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Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Malfi
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nachts nicht mehr hinunter zum See an den überdachten Pier. Der Sommer neigte sich seinem Ende zu, und ich war süchtig geworden nach der Aufregung beim blinden Sprung von den Brettern ins Nichts, einem Nachtflug wie dem einer Fledermaus, unterbrochen einzig vom markerschütternden Eintritt durch die schwarze Wasseroberfläche ins salzig schmeckende, eisig kalte Nass. Ich fürchtete, er wäre bis zum Winter krank, wenn es zu kalt war, um die nächtlichen Spritztouren wieder aufzunehmen.
    So wurde ich eines Nachts, als ich sicher war, dass unsere Eltern schliefen, wach und strampelte die leichte Decke von mir.
    Ich hörte die Federn von Kyles Bett knarren, als er sich umdrehte und den Kopf auf eine Hand stützte. Er sah schweigend zu, wie ich mich im Dunkeln anzog. »Gehst du allein?«
    »Ja. Sei still.«
    »Mom und Dad haben gesagt, wir sollen nicht allein schwimmen.«
    »Mom und Dad wollen auch nicht, dass wir mitten in der Nacht aus dem Haus schleichen – und?«
    Kyle verstummte; er schien sich unschlüssig zu sein, ob ich ihm eine legitime Frage gestellt hatte und eine Antwort erwartete oder ihn aufzog.
    Ich setzte mich auf den Boden und zog meine Turnschuhe über die nackten Füße. Ich hatte mich nach etlichen Malen daran gewöhnt, das Haus heimlich mit Adam zu verlassen, und mir kaum Gedanken darüber gemacht. Vermutlich war ich davon ausgegangen, dass Adam als älterer von uns beiden den Großteil von Vaters Zorn zu spüren bekam, gewissermaßen mein Puffer, falls wir je aufflogen. Diesmal jedoch nahm ich es allein und ohne Sicherheitspolster in Angriff. Zögerlich hinterfragte ich meine Bruderliebe: Würde ich versuchen, wenn Dad mich erwischte, meine Strafe zu mildern, indem ich Adam in den Rücken fiel und preisgab, dass er dieser Gepflogenheit schon seit Sommeranfang nachging und ich sie nur weiterführte?
    »Lass mich mitkommen«, forderte Kyle aus seinem Bett. Mondlicht sickerte durch die halb geschlossenen Vorhänge herein, sodass sein blondes Haar gespenstisch weiß schimmerte.
    »Nein.«
    »Ich wäre ein guter Aufpasser.«
    »Den brauche ich nicht.«
    »Und wenn der Mann mit dem Gewehr wiederkommt?«
    Ich band mir gerade die Schuhe und hielt inne. »Woher weißt du davon?« Wir hatten weder Kyle noch sonst jemandem gegenüber erwähnt, dass der alte Sack einen Warnschuss in die Luft abgegeben hatte.
    »Adam hat es Jimmy Dutch im Hof erzählt, kurz bevor er krank wurde.«
    »Hast du Mom und Dad was davon erzählt?« Ich wusste, dass dem nicht so war, denn andernfalls hätten wir es bereits zu spüren bekommen. Trotzdem konnte ich mir die Frage nicht verkneifen.
    »Nein.«
    »Und am besten bleibt es auch so.«
    »Sicher, aber lass mich bitte mitkommen. Ich bin ganz leise und mache keinen Ärger.«
    (Diesen Augenblick durchlebe ich jedes Mal wieder, wenn ich die Augen schließe und an die Geschehnisse jenes Sommers zurückdenke. Es gibt kein Entrinnen davor und kein Leugnen.)
    »Okay«, sagte ich nach einer Weile. »Aber du musst still bleiben und alles tun, was ich dir sage. Verstanden?«
    »Klar.« Er stellte sich aufrecht ins Bett; selbst im Dunkeln sah ich, dass er bis über beide Ohren grinste.
    »Los, mach dich fertig.«
     
    Zu sagen, in jener Nacht seien zwei Brüder gestorben, ist nicht vermessen, und ich werde es tun. Ich will es aussprechen als Zeuge. Als lebender Toter.
     
    … und die beiden Brüder schleichen sich mucksmäuschenstill aus dem Haus, als träten sie auf den Holzfußboden eines Pfarrhauses. Sie gelangen mit nichts als Freizeitschuhen und Badehose am Leib in den Wald; nur ein Handtuch haben sie sich um den Hals gehängt. Die finsteren Umrisse der Bäume scheinen sie von allen Seiten zu bedrängen. Sie sind davon überzeugt, dass die Pflanzen wie lebendige Wesen um sie wandeln, doch sobald sie sich umdrehen und rundherum ins Gehölz starren, erstarrten sie wie eine Statue – Pflanzen eben. Sie bewegen sich forsch im Angesicht des Mondes über den Waldweg, bis sie endlich das Ufer erreichen. Es ist Sommer, es ist großartig; nichts erscheint ihnen in diesem Moment wichtiger.
    Weiter vorne Richtung Bucht wird der Fluss breiter. Die zwei sind seiner Unermesslichkeit intuitiv gewahr. Der ältere, dreizehnjährige Junge läuft schnell hinunter zum Flussrand, wo sich der Steg wie eine Doppelhelix ausstreckt.
    »Sind die Geschichten wahr?«, will der Jüngere wissen.
    »Welche meinst du?«
    »Die Sachen, die Dad erzählt.«
    Der andere hat dunkle Locken und den Wuchs einer Echse

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