Die Treibjagd
argwöhnischer Miene die Hand; Maxime aber flüsterte ihm auf die blonde Dame deutend, ins Ohr:
»Sie ist nicht übel, wie? Ich gedenke den heutigen Abend mit ihr zu verbringen.«
Nun wurde Saccard heiter und gesprächig. Laura d'Aurigny schloß sich ihnen auch einen Augenblick an, wobei sie sich beklagte, daß Maxime sich kaum bei ihr blicken lasse. Er sagte aber, er sei sehr beschäftigt gewesen, worüber Jedermann herzlich lachte. Dann fügte er hinzu, daß man ihn fortan sehr häufig sehen werde.
»Ich habe eine Tragödie geschrieben,« sagte er; »und den fünften Akt erst gestern gefunden ... Ich gedenke bei allen schönen Frauen von Paris Erholung zu suchen.«
Er lachte und freute sich selbst über seine Anspielungen, die nur er allein verstehen konnte. Im Salon waren nur mehr Rozan und Larsonneau zugegen, die am Kamin lehnten. Die beiden Saccard, Vater und Sohn erhoben sich, ebenso die blonde Dame, die im Hause wohnte. Nun begann die Aurigny leise mit dem Herzog zu sprechen, der überrascht und ärgerlich schien. Als sie sah, daß er sich noch immer nicht entschließen konnte, seinen Fauteuil zu verlassen, sagte sie halblaut:
»Nein, heute Abend wirklich nicht ... Ich kann nicht, denn ich habe Migraine ... Doch morgen, ich verspreche es Ihnen.«
Rozan mußte gehorchen. Laura wartete, bis er die Treppe erreicht, worauf sie Larsonneau lebhaft zuraunte:
»Gelt, großer Lar, ich kann Wort halten ... Expediere ihn doch in seinen Wagen.«
Als sich die blonde Dame von den Herren verabschiedete, um sich in ihre ein Stockwerk höher liegende Wohnung zu begeben, gewahrte Saccard zu seinem Erstaunen, daß ihr Maxime nicht folge.
»Nun?« fragte er ihn.
»Ach nein,« erwiderte der junge Mann; »ich hab' es mir überlegt.«
Dann meinte er einen drolligen Einfall zu haben, denn er fügte hinzu:
»Ich überlasse Dir meinen Platz, wenn Du willst. Beeile Dich, sie hat ihre Thür noch nicht geschlossen.«
Der Vater aber zuckte leicht mit den Achseln und erwiderte:
»Danke, mein Kleiner; ich habe jetzt etwas Besseres.«
Die vier Männer stiegen die Treppe hinab. Unten wollte der Herzog um jeden Preis, Larsonneau solle zu ihm in den Wagen steigen; seine Mutter wohnte im Marais und er wollte den Agenten vor seinem Hause in der Rue de Rivoli absetzen. Dieser aber lehnte ab, schloß die Thür und befahl dem Kutscher nach Hause zu fahren, worauf er mit den beiden Anderen auf dem Trottoir weiterplauderte, ohne Miene zu machen, sich zu entfernen.
»Ach, der arme Rozan!« sagte Saccard, dem mit einem Male Alles klar wurde.
Larsonneau schwor, daß er sich täusche; er sei ein nüchtern denkender Mann, dem an derlei Dingen nichts gelegen sei. Da die beiden Anderen aber nicht aufhörten zu witzeln und die Kälte sehr empfindlich war, rief er endlich aus:
»Meine Treu, umso schlimmer, ich läute an ... Sie sind indiscret, meine Herren.«
»Gute Nacht!« rief ihm Maxime nach, als sich das Hausthor hinter ihm geschlossen hatte.
Und den Arm seines Vaters ergreifend, schritt er mit ihm den Boulevard hinan. Die Nacht war hell und kalt und es ging sich so angenehm in der eisigen Luft, auf dem hart gefrorenen Boden dahin. Saccard sagte, Larsonneau handle thöricht; er müßte sich begnügen, blos der Kamerad der Aurigny zu sein. Dies bildete für ihn den Ausgangspunkt, um zu erklären, daß die Liebeleien all' dieser Dämchen in Wahrheit schlimm und gefährlich seien. Er war moralisch gestimmt und was er sprach, überfloß vor Weisheit und Enthaltsamkeit.
»Siehst Du,« sprach er zu seinem Sohne; »dies taugt nur für eine kurze Zeit, mein Kleiner... Man büßt dabei seine Gesundheit ein, ohne des wahren Glückes theilhaftig zu werden. Du weißt, daß ich kein Spießbürger bin und dennoch hab' ich die Sache satt.«
Maxime lachte, hielt seinen Vater an und ihn beim Scheine des Mondes betrachtend, erklärte er, daß er eine ergötzliche Figur mache. Saccard aber wurde nur noch ernster. »Scherze so viel Du willst. Ich sage Dir, daß man nur durch die Ehe konservirt und glücklich gemacht wird.«
Darauf begann er von Luise zu sprechen. Er schritt dabei langsamer, um, wie er sagte, die Sache zu erledigen, da man schon von derselben spreche. Die Angelegenheit war bereits vollkommen geordnet. Er theilte ihm auch mit, daß er mit Herrn von Mareuil die Unterzeichnung des Kontraktes für den auf Mittfastendonnerstag folgenden ersten Sonntag festgesetzt habe. Am Donnerstag sollte im Hôtel am Monceau-Parke eine große Festlichkeit
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