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Die Treibjagd

Die Treibjagd

Titel: Die Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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gerade zu Bett begeben wollen. Sie drängte ihn in eine der Lauben und stieg dabei die Stufen hinab, schritt über den Sand der Allee, ohne dem Anscheine nach die Kälte oder die Rauhheit des Bodens zu empfinden.
    »Weshalb pfeifst Du so stark?« fragte sie mit unterdrücktem Zorn. »Ich sagte Dir doch, Du solltest nicht kommen. Was willst Du von mir?«
    »So gehen wir doch hinauf,« sagte Maxime überrascht durch diesen Empfang. »Oben will ich Dir Alles sagen. Du wirst Dich erkälten.«
    Da er aber bei diesen Worten eine Bewegung machte, als wollte er der Thür zuschreiten, hielt sie ihn zurück und da gewahrte er erst, daß sie entsetzlich bleich sei. Ein stummes Entsetzen schien sie zu beherrschen. Die letzten wenigen Gewänder, die sie am Leibe hatte, die Spitzen des Hemdes hingen wie tragische Fetzen um ihre erschauernden Schultern.
    Er betrachtete sie mit wachsendem Staunen.
    »Was ist Dir denn? Bist Du krank?«
    Und instinktiv hob er die Augen empor, blickte er durch die Glasscheiben des Treibhauses zu dem Fenster des Ankleidezimmers hinüber, wo er vorhin Licht wahrgenommen.
    »Ein Mann ist ja bei Dir!« sagte er mit einem Male.
    »Nein, nein, es ist nicht wahr,« stammelte sie flehend und es schien ihr, als schwänden ihr die Sinne.
    »Aber ich sehe ja seinen Schatten, mein Schatz!«
    So verharrten sie einen Augenblick schweigend, blickten sich an und wußten nicht, was sie sagen sollten. Renée's Zähne schlugen vor Angst klappernd auf einander und es schien ihr, als göße man Ströme eiskalten Wassers über ihre nackten Füße aus. Maxime empfand größeren Zorn als er gemeint hätte; dessenungeachtet behielt er noch genügend Besonnenheit, um zu überlegen und sich zu sagen, daß die Gelegenheit für einen endgiltigen Bruch sehr günstig sei.
    »Du wirst mir doch nicht weiß machen wollen, daß Céleste einen Paletot trägt,« fuhr er fort, »Wären die Glasscheiben des Treibhauses nicht so dick, so würde ich den Herrn vielleicht erkennen.«
    Sie drängte ihn noch tiefer in die Dunkelheit, wobei sie mit gefalteten Händen, von wachsendem Entsetzen erfaßt, sagte:
    »Ich bitte Dich, Maxime ...«
    Bei diesen Worten erwachte aber die ganze Bosheit des jungen Mannes, eine wilde Bosheit, die nach Rache verlangte. Er war zu schwächlich, als daß er sich durch einen Zornesausbruch Erleichterung zu verschaffen vermocht hätte. Der Verdruß ließ ihn die Lippen zusammenpressen und statt sie zu prügeln, wie er im ersten Moment gewollt, nahm er höhnischen Tones von Neuem auf:
    »Du hättest es mir sagen sollen und dann wäre ich nicht gekommen, hätte Euch nicht gestört ... Es ist ja klar wie die Sonne, daß alle Liebe verschwunden ist. Mir begann es auch bereits zu viel zu werden . .. Werde nicht ungeduldig; ich lasse Dich ja gleich wieder hinaufgehen, nur mußt Du mir den Namen dieses Herrn nennen ...«
    »Nie, nie!« murmelte die junge Frau, ihr Schluchzen gewaltsam unterdrückend.
    »Ich will ihn nicht fordern, nur wissen will ich ... Den Namen also, sage mir schnell den Namen und dann gehe ich.«
    Er hatte sie bei den Handknöcheln erfaßt und blickte sie mit seinem boshaften Lachen an. Sie wehrte sich verzweifelt und wollte die Lippen gar nicht mehr öffnen, damit ihr der Name, den er zu erfahren wünschte, nicht unversehens entschlüpfe.
    »Wird es besser sein, wenn wir Lärm machen? Und weshalb fürchtest Du Dich denn? Sind wir nicht gute Freunde? ... Ich will wissen, wer an meine Stelle getreten ist, das ist doch nur billig ... Warte, ich will Dir zu Hilfe kommen. Es ist wohl Herr von Mussy, dessen Schmerz Dein Mitleid erregte?«
    Sie gab keine Antwort, sondern ließ blos den Kopf bei diesem Verhör sinken.
    »Herr von Mussy ist's nicht? ... Also der Herzog von Rozan? auch nicht? ... Vielleicht der Graf von Chibray? Der ebenfalls nicht?«
    Er hielt inne und schien nachzudenken.
    »Teufel, ich weiß sonst Niemanden ... Nach Alledem, was Du mir gesagt hast, ist es mein Vater auch nicht ...«
    Renée zuckte zusammen wie von einer Schlange gebissen und erwiderte dumpfen Tones:
    »Nein, nein, Du weißt ja, daß er nicht mehr kommt. Ich hätte auch gar nicht eingewilligt, da dies schlecht wäre.«
    »Wer ist es also?«
    Und dabei preßte er ihre Handgelenke noch fester. Die arme Frau versuchte noch einige Sekunden Widerstand zu leisten.
    »Oh, Maxime, wenn Du wüßtest! ... Ich kann Dir ja nicht sagen ...
    Dann fügte sie gleichsam überwältigt und wie von Sinnen, wobei sie voll Entsetzen auf das

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