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Die Treibjagd

Die Treibjagd

Titel: Die Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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einer tollen Heiterkeit ausgeführt. Buckelig, mit eingezogenen Schultern, mit den aufgehobenen Frackschößen, die ihnen kaum bis zu den Hüften reichten, boten die Herren wahrhaftig einen abscheulichen Anblick.
    »Lachen Sie nicht, meine Damen!« rief Herr von Saffré mit drolligem Ernst aus; »oder ich lasse Sie Ihre Spitzentücher zurückschlagen.«
    Das allgemeine Gelächter ertönte noch lauter, während er einzelnen Herren gegenüber, die ihre Köpfe nicht verbergen wollten, seine Autorität energisch geltend machte.
    »Sie stellen die »schwarzen Punkte« vor,« sagte er zu ihnen. »Verhüllen Sie Ihre Köpfe und zeigen Sie blos den Rücken, so daß die Damen blos Schwarzes zu sehen bekommen ... Und nun vorwärts, mengen Sie sich unter einander, damit man Sie nicht mehr erkennen könne.«
    Die Heiterkeit hatte ihren Höhepunkt erreicht. Die »schwarzen Punkte« kamen und gingen auf ihren dünnen Beinen wie Raben, die keine Köpfe haben. Man sah sogar ein Stück von dem Hemde eines Herrn sammt Hosenträger und nun begannen die Damen zu rufen, man möge aufhören, sonst müßten sie ersticken und Herr von Saffré hatte so viel Einsehen, ihnen zu befehlen, sie mögen nun jede sich einen »schwarzen Punkt« aussuchen. Die Damen stoben unter lautem Rauschen ihrer Röcke wie ein Schwarm junger Rebhühner davon und bei den Herren angelangt, erfaßte Jede den Kavalier, der ihr unter die Hände gerieth. Die Verwirrung war eine ungeheure. Und nun tanzten die improvisirten Paare in langer Reihe den Walzer, welchen das Orchester unermüdlich zu Gehör brachte.
    Renée hatte sich an die Mauer gelehnt und starrte bleich, mit zusammengepreßten Lippen vor sich hin. Ein alter Herr trat auf sie zu und fragte galant, weshalb sie nicht tanze. Sie mußte lächeln und etwas erwidern. Dann entschlüpfte sie ihm und trat in den Speisesaal. Derselbe war leer. Von den geplünderten Speiseschränken, den benützten Tellern und Flaschen umgeben saßen Maxime und Luise an der Ecke eines Tisches bei einander und soupirten ruhig. Sie schienen sich sehr behaglich zu fühlen und lachten inmitten dieser Unordnung, dieser beschmutzten Gläser, dieser von Fett triefenden Teller und den Ueberresten, die noch warm waren von der Gier der weißbehandschuhten Gäste. Die beiden jungen Leute begnügten sich, die Brosamen wegzuputzen. Baptiste dagegen schritt ernst und würdevoll neben dem Tische auf und ab, ohne anscheinend den Raum zu beachten, in welchem ein Rudel Wölfe gehaust zu haben schien. Er wartete blos, bis die Diener etwas Ordnung geschafft haben würden.
    Maxime hatte noch ein ganz erträgliches Souper zusammengestellt. Luise schwärmte für Mandelkuchen mit Pimpernüssen, von welchen noch ein Teller voll in einem Schrank entdeckt wurde. Vor sich hatten sie drei Flaschen Champagner, welche bereits angebrochen waren.
    »Papa hat sich vielleicht schon entfernt,« sagte das junge Mädchen.
    »Umso besser,« erwiderte Maxime; »dann werde ich Sie nach Hause begleiten.«
    Und da sie über diese Worte lachte, fügte er hinzu:
    »Sie wissen doch, daß man durchaus will, ich möge Sie heirathen. Das ist kein Scherz mehr, sondern vollster Ernst ... Was werden wir denn thun, wenn wir verheirathet sein werden?«
    »Dasselbe was die Anderen thun!«
    Die Worte waren ihr etwas zu rasch entschlüpft und so fügte sie lebhaft hinzu, gleichsam als wollte sie dieselben vergessen machen:
    »Wir werden nach Italien gehen, was für meine Brust sehr gut sein wird ... denn ich bin sehr krank ... Ach, mein armer Maxime, Sie werden eine absonderliche Frau haben! Ich habe nicht für zwei Sous Fett am Leibe.«
    Sie lächelte traurig trotz ihres kecken Pagenkostüms und ein trockener Husten färbte ihre Wangen roth.
    »Das kommt vom Mandelkuchen,« sagte sie. »Zu Hause läßt man mich keinen essen ... Reichen Sie mir den Teller, damit ich den Rest in meine Taschen stecken könne.«
    Sie hatte gerade den Teller geleert, als Renée eintrat. Sie schritt sofort auf Maxime zu, wobei es ihr eine unerhörte Anstrengung kostete, nicht zu fluchen oder nicht mit den Fäusten über diese Buckelige herzufallen, die sie in so traulicher Unterhaltung mit ihrem Liebhaber antraf.
    »Ich will mit Dir sprechen,« stammelte sie mit dumpfer Stimme.
    Von Furcht erfaßt zögerte er, da er sich vor einer Unterredung ängstigte.
    »Mit Dir allein und zwar sofort,« drängte Renée.
    »Gehen Sie doch, Maxime,« sagte Luise mit ihrem unerklärlichen Blick. »Und schicken Sie mir

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