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Die Treibjagd

Die Treibjagd

Titel: Die Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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hören, sprich, weshalb hast Du Herrn von Saffré genannt?«
    Sie wendete den Kopf noch mehr ab und erwiderte mit vor Thränen erstickter Stimme leise:
    »Ich dachte, Du würdest mich verlassen, wenn Du wüßtest, daß Dein Vater ...«
    Er stand auf, ergriff seine Zigarre, die er auf eine Ecke des Kamins gelegt hatte und begnügte sich zu sagen:
    »Du bist aber doch recht komisch ...«
    Sie weinte nicht mehr. Die Flammen des Kamins und das Feuer ihrer Wangen hatte ihre Thränen getrocknet. Ihr Staunen ob der Ruhe Maxime's angesichts einer Enthüllung, welche ihn, wie sie gemeint, zu Boden schmettern würde, ließ sie ihre Beschämung vergessen. Wie in einem Traume sah sie ihn auf- und abgehen, hörte sie ihn sprechen. Ohne die Zigarre aus dem Munde zu nehmen, wiederholte er ihr, daß sie nicht recht gescheidt sei, daß er es ganz natürlich finde, wenn sie Beziehungen zu ihrem Gatten unterhalte und daß er doch gar nicht daran denken könne, ihr dies übelzunehmen. Dagegen könne er es nicht fassen, daß sie sich auf einen Liebhaber ausrede, ohne daß sie einen solchen habe! Und immer wieder kehrte er zu diesem Gegenstande zurück, welchen er nicht begreifen konnte und der ihm wahrhaftig ungeheuerlich erschien; dann machte er einige Bemerkungen über die »tollen Phantastereien« der Frauen.
    »Du bist ein wenig rappelig, meine Theure; da muß Abhilfe getroffen werden.«
    Schließlich fragte er neugierig:
    »Aber weshalb gerade Saffré und kein Anderer?«
    »Weil er mir den Hof macht,« erwiderte Renée.
    Maxime unterdrückte eine impertinente Bemerkung; er wollte sagen, sie habe sich wahrscheinlich um einen Monat älter gehalten, als sie Herrn von Saffré für ihren Liebhaber ausgab. Indessen kam blos das Lächeln über diese Bosheit zum Vorschein und indem er seine Zigarre ins Feuer warf, ließ er sich auf der anderen Ecke des Kamins nieder, worauf er Moral zu predigen begann und Renée zu verstehen gab, daß sie weiter gute Freunde bleiben müßten. Der beharrliche Blick der jungen Frau setzte ihn indessen einigermaßen in Verlegenheit, so daß er von der projektirten Heirath nicht zu sprechen wagte. Lange betrachtete sie ihn, während noch Thränen an ihren Wimpern hingen. Sie fand, daß er unbedeutend, verächtlich, beschränkten Geistes sei und dessenungeachtet liebte sie ihn, wie sie etwa ihre Spitzen liebte. Er erschien ihr so hübsch in dem Lichte des Kandelabers, der neben ihm am Rande des Kamins stand und als er den Kopf zurücklehnte, vergoldete der sanfte Kerzenschimmer seine Haare, glitt über sein Gesicht und färbte die leicht beflaumte Wange mit zarten Schatten.
    »Nun muß ich doch aber gehen,« sagte er zu wiederholten Malen.
    Er war entschlossen nicht zu bleiben; auch hätte ihn Renée nicht mögen. Beide dachten und sagten es sich: sie waren nur mehr zwei Freunde. Und als Maxime endlich die Hand der jungen Frau gedrückt und im Begriffe war, das Zimmer zu verlassen, hielt sie ihn noch einen Augenblick zurück. Sie sprach von seinem Vater, dem sie hohes Lob spendete.
    »Siehst Du, ich hatte schwere Gewissensbisse und bin beinahe froh, daß es so gekommen ... Du kennst Deinen Vater nicht und auch ich war ganz erstaunt, als ich erfuhr, wie gut, wie uneigennützig er ist. Und dabei hat der arme Mann gegenwärtig so große Sorgen!«
    Maxime betrachtete schweigend, mit verlegener Miene die Spitzen seiner Stiefel, während sie zu sprechen fortfuhr:
    »So lange er nicht in dieses Zimmer kam, war er mir gleichgiltig. Hernach aber ... Als ich ihn hier sah, wie er in liebevoller Sorge mir Gelder herbeischaffte, die er vielleicht nur mit schwerer Mühe aufbringen konnte, wie er sich zu Grunde richtete, ohne mit einem Worte zu klagen, – da wurde ich ordentlich krank ... Wenn Du wüßtest, mit welcher Sorgfalt er meine Interessen wahrgenommen!«
    Langsam kehrte der junge Mann zu dem Kamin zurück und lehnte sich an denselben. Seine Miene war noch immer ein wenig verlegen und den Kopf hielt er mit einem leisen Lächeln gesenkt, welches immer deutlicher hervortrat. Dann meinte er:
    »Ach ja, mein Vater ist sehr gewandt, wo es sich darum handelt, die Interessen anderer Leute zu wahren.«
    Der Ton, in welchem Dies gesagt worden, überraschte Renée. Sie blickte ihn an, während er, wie um sich zu entschuldigen, hinzusetzte:
    »Oh, ich weiß gar nichts ... Ich sage nur, daß mein Vater ein gewandter Mann ist.«
    »Du thätest Unrecht, wenn Du ihm Uebles nachsagen wolltest,« nahm sie von Neuem auf. »Du

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