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Die Treibjagd

Die Treibjagd

Titel: Die Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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der unglückliche Hut mit einem dumpfen Klagelaut zusammenklappte, worüber herzlich gelacht wurde. Man stürzte sich auf das Backwerk und das getrüffelte Geflügel, wobei man sich gegenseitig die Ellenbogen rücksichtslos in die Seiten bohrte. Es war ein förmlicher Sturm; ein Dutzend Hände begegneten einander in jeder Bratenschüssel und die Dienerschaft wußte nicht, wem sie Rede stehen sollte inmitten dieser Schaar von feinen, wohlerzogenen Männern, deren ausgestreckte Arme nur die eine Furcht bezeugten, sie könnten zu spät kommen und leere Schüsseln vorfinden. Ein alter Herr gerieth in Zorn, weil kein Bordeaux vorhanden war und er seiner Behauptung nach nicht schlafen könne, wenn er Champagner getrunken.
    »Sachte, meine Herren, nur immer sachte!« ließ sich die ernste Stimme des würdigen Baptiste vernehmen. »Jedermann wird befriedigt werden.«
    Doch man achtete nicht auf ihn. Der Speisesaal war voll und noch immer drängten sich Fräcke an der Thür. Vor den Kredenzschränken standen dichtgekeilte Gruppen, die eilig aßen. Viele tranken, denen es nicht gelungen war, ein Stück Brod zu erlangen und Andere wieder schlangen die Speisen ohne zu trinken hinunter, da sie kein Glas erreichen konnten.
    »Hören Sie,« sagte Herr Hupel de la Noue, den die Herren Mignon und Charrier, die der Mythologie bereits überdrüssig geworden, zum Büffet geschleppt hatten; »wir werden gar nichts erlangen, wenn wir nicht gemeinsame Sache machen ... In den Tuilerien geht es noch weit schlimmer zu und so besitze ich hierin einige Erfahrung ... Kümmern Sie sich um den Wein, ich schaffe Fleisch herbei.«
    Der Präfekt lauerte auf eine Hammelkeule. Im geeigneten Augenblicke streckte er über ein halbes Dutzend Schultern die Hand aus und bemächtigte sich derselben ruhig, nachdem er sich die Taschen mit kleinen Broden angefüllt hatte. Auch die beiden Unternehmer kehrten von ihrem Feldzuge zurück: Mignon mit einer und Charrier mit zwei Flaschen Champagner; dagegen hatten sie blos zwei Gläser aufzutreiben vermocht. Doch sagten sie, daß das nichts zu bedeuten habe; sie würden aus einem Glase trinken. Auf einem im Hintergrunde des Raumes stehenden kleinen Blumentische nahmen die drei Herren ihr Mahl ein, ohne ihre Handschuhe abzulegen, die von der Keule abgelösten Schnitten auf ihr Brod legend und die Champagnerflaschen unter den Armen haltend. So aufrecht stehend, plauderten sie mit vollem Munde, wobei sie sich ein wenig nach vorn neigten, damit die Abfälle nicht ihre Westen, sondern lieber den Teppich beschmutzten.
    Charrier, der mit seinem Weine früher als mit seinem Brode fertig geworden, fragte einen Bedienten, ob er nicht ein Glas Champagner bekommen könnte.
    »Warten Sie doch!« versetzte der bestürzte Diener zornig, da er den Kopf verloren und vergessen hatte, daß er sich nicht in der Küche befinde. »Man hat schon dreihundert Flaschen ausgetrunken.«
    Inzwischen hatte das Orchester wieder zu spielen begonnen. Man tanzte die damals auf den öffentlichen Bällen sehr beliebte »Kuß-Polka«, bei welcher die Tänzer den Rythmus mit einem ihren Tänzerinen versetzten Kuß markiren mußten. Jetzt erschien Frau von Espanet an der Thür des Speisesaales; ihre Wangen waren geröthet, ihre Haare ein wenig zerzaust und mit reizend schmachtender Bewegung zog sie ihre große Silberrobe nach sich. Man trat gar nicht zur Seite, um sie durchzulassen und auch sie mußte sich mit Hilfe ihrer Ellenbogen einen Weg bahnen. Sie machte zögernd, mit schmollend verzogenen Lippen einen Rundgang um den Tisch, worauf sie geradeaus auf Herrn Hupel de la Noue zuschritt, der sein Mahl beendet hatte und sich mit dem Taschentuche den Mund abtrocknete.
    »Sie wären sehr liebenswürdig, mein Herr, wenn Sie mir einen Stuhl beschaffen wollten«, sprach sie mit einem entzückenden Lächeln zu ihm. »Ich habe mich vergebens umgesehen ...«
    Der Präfekt grollte der Marquise, seine Galanterie aber verleugnete sich trotzdem nicht. Er beeilte sich, einen Stuhl herbeizuschaffen, auf welchem sich Frau von Espanet niederließ, während er hinter ihr stehen blieb, um sie zu bedienen. Sie wünschte blos einige Krabben mit etwas Butter und einen Fingerhut voll Champagner. Von den hastig schmausenden Männern umgeben, verzehrte sie das Gewünschte langsam, die Hände anmuthig und fein zum Munde führend. Tisch und Stühle waren ausschließlich den Damen vorbehalten; für den Baron Gouraud aber wurde immer eine Ausnahme gemacht und er saß breit in einem

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