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Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Malfi
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Zyklus Lieder der Unschuld und Erfahrung hingen an den übrigen Wänden, wobei die Farben hinterm Glas derart brillant und gestochen scharf waren, dass sie inmitten dieses düster ländlichen Gasthauses völlig fehl am Platz wirkten.
    »Wovon sprichst du?«, fragte Adam. »Ich hab dir alles erzählt.«
    »Nein. Du sagtest, er sei ertrunken. Du hattest nie erwähnt, dass man seinen Körper nie geborgen hat.«
    Wie er mit dem Finger am Schaum seines Bieres schnippte, sah er auf einmal gelangweilt aus. »Okay, gut. Wir haben ihn nicht gefunden.«
    »Wie kann das sein? Es handelt sich um ein geschlossenes Gewässer.«
    »Ein sehr großes und tiefes obendrein.« Adam seufzte und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Niemand konnte bezeugen, dass der Junge wirklich hineingefallen war, also wissen wir auch nicht, auf wann wir seinen offiziellen Tod datieren sollen. Nancy Steins Aussage bezüglich des Geräusches, das ihr wie ein Schrei vorgekommen war, ist unser einziger Anhaltspunkt. Wir trafen erst über zwei Stunden später am Ort des Geschehens ein. Weißt du, was mit einem Körper geschieht, der so lange unter Wasser bleibt?«
    »Hey.« Ich hielt die Hände in einer Geste gespielter Kapitulation hoch. »Ich kritisiere das nicht.«
    Die Augen meines Bruders verengten sich. »Was treibst du überhaupt die ganze Zeit, dass du auf solche Fragen kommst?«
    »Ich war in der Bücherei und habe mir ein paar alte Zeitungsartikel angeschaut.«
    »Weshalb?«
    Ich wollte den Anschein von Lässigkeit wahren und nicht durchblicken lassen, dass ich ein Buch schrieb. »Ich schätze aus Neugier.«
    »Klar, ganz bestimmt.« Der Klang seiner Stimme bewies mir, dass er mir nicht glaubte.
    »Bist du an jenem Tag dort gewesen? Hast du an der Suche teilgenommen?«
    »Ja.«
    »Wie war es?«
    »Entsetzlich. Mir wird heute noch schlecht, wenn ich daran denke.« Adam legte beide Hände flach auf die Theke. »Das Härteste, womit wir es hier zu tun haben, sind Randalierer auf der Hauptstraße oder Halbstarke, die es lustig finden, ihr Geschäft auf den Stufen der Post zu verrichten.«
    »Deine Leute waren also nicht darauf gefasst, einen Fall wie diesen zu behandeln?«
    »Wir sind gute Cops, falls du in diese Richtung zielst. Wir wissen, wie wir unseren Job zu machen haben, und machen ihn gut …«
    Er starrte angestrengt auf sein Bier. »Einer von uns ist im Irak draufgegangen. Er kündigte aus einer Laune heraus und faselte etwas von einer Berufung, der er folgen musste. Scheiße.« Nun wanderte sein Blick durch den dämmerigen Raum. »Wir sind eine redliche Polizeieinheit, das meine ich damit.«
    »Ich zweifle gewiss nicht daran.«
    »Scheiße«, wiederholte er und trank sein halb volles Glas in einem Zug leer, bevor er zwei weitere bestellte.
    »Wer hat Nancy Stein befragt?«
    »Mein Partner«, antwortete Adam. »Douglas Cordova. Der war auch auf der Feier, du erinnerst dich?«
    Ich tat es vage: Kerl mit breiter Brust und angenehmen, fast kindlichen Zügen. »Sicher«, erwiderte ich. »Hat man die Eltern je ernsthaft verdächtigt?«
    »Nicht offiziell.«
    »Aber ihr Jungs hattet trotzdem ein paar Fragen an sie?«
    »Nein. Hör mal, wenn ein Kind auf diese Weise …«
    »Dann widmet man sich zuerst den Eltern«, nahm ich vorweg, »beziehungsweise wie in diesem Fall der Mutter und dem Onkel.«
    »Dass man sucht und sucht, ohne den Leichnam zu finden, ist nicht unüblich«, behauptete Adam.
    Ich dachte: Sicher, wenn jemand verdammt noch mal im Atlantik ersoffen ist. Mich beschlich das starke Gefühl, dass er mehr sich selbst als mich überzeugen wollte. »Und was hältst du von dem Kinderzimmer, das ich im Keller gefunden habe? Etwas so Schauerliches habe ich noch nie gesehen.«
    »Klar.« Er ließ sich nicht festnageln. Irgendwo im Laufe der Unterhaltung hatte ich ihn verloren.
    »Vergessen wir den Raum für eine Sekunde. Veronica Dentman ließ das ganze Zeug absichtlich zurück, sorgfältig zusammengepackt und versteckt, wie ein schmutziges Geheimnis.«
    »Auch nichts Besonderes«, antwortete Adam.
    »Kinderbücher, Baseballsachen, Wollhand- und Turnschuhe, Klamotten, Spielzeug …«
    »Jeder versucht, mit dem Tod auf seine eigene Weise zurechtzukommen. Veronica Dentman gelang es vermutlich nur so – indem sie schnell wegzog, ohne etwas mitzunehmen.«
    »Mir kommt es bloß ein bisschen kalt und unsensibel vor. Absonderlich.«
    Adam stöhnte. »Mal an Mom und Dad gedacht?«
    Ich nahm einen Schluck Bier und fragte zurück: »Was ist mit

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