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Die Treibjagd

Die Treibjagd

Titel: Die Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Gäste in langer Reihe, am Schlusse derselben die beiden Unternehmer mit lässig baumelnden Armen.
    Der Speisesaal war ein geräumiges viereckiges Gemach, dessen dunkles Wandgetäfel Manneshöhe erreichte und mit dünnen Goldeinlagen verziert war. Die vier Wandfelder hätten ursprünglich bemalt werden sollen, dies war aber nicht geschehen, da der Eigenthümer des Hauses offenbar vor einer rein künstlerischen Ausgabe zurückgeschreckt war. Sie waren also leer geblieben und blos mit grünem Sammt überzogen worden. Die Möbel, Vorhänge und Portieren aus demselben Stoffe verliehen dem Raum ein ernstes Gepräge, welches den Zweck hatte, allen Glanz und Reichthum auf dem Tisch zu konzentiren.
    Und in der That glich der Tisch zu dieser Stunde, inmitten des großen persischen Teppichs, der den Schall der Tritte dämpfte, unter dem blendenden Lichte des Kronleuchters und von den Stühlen umgeben, deren mit Gold eingelegte schwarze Lehnen ihn mit einer dunkeln Linie umrahmten, einem Altar, einer leuchtenden Kapelle, wo inmitten der schneeigen Weiße des Tafeltuches die lichten Flammen des Kristalls und des Silbers schimmerten. Oberhalb der geschnitzten Lehnen, in wogendem Halbdunkel gewahrte man kaum das Wandgetäfel, ein großes niedriges Büffet, einzelne Zipfel von grünem Sammtstoff. Die Augen waren gezwungen, zu dem Tische zurückzukehren und sich an dessen Glanze zu weiden. Ein herrlicher Aufsatz aus mattem Silber mit meisterhaften Ciselirungen nahm die Mitte desselben ein; der Aufsatz selbst stellte eine Anzahl Faune dar, die Nymphen rauben und über diese Gruppe fielen aus einem mächtigen Füllhorn ganze Strähne von Naturblumen herab. Auf den beiden Tischenden trugen Vasen gleichfalls Blumen; zwei Kandelaber, deren Motiv mit dem des Mittelaufsatzes übereinstimmte, indem jeder derselben einen laufenden Satyr darstellte, der in einem Arm ein ohnmächtiges Weib, in dem anderen eine Fackel mit zehn Flammen trug, vermehrten mit ihrem Lichte das des Kronleuchters. Zwischen diesen Hauptstücken waren in symmetrischer Anordnung die den ersten Gang enthaltenden großen und kleinen Aufwärmer aufgestellt, daneben kleine Muscheln mit den Vorspeisen und getrennt durch Porzellankörbe, Kristallvasen, flache Teller und hohe Compotschüsseln, die den sich bereits auf den Tisch befindlichen Theil des Desserts enthielten. Längs der in schnurgerader Linie stehenden Teller ganze Armeen von Gläsern, Wasser- und Weinkaraffen und kleine Salzfäßchen; das gesammte Kristallzeug war dünn und leicht wie ein Hauch, ohne jede Verzierung und so durchsichtig, daß es nicht einmal einen Schatten warf. Der Mittelaufsatz und die anderen großen Stücke glichen Feuerquellen; Blitze zuckten aus dem blank gescheuerten Kupfer der Aufwärmer; die Gabeln, Löffel und Messer warfen Funkengarben, die Gläser und Pokale schillerten in allen Farben des Regenbogens und inmitten dieses Regens von Licht und Feuer warfen die Weinflaschen rothe Schatten auf den Schnee des Tafeltuches.
    Die Gäste, die den Damen zulächelten, die sie am Arme hatten, fühlten sich beim Eintritt in diesen Raum von einer behaglichen Empfindung erfaßt. Die Blumen verliehen der lauen Luft eine gewisse Frische. Schwacher Dunst vermengte sich mit dem Dufte der Rosen, mit dem herben Geruch der Krebse und der scharfen Säure der Zitronen.
    Als Jedermann seinen am Rande der Speisekarte vermerkten Namen gefunden, gab es vorerst ein allgemeines Rücken der Stühle, ein helles Rauschen der seidenen Kleider. Die mit Diamanten bestreuten nackten Schultern, neben welchen sich der schwarze Frack blos als Folie ausnahm, die jene mehr hervortreten ließ, erhöhten durch ihre Milchweiße den Glanz der Tafel. Inmitten des zwischen einzelnen Nachbarn gewechselten Lächelns, unter halblautem Gespräch, welches das gedämpfte Klappern der Löffel übertönte, begann das Mahl. Baptiste kam seinen Verrichtungen als Haushofmeister mit der ernsten Würde eines Diplomaten nach; außer zwei Bedienten standen ihm noch vier Gehilfen zur Seite, die er blos bei großen Diners heranzog. Bei jedem Gange, welcher aufgetragen und im Hintergrunde des Saales auf einem Serviertische zerlegt wurde, schritten drei Bediente lautlos um den Tisch und boten die betreffende Speise bei ihrem Namen an. Die anderen gossen Wein ein und beaufsichtigten Brod und Flaschen. Auf- und Abtragen ging so geräuschlos von Statten, daß Niemand gestört wurde.
    Die Gäste waren zu zahlreich, als daß die Unterhaltung eine allgemeine

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