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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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sprechen konnte, genauso, wie ein Zauberer mit seinen Vertrauten sprach. Mittlerweile hatte sie sich an diese Fähigkeit gewöhnt, und selbst ihre Eigenart, ihren Namen an das Ende einer jeden gedanklichen Übertragung anzuhängen - was anfangs für nicht geringe Verwirrung gesorgt hatte -, war ihr zur zweiten Natur geworden. Sie hörte es gar nicht mehr.
    Ich muss weiterziehen, erklärte Gemma ihnen.
    Ein paar von uns werden dich begleiten, antwortete Ul.
    Gemma beugte sich vor. Ihr wurde bei den Worten des Meyrkats ganz leicht ums Herz - und bei der Aussicht auf ihre Gesellschaft. Dabei spürte sie die ersten Regentropfen auf ihrer ausgestreckten Hand. Die wenigen Regentage, die es jeden Winter in der Wüste gab - die Meyrkats nannten ihn die Zeit des Grüns -, hatten gerade begonnen.
    Der erste Schauer reichte gerade, um die Wüstenoberfläche ein wenig zu befeuchten, trotzdem brachte er eine überraschende Vielfalt neuer Gerüche hervor, und die Luft schien plötzlich klar und rein. Die Meyrkats waren sichtlich entzückt und verliehen ihrer Freude mit kleinen Pfeifgeräuschen Ausdruck. Ein Stück weiter konnte Gemma sehen, wie immer mehr von ihnen aus dem Bau des Clans hervorkamen, um sich des feuchten Morgens zu erfreuen.
    Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Trio vor ihr.
    Ich habe eine weiten Weg vor mir. Er reicht weit über euer Gebiet hinaus, erklärte sie.
    Das wissen wir. Es hat einmal Wanderer gegeben. Jetzt werden sie wiederkommen.
    Uls Worte enthielten den wehmütigen, romantischen Unterton, an den Gemma sich inzwischen bei ihr gewöhnt hatte, doch diesmal klang auch noch eine gewisse Aufgeregtheit mit. Selbst Od ist einverstanden, fügte Ul hinzu.
    Gemma betrachtete das Männchen, mit dem sie gesprochen hatte, und musste lächeln. Damit wäre die Angelegenheit dann geklärt, dachte sie für sich. Od war ihr immer als Traditionalist erschienen, eher unnachgiebig und dogmatisch. Sie hatte allen Grund, ihm für seine Willensstärke während des Gesangs am Vorabend dankbar zu sein, und mochte ihn genauso wie die anderen. Er war zweifellos der Experte des Clans in allen Dingen, die den Stein betrafen. Jetzt erschallte seine sonore >Stimme< in ihrem Kopf.
    Ich werde bleiben, stellte Od großartig fest. Der Clan muss sein Versprechen halten. Das Singen wird andauern. Doch wir sind zahlreich jetzt. Deine Rückkehr, Gemma, war ein Zeichen. Wir haben andere Pflichten. Es wird wieder Wanderer geben.
    Aus einem Clan werden zwei werden, erläuterte der dritte Meyrkat.
    Seid ihr sicher, dass euch die Teilung nicht schaden wird? fragte Gemma. Sie wusste, dass die große Stärke der Meyrkats in ihrer Fähigkeit lag, als Gruppe zu handeln, in der jeder einzelne seine besonderen Fähigkeiten zum Wohl des Clans einsetzte. Eine Aufteilung würde sie unzweifelhaft schwächen und sie in der harten Umgebung anfälliger machen. Außerdem hatte sie Angst, sie könnte ihre Fähigkeit verlieren, mit ihnen zu reden. Gemma war überzeugt, dass ihre magische Fähigkeit mit einer Mehrfachexistenz verknüpft war und es daher der Clan selber war, der sie befähigte, mit den einzelnen Individuen zu sprechen, und nicht umgekehrt. Den Meyrkats schien dies jedoch keine Sorgen zu bereiten.
    Das Wissen des Clans ist groß, zitierte Ul.
    Wir haben genügend Krallen. Kein Graben ist länger als der, den wir alle graben können, fügte Id hinzu.
    Die Zeit des Grüns wird das Umherwandern erleichtern, meinte Od. Eine gute Zeit für einen Neubeginn.
    Unser Schicksal will es so, schloss Ul.
    Gemma war immer noch zu steif und müde für eine weite Reise, daher verbrachte sie den Rest des Tages damit, eine Bestandsaufnahme ihrer Situation zu machen. Ihre Vorräte waren recht dürftig, sie hatte weder Lebensmittel noch Wasser oder Gerät - nicht einmal ein Messer oder eine Zunderbüchse zum Feuermachen. Sie besaß nichts weiter als die Kleider, die sie am Leibe trug, und die Trümmer des Drachens. Sie verfluchte sich, weil sie so ungenügend vorbereitet war, dann jedoch überlegte sie, dass es ausschließlich darum gegangen war, den Stein rechtzeitig zu erreichen. Erst jetzt, nachdem sie in dieser Hinsicht alles in ihrer Macht Stehende unternommen hatte, konnte sie sich auf das Überleben und den nächste Abschnitt ihrer Reise konzentrieren.
    Sie machte das Beste aus dem, was sie hatte, und baute einen behelfsmäßigen Schutz aus dem Drachenmaterial. Der Regen war ihr zwar willkommen, nachts jedoch würde es kalt werden, und sie hatte

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