Die Traumfängerin - Roberts, N: Traumfängerin
Sommer beginnt.“
„Noch eine Staffel? Gibt es nicht schon genug Sex und Verwicklungen im Fernsehen?“
„Der Durchschnittsbürger will sehen, dass auch die Reichen ihre Probleme haben“, belehrte sie ihn ungerührt und griff in eine Schale mit Mandeln, bevor sie ihn über die Familienverhältnisse aufklärte. „Das ist Dereck, das Familienoberhaupt. Er verdient Millionen mit einer Reederei – und mit dem Schmuggel. Er will unbedingt, dass seine Kinder die Firma weiterführen, zu seinen Bedingungen. Und das ist Angelica.“
„Die Frau im Whirlpool?“
„Genau. Sie ist seine zweite Frau. Sie liebt sein Geld und seine Macht. Aber sie hasst seine Kinder.“
„Und sie hassen ihre Stiefmutter ebenfalls.“
„Genau.“ Zufrieden sah sie ihn an. „Und in dieser Folge wird die uneheliche Tochter von Angelica aus einer früheren Affäre auftauchen. Das ist meine Klientin.“
„Wie die Mutter, so die Tochter?“, mutmaßte er.
„Ja, sie spielt ein echtes Miststück. Ihr Name ist Lavendel.“
„Wie passend.“
„Angelica hat Dereck nie von ihrer Tochter erzählt. Und so wird es natürlich eine Menge Probleme aufwerfen, wenn sie plötzlich auftaucht. Und jetzt kommt Beau, Derecks ältester Sohn …“
David gab auf. Er nahm sich ein paar Mandeln und lehnte sich im Sofa zurück. „Fieberst du bei all deinen Klienten so mit?“
„Normalerweise kümmert Abe oder einer meiner erfahrenen Mitarbeiter sich um die Betreuung.“
„Aber?“
„Sie ist anders. Schon als ich sie zum ersten Mal sah, wusste ich es. Nein, nein, nicht, was du denkst“, widersprach sie, als sie seinen prüfenden Blick sah. „Sie hat eine wundervolle Stimme und eine unbeschreibliche Ausstrahlung. Und sie hat einfach das gewisse Etwas. In den ersten Wochen hatte sie unzählige Termine zum Vorsprechen. Und ich wusste, wenn sie das übersteht, kann sie es schaffen.“ Triumphierend warf sie einen Blick auf den Fernseher. „Und sie hat es geschafft.“
„Es gehört eine Menge Mut dazu, einfach in einer der besten Agenturen von Los Angeles aufzuschlagen.“
„Wer in dieser Stadt keinen Mut hat, geht unter.“
„Ist dies das Geheimnis deines Erfolges, A. J.?“
„Sicherlich ein Teil davon.“ Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. „Und du willst mir wohl nicht erzählen, dass du einfach nur Glück gehabt hast.“
„Nein. Wenn man anfängt, glaubt man noch, mit harter Arbeit könne man alles erreichen. Irgendwann wird dir klar, dass du etwas riskieren musst. Und selbst im größten Erfolg darf man nicht nachlassen, sondern muss jeden Tag beweisen, dass man gut ist.“
„Ein verrücktes Geschäft“, murmelte A. J. und kuschelte sich an ihn.
„Allerdings.“
„Warum hast du dich dafür entschieden?“ Die Serie war vergessen. Gespannt sah A. J. ihn an.
„Ich liebe es, mich zu quälen.“
„Nein, gib mir eine ernsthafte Antwort.“
„Weil es mich glücklich macht, einen fertigen Film zu sehen und zu spüren, dass er gelungen ist. Es ist wie Weihnachten mit allen Geschenken, die auf dem Wunschzettel standen.“
„Ich verstehe, was du meinst.“ Besser hätte er es nicht beschreiben können. „Vor ein paar Jahren haben gleich zwei meiner Klienten einen Oscar bekommen. Zwei!“ Behaglich schloss sie die Augen, als sie sich wieder an seine Schulter lehnte. „Ich saß im Publikum und erlebte den aufregendsten Moment meines Lebens. Manche Leute sagen, sein Ziel zu erreichen sei ein Zeichen dafür, zu wenig verlangt zu haben. Aber ich finde, es ist genug – weit mehr als genug –, für eine solche Auszeichnung mit verantwortlich zu sein. Selbst wenn du selbst nicht berühmt wirst, ist es wunderbar, zu wissen, dass du Teil des Erfolges bist.“
„Nicht jeder will überhaupt, dass sein Name in aller Munde ist.“
„Deiner könnte es bald sein.“ Wieder setzte sie sich auf, um ihn anzusehen. „Und ich sage das nicht nur, weil …“ Weil ich dich liebe . Fast hätte sie es gesagt, erst im allerletzten Moment bremste sie sich. Als er sie verwundert ansah, weil sie mitten im Satz verstummt war, suchte sie schnell eine passende Ergänzung. „Weil wir uns gut kennen. Mit dem richtigen Thema und der passenden Mannschaft kannst du ganz schnell zu den zehn besten Produzenten der Filmbranche gehören.“
„Vielen Dank für das Lob.“ Ihr Blick war so aufrichtig und tiefgründig. Wenn er nur wüsste, warum. „Es ist mir besonders viel wert, weil du nicht gerade mit Komplimenten um dich wirfst.“
„Stimmt.
Weitere Kostenlose Bücher