In ihrer Stimme lag Wehmut.
Unsere Wege des Wissens sind jetzt besser. Av, meinte die ältere Frau leise, doch Od unterbrach sie entschieden.
Wir können nicht fort. Der Gott verlangt unseren Gesang, und der Clan will nicht riskieren, dass er zornig wird. Od.
Welchen Gesang? Gemma.
Den Gesang an den Gott. Wenn der Wind dreht. Od.
Gemma wusste nicht recht, wie sie das verstehen sollte, und beschloss daher, zu raten.
Ist der Stein der Gott? Gemma.
Ihre Frage rief unter den Meyrkats große Aufregung hervor, und ihre Köpfe drehten sich rasch mal hier-, mal dorthin, so als wollten sie sehen, wie die anderen reagierten. Schließlich antwortete das dritte Männchen.
Der Gott-Himmel-Feuer-Stein ist das Geschenk Gottes an uns. Er stand einst hier und verwandelte die Luft in Stein. Ed.
Wir bewachen ihn immer noch. Ul.
Einige Geschichten besagen, er sei in dem Stein. Ed.
Dann singt
Weitere Kostenlose Bücher