Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Traumfängerin - Roberts, N: Traumfängerin

Die Traumfängerin - Roberts, N: Traumfängerin

Titel: Die Traumfängerin - Roberts, N: Traumfängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
nehmend.
    „Miss Fields! Wie schön, Sie zu sehen.“ Alex stand auf dem Treppenabsatz vor einer baufälligen Wand, von der Tapete und Farbe abblätterten. Er schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln, dann zog er wieder an seiner Zigarre, während er darauf wartete, zur nächsten Aufnahme vor die Kamera geholt zu werden.
    „Mit Ihnen muss ich auch noch reden“, fuhr sie ihn an. Unbeeindruckt davon, dass er sie völlig verwirrt anstarrte, folgte sie David mit großen Schritten durch den Flur.
    Der Gang war eng und düster. Spinnweben hingen von der Decke herab, doch sie nahm es nicht wahr. Dort, wo einst Bilder gehangen hatten, waren helle viereckige Flecken zurückgeblieben. Unbeirrt drängelte sie sich an den Tontechnikern und Kameraleuten vorbei und betrat dicht hinter David das Zimmer.
    Sie hatte schon den Mund geöffnet, um ihn weiter anzugiften,doch plötzlich stockte ihr der Atem. Es traf sie wie ein Schock. Sie zitterte. Ein Schauer durchfuhr sie und ließ sie erstarren.
    Der Raum war perfekt ausgeleuchtet für die Filmaufnahmen, doch sie nahm die Kameras und Kabel überhaupt nicht wahr. Sie sah nur die Tapete, hellrosa Rosenblüten auf einem cremefarbenen Untergrund, und ein Himmelbett mit schweren Vorhängen in demselben Muster. Die Daunendecken waren ordentlich glatt gestrichen, neben dem Bett stand ein zierlicher Stuhl aus Mahagoni, der in der Mitte ziemlich durchgesessen war. Auf einer polierten Kommode aus dem gleichen Holz stand eine hohe Kristallvase mit einem üppigen Rosenstrauß. A. J. atmete den betörenden Duft ein. Doch sie sah noch viel mehr – und sie hörte Stimmen.
    Du hast mich betrogen. Du hast mich mit ihm betrogen, Jessica.
    Nein! Niemals! Ich schwöre es bei Gott. Bitte, ich flehe dich an, tu es nicht. Ich liebe dich. Ich …
    Lügen! Nichts als Lügen! Ich werde dich zum Schweigen bringen.
    Schreie. Dann absolute Stille, hundertmal schlimmer.
    A. J.s Handtasche fiel mit einem dumpfen Geräusch zu Boden.
    „A. J.“ David schüttelte sie, während alle anderen in ihrer Arbeit innehielten und sie irritiert anstarrten. „Was ist los mit dir?“
    Panisch klammerte sie sich an seinem Hemd fest. Selbst durch den Stoff konnte er die Eiseskälte spüren, die sie ausströmte. Ihre Augen waren auf ihn gerichtet, doch sie sah ihn nicht an. „Das arme Mädchen“, murmelte sie tonlos. „Oh, Gott, die Arme!“
    „A. J.!“ Mit äußerster Willensanstrengung gelang es ihm, ruhig zu bleiben. Sie war leichenblass, doch am meisten beunruhigten ihn ihre dunklen, glasigen Augen, die durch ihn hindurchzusehen schienen. Starr blickte sie geradeaus, als sei sie in Trance. David nahm ihre eiskalten Hände in seine. „Welches Mädchen, A. J.?“, fragte er eindringlich.
    „Er hat sie getötet. Hier, in diesem Raum. Auf dem Bett. Sie konnte nicht mehr schreien, weil er sie erwürgt hat. Mit seinen bloßen Händen hat er ihre Kehle zugedrückt. Und dann …“
    „A. J.“ Er fasste sie am Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Hier steht kein Bett. Dieser Raum ist leer.“
    „Es …“ Sie rang nach Luft, dann schlug sie die Hände vor ihr Gesicht. Übelkeit überkam sie. „Ich muss hier raus.“ Mit letzter Kraft bahnte sie sich den Weg vorbei an den Technikern und dem Kameramann, erreichte die Tür und rannte hinaus. Sie taumelte durch den Regen und war schon an den Stufen zur Auffahrt, als David sie einholte.
    „Wohin willst du?“, rief er. In diesem Moment durchbrach ein Donner das unablässige Rauschen des Regens, unmittelbar gefolgt von einem Blitz, der das Haus in ein gespenstisches Licht tauchte.
    „Ich muss …“ Verloren sah sie sich um. „Ich fahre in die Stadt zurück. Sofort.“
    „Lass mich dich begleiten.“
    „Nein.“ Wie getrieben rannte sie vorwärts, doch sie strauchelte. David fing sie im letzten Moment auf. „Mein Wagen steht direkt hier.“
    „In deinem Zustand wirst du nirgendwo hinfahren.“ Energisch zog er sie zu seinem eigenen Auto, nur widerstrebend folgte A. J. „Setz dich rein, ich bin sofort zurück“, forderte er sie auf und schloss die Tür.
    A. J. hatte nicht die Kraft zu widersprechen. Zitternd kauerte sie sich in den Sitz. Ich brauche nur eine Minute, versprach sie sich selbst. Nur eine Minute, um mich wieder zu fassen. Sie wusste nicht, wie lange David fort war. Doch als er zurückkehrte, bebte sie noch immer am ganzen Körper.
    Wortlos legte er ihre Tasche auf den Rücksitz und wickelte fürsorglich eine warme Decke um A. J. „Ich habe jemanden aus dem

Weitere Kostenlose Bücher