Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt
als Vollzeitmusiker versuchen wollte. Er spielte Gitarre und ging mit dem japanischen Musiker und Produzenten Ryuichi Sakamoto auf Tournee. Damit war er sehr erfolgreich. Sein nächster großer Schritt war 1997 die Gründung von CD Baby , einer Produktionsfirma, die unabhängige Künstler dabei unterstützte, ihre CDs online zu verkaufen. Lange Zeit vor iTunes stieß diese Geschäftsidee na | 136 | türlich auf wahre Begeisterung unter den Musikern, was CD Baby ein mächtiges Umsatzplus bescherte. 2008 verkaufte er die Firma für 22 Millionen US-Dollar an Disc Makers .
An diesem Punkt seiner Karriere hätte sich wohl jeder andere ein großes Haus in einer guten Wohngegend gekauft und sich als Kapitalgeber versucht, der in Start-up-Unternehmen investiert. Doch Derek hat sich noch nie dafür interessiert, was die meisten Menschen tun. Stattdessen steckte er den gesamten Verkaufserlös in eine Wohltätigkeitsstiftung zur Förderung von Musikunterricht. Er selbst begnügte sich mit dem geringstmöglichen gesetzlich zulässigen Zinserstrag aus dieser Stiftung, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Nicht lange danach verkaufte er sein gesamtes Hab und Gut und sah sich auf der Suche nach einem schönen Ort zum Leben die ganze Welt an. Als ich ihn kontaktierte, befand er sich gerade in Singapur. »Was mich hier besonders reizt, ist, dass Singapur keinerlei Anziehungskraft auf mich hat. Diese Insel hält mich nicht fest, sie ist einfach nur ein guter Ausgangspunkt, von dem aus ich die Welt erkunden kann.« Als ich wissen wollte, weshalb er von Amerika weggegangen war, antwortete er: »Ich halte mich an eine Regel für mein Leben, die mir sagt, dass ich alles tun soll, was mir Angst einjagt. Ich habe schon überall in Amerika gelebt, und der Gedanke, meine Heimat zu verlassen und im Ausland zu wohnen, war ziemlich beängstigend für mich.«
Derek gönnte sich zunächst eine Auszeit, um Mandarin sprechen und schreiben zu lernen und die ganze Welt zu bereisen. Seit Kurzem hat er jedoch eine neue Aufgabe für sich entdeckt: MuckWork , ein Dienstleistungsunternehmen, das Musikern Routineaufgaben abnimmt, wodurch ihnen mehr Zeit für kreativere Jobs zur Verfügung steht. Er rief dieses Unternehmen ins Leben, weil es für ihn nach jeder Menge Spaß klang.
Was mich an Derek so fasziniert: Er ist ein wahrer Freiheitssucher. Seine ganze Karriere dreht sich darum, mutig zu sein und große Schritte zu wagen, damit er tun und lassen kann, was er will. Ob seine Pläne auf Ablehnung oder Widerstand stoßen, ist ihm herzlich egal. Selbstbestimmung geht ihm über alles, und er | 137 | schaffte es, sein Leben in die eigene Hand zu nehmen. Und genau deshalb habe ich ihn in Singapur angerufen: Ich wollte von ihm wissen, wie er das geschafft hat. Im Detail wollte ich von ihm erfahren, nach welchen Kriterien er zu dem Schluss kommt, Pläne fallen zu lassen wie eine heiße Kartoffel oder sie in die Tat umzusetzen. Ich wollte wissen, wie er die zwei Fallen auf dem Weg zur Selbstbestimmung umschifft.
Schön, dass er eine verblüffend einfache, nichtsdestotrotz höchst effiziente Antwort auf meine Frage parat hatte …
Das Gesetz von der finanziellen Machbarkeit
Als ich Derek erzählte, wonach ich suchte, verstand er mich sofort.
»Sie suchen diesen mentalen Algorithmus, der verhindert, dass der seit mehr als 20 Jahren erfolgreich tätige Anwalt plötzlich alles hinwirft und seine Brötchen künftig als Masseur verdienen will?«, fragte er zurück.
»Genau das!«, antwortete ich.
Derek überlegte einen kurzen Augenblick. »Für mich gibt es nur ein Motto, das über all meinen anderen Regeln steht«, sagte er dann. »Tu immer genau das, wofür andere bereit sind zu bezahlen.«
Derek stellte klar, dass dieser Rat nicht bedeutet, dass man Geld verdienen soll, weil man es haben und ausgeben will. Immerhin verschenkte er selbst 22 Millionen US-Dollar und brachte seine ganzen Besitztümer unters Volk, nachdem seine Firma aufgekauft wurde. Nein, was er meinte, ist Folgendes: »Geld ist ein neutraler Indikator eines Wertes. Wer danach strebt, Geld zu machen, will eigentlich Wertvolles leisten.«
Er betonte auch, dass seine Empfehlung natürlich nicht für Hobbys gilt. »Wenn ich Tiefseetauchen lernen möchte, weil mir das Spaß machen könnte, dann tue ich das auch. Es kümmert mich dann natürlich nicht, dass mir die Leute dafür kein Geld zahlen. Ich mache das einfach aus einer Laune heraus.« Doch | 138 | wenn es um Entscheidungen in Bezug auf
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