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Die Treibjagd

Die Treibjagd

Titel: Die Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Nothwendigkeit des Sprechens, was seiner Ansicht nach offenbar höflicher und für seine Beförderung vortheilhafter war.
    Eine zweite Person verhielt sich gleichfalls schweigend: der Baron Gouraud, der langsam, mit halb geschlossenen Augen kaute, wie ein Ochs. Bislang war er von dem Inhalte seines Tellers vollkommen in Anspruch genommen worden und Renée, die ihm besondere Fürsorge zutheil werden ließ, hatte nichts als von Zeit zu Zeit ein Knurren der Zufriedenheit von ihm herauszubringen vermocht. Man war daher nicht wenig überrascht, als man ihn den Kopf erheben sah und – während er sich die Lippen vom Fett trocknete – sagen hörte:
    »Ich bin Hauseigenthümer und wenn ich eine Wohnung renoviren und neu malen lasse, so erhöhe ich den Miethzins.«
    Die Worte des Herrn Haffner: »Unsere Kinder werden zahlen,« hatten die Aufmerksamkeit des Senators erweckt. Jedermann gab seinen Beifall zu erkennen und Herr von Saffré rief aus:
    »Ausgezeichnet! Dieser Einfall verdient, in den Zeitungen gedruckt zu werden.«
    »Sie haben Recht, meine Herren, die Zeiten sind günstig,« sagte Herr Mignon inmitten der Lächeln und zustimmenden Bemerkungen, zu welchen die Worte des Barons Anlaß geboten. »Ich kenne so Manchen, der sich dank derselben ein nettes Vermögen erwarb. Ja, wenn sich Geld verdienen läßt, ist Alles schön und gut.«
    Die letzten Worte wirkten peinlich auf die ernsten Herren. Die Unterhaltung brach jählings ab und Jedermann vermied es, seinen Nachbar anzublicken. Die Bemerkung des Maurers hatte die Herren erschreckt. Michelin, der Saccard gerade mit freundlicher Miene betrachtete, hörte auf zu lächeln, da er fürchtete, einen Augenblick den Anschein gehabt zu haben, als wollte er die Worte des Unternehmers auf den Hausherrn anwenden. Dieser warf einen Blick auf Frau Sidonie, die sofort wieder über Herrn Mignon herfiel, indem sie sagte: »Sie sind also ein Freund der rosa Farbe ...« Darauf richtete Saccard eine letzt« Schmeichelei an Frau von Espanet; dabei berührte sein schwärzliches, unansehnliches Gesicht beinahe die milchweißen Schultern der jungen Frau, die sich leise kichernd in ihren Stuhl zurücklehnte.
    Man war beim Nachtisch angelangt. Rascher schritten die Bedienten um den Tisch. Man verzehrte Obst und Backwerk. An dem Ende der Tafel, an welchem Maxime saß, wurde das Gelächter immer lauter und man vernahm die etwas scharfe Stimme Luisens sagen: »Ich versichere Ihnen, daß Sylvia in ihrer Rolle als Dindonnette ein blaues Seidenkleid trug,« während eine andere Kinderstimme hinzufügte: »Allerdings; doch war dasselbe mit weißen Spitzen besetzt.« – Die Luft war heiß; die gerötheten Gesichter schienen ein innerliches Wohlbehagen auszudrücken. Zwei Lakaien schritten um den Tisch und gossen Alicante und Tokajer ein.
    Vom Anbeginne des Diners schien Renée zerstreut. Mit einem mechanischen Lächeln kam sie ihren Hausfrauenpflichten nach. Bei jedem neuen Ausbruch der Heiterkeit, der von dem Tischende herüberschallte, an welchem Maxime und Luise saßen, die wie zwei gute Kameraden mit einander scherzten, warf sie einen funkelnden Blick hinüber. Sie langweilte sich; die ernsten Herren waren ihr in der Seele zuwider. Frau von Espanet und Frau Haffner warfen ihr verzweifelte Blicke zu.
    »Und wie lassen sich die bevorstehenden Wahlen an?« wandte sich Saccard plötzlich an Herrn Hupel de la Noue.
    »Vortrefflich,« erwiderte dieser lächelnd; »nur für mein Departement habe ich noch keinen bestimmten Kandidaten. Es scheint, daß die Regierung noch unentschlossen ist,«
    Herr von Mareuil, der Saccard mit einem raschen Blick dafür gedankt, daß er diesen Gegenstand zur Sprache gebracht, schien auf glühenden Kohlen zu sitzen. Er erröthete leicht und machte eine verlegene Verbeugung, als sich der Präfekt an ihn wendend, fortfuhr:
    »Man hat mir schon wiederholt von Ihnen gesprochen, mein Herr. Ihre ausgedehnten Besitzungen in meinem Departement haben zur Folge, daß Sie sich zahlreicher Freunde rühmen können und man weiß, wie ergeben Sie dem Kaiser sind. Sie haben viele Aussichten für sich.«
    »Papa, nicht wahr, die kleine Sylvia verkaufte im Jahre 1849 Zigarretten in Marseille?« rief in diesem Augenblick Maxime vom anderen Tischende herüber.
    Und da sich Aristide Saccard den Anschein gab, als hätte er nicht gehört, fügte der junge Mann leiser hinzu:
    »Mein Vater hat sie genau gekannt.«
    Ersticktes Lachen wurde hörbar. Da aber Herr von Mareuil noch immer lächelte,

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