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Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Die träumende Welt 01 - Der Traumstein

Titel: Die träumende Welt 01 - Der Traumstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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war voller Träume.
    Arden hatte sich in einem Irrgarten aus Metall verlaufen. Endlos lief er durch lange Korridore, über eiserne Brücken und stählerne Abgründe, treppauf und treppab über schwach schimmernde Stufen. Lärm und Hitze bedrängten ihn von allen Seiten. Wasser schoss durch Kanäle hindurch, dass ihm bange wurde, und aus verborgenen Geysiren zischte Dampf.
    Er ging weiter und weiter, kam aber nicht von der Stelle. Er befand sich in einer Tretmühle, dazu verdammt, seine Reise bis in alle Ewigkeit zu wiederholen, um sie jedesmal am Ziel erneut zu vergessen - ein endloses Entdecken von etwas, das er längst kannte.
    Die Brücke war schmal und überspannte einen Graben. Weit unten schoss weißes Wasser vorbei. Arden hatte sie bereits zur Hälfte überquert, als er die Gruppe von Frauen und Männern bemerkte, die mit verschränkten Armen auf der gegenüberliegenden Seite wartete und sein Weiterkommen mit kalter regungsloser Miene verfolgte.
    Sie tragen Masken, dachte er.
    Dann begann die Gruppe zu rufen, auf ihn zu zeigen. Arden versuchte, ihnen zuzulächeln, doch es war unmöglich. Er berührte seine Wange mit der Hand und fühlte Metall. Verzweifelt riss er an der Maske, doch sie rührte sich nicht - wie er es auch versuchte, er wurde dieses fürchterliche Ding nicht los, mit dem man sein Gesicht versiegelt hatte. Er schrie, verlor das Gleichgewicht und stürzte von der Brücke. Dabei sah er für einen kurzen Augenblick Gemma in der Gruppe mit den eisernen Gesichtern. Sie rief etwas, doch er bekam nur ihre letzten Worte mit.
    »Hilf mir Cai!«
    Arden stürzte in die metallenen Tiefen.
    Als das erste Licht des neuen Tages durch die offene Zeltklappe drang, saßen die beiden sich kerzengerade gegenüber. Sie hatten beide die Augen weit aufgerissen, und doch sahen sie unterschiedliche Welten. Der Schock stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Langsam wurden ihre Blicke wieder schärfer, und die beiden konnten sich wieder so sehen, wie sie waren.
    »Du hast geträumt«, sagte Gemma, um ihre Stimme auszuprobieren. Sie musterte ihn mit gerunzelter Stirn. »Was sind das für Zeichen auf deinem Gesicht?«
    Arden berührte vorsichtig seine Wange. Sie fühlte sich beruhigend warm und weich an, doch es gab entzündete Stellen, an denen die Haut empfindlich und fast gerissen war.
    »Es waren Alpträume«, sagte er langsam. »Glaube ich wenigstens.« Die Einzelheiten schwanden bereits wieder aus seinem Gedächtnis. »Wieso soll Cai dir helfen?«
    Gemma war sprachlos. »Ich weiß es nicht. Ich träume manchmal von ihm«, erzählte sie nach einer Weile.
    »Offenbar hast du große Stücke auf ihn gehalten.« Ardens Stimme enthielt einen kaum spürbaren Unterton von Ärger.
    »Ja, das habe ich. Er war der einzige, der mich je verstanden hat.«
    Anschließend entstand ein langes Schweigen, keiner war erpicht darauf, die Unterhaltung fortzusetzen. Doch der Tag wurde Wirklichkeit, und allmählich verloren die Träume ihre Kraft.
    »Wie fühlst du dich?« fragte Gemma schließlich.
    »Viel besser.« Plötzlich grinste er. »Fast wieder wie ein Mensch. Außerdem habe ich Hunger.«
    Nach dem Frühstück führte Gemma ihn zum Clan-Bau, wo ein ziemliches Gewimmel herrschte. Die Beschaffung von Nahrung in ausreichenden Mengen verlangte den kleinen Tieren in dieser kargen Gegend eine unablässige Anstrengung ab. Doch sofort als der Posten die Menschen näherkommen sah, spürte Gemma, wie die Neuigkeit an den Clan weitergegeben wurde, und es versammelte sich eine Gruppe Meyrkats. Sie war bereits sehr beliebt, so fremd und interessant, wie sie für die Tiere war, und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Als sie jedoch Arden auf eine freie Fläche in der Nähe eines Eingangs führte, empfing sie eine scharfe Warnung.
    Sag nichts, befahl ein erwachsener Meyrkat. Es würde den Kleinen stören. Od.
    Gemma gehorchte und gab Arden ein Zeichen, er solle stehenbleiben. Sie legte die Finger an die Lippen. Vor ihnen, unter der Obhut von Od und einer wachsenden Menge interessierter Zuschauer, umkreiste ein sehr junger Meyrkat einen Skorpion. Für einen so jungen wäre der Stich vermutlich tödlich, und Gemma spürte die Spannung der Zuschauer. Warum helfen sie ihm nicht? dachte sie insgeheim.
    Das winzige Tier schlug nach dem Skorpion und schoss vor, um den giftigen Schwanz abzubeißen. Für einen Augenblick entkam ihm sein Opfer, schließlich jedoch hatte er Erfolg und verspeiste glücklich seine Beute.
    Gut gemacht, Em. Du lernst schnell. Od. Die

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