Die Treue des Highlanders (German Edition)
gedrängt worden zu sein.
»Diese irische Kuh, von der keiner weiß, woher sie stammt, hat sich mit zweifelhaften Liedern und ordinären Tänzen in den Hof eingeschlichen«, sagte sie zu Alice. »Auch wenn manche sich an ihrer Unterhaltung ergötzten, ich fand sie einfach nur frivol.«
»Komm, lass uns nachsehen, wohin sie geht.« Alice zerrte Megan am Ärmel, und vorsichtig um sich blickend schlichen sie in den Palast.
Anna hatte sich zielstrebig zu den Gemächern der Königin begeben. Im Vorraum stieß sie auf mehrere Damen, die damit beschäftigt waren, Kisten und Truhen zu packen. Unter ihnen befand sich auch Claire. Die Freundin eilte erfreut auf Anna zu und schloss sie in ihre Arme – alle Unstimmigkeiten waren vergessen.
»Anna, wie schön, dich zu sehen. Hast du die Krankheit gut überstanden und bist wieder völlig gesund?«
Anna nickte, machte eine raumgreifende Handbewegung und fragte: »Was ist hier los? Geht der Hof auf Reisen?«
»Die Königin hat sich entschlossen, ihren Sohn in Stirling Castle aufzusuchen. Sie hat ihn seit Wochen nicht mehr gesehen, und jetzt, da die Wege wieder passierbar sind, möchte sie für die nächste Zeit nach Stirling umsiedeln.«
Anna stockte der Atem – die Entführung stand also kurz bevor! »Wo ist die Königin?«
Claire zögerte. »Sie ruht in ihrem Schlafzimmer. Ich weiß nicht, ob sie dich empfangen wird. Seit damals ... du weißt schon ... die Königin hat deinen Namen nie wieder erwähnt.«
Entschlossen ging Anna zur Tür von Marias Schlafzimmer. »Ich muss mit ihr sprechen, Claire. Vielleicht hängt unser aller Leben davon ab.«
Ohne anzuklopfen, öffnete sie die Tür und trat ein. Im Raum war es dämmrig, denn alle Vorhänge waren geschlossen. Anna erkannte Maria Stuart auf ihrem großen Himmelbett liegend. Sie war allein.
»Majestät ...«, flüsterte Anna und trat an ihre Seite. »Seid Ihr wach, Majestät?«
Maria, die nicht geschlafen, sondern nur gedöst hatte, fuhr mit einem Ruck in die Höhe. Schon öffnete sich ihr Mund, um die Wachen zu rufen, dann erkannte sie im Dämmerlicht Anna, und ihre Augen wurden schmal. »Lady Anna? Was wollt Ihr? Wie könnt Ihr es wagen, unaufgefordert in mein Schlafgemach einzudringen?«
Anna ging zum Fenster und zog einen Vorhang zur Seite, damit die Frühlingssonne hereinscheinen konnte. Es war offensichtlich, dass die Königin verärgert war und gleich nach ihren Damen rufen würde. Darum sagte Anna schnell und beschwörend: »Majestät, es ist von großer Wichtigkeit, dass Ihr mich anhört. Manches mag in Euren Ohren seltsam klingen, und doch ist es die reine Wahrheit.«
»Wollt Ihr mir wieder mit fantastischen Geschichten und Vorschriften, was ich zu tun und zu lassen habe, kommen? Es ist Euch vielleicht nicht entgangen, dass ich mich noch heute auf den Weg zu meinem Sohn begeben werde. Habt Ihr daran etwas auszusetzen?«
Anna schaute der Königin fest in die Augen, als sie sagte: »Ich vermute, dass Euch der Earl von Bothwell auf dieser Reise zum Schein überfallen, entführen und in seine Gewalt bringen wird. Meine Königin, Ihr dürft nicht mit ihm gehen! Es wird Euer Tod sein!«
Marias Stirn kräuselte sich zornig. »Ich habe Euch schon einmal des Hofes verwiesen, Lady Anna. Euer unverschämtes Eindringen in mein Schlafzimmer und diese neuen, bösartigen Verleumdungen reichen aus, um Euch wegen Hochverrats anzuklagen. Geht jetzt, bevor ich die Wachen rufen lasse!«
Anna fiel vor Maria auf die Knie und hob flehend die Hände. »Maria, so hört mich an! Ich weiß, dass Ihr plant, Bothwell zu heiraten, aber die Lords werden sich nach der Vermählung gegen Euch erheben und Euch vom Thron stürzen. Euer Sohn wird zum König gekrönt, Euer Halbbruder zum Regenten ernannt, und Ihr selbst geratet in Gefangenschaft. Daraus wird Euch zwar die Flucht gelingen, aber Ihr werdet Euch in die Hände von Elisabeth, der englischen Königin, begeben und nach jahrelanger Haft schlussendlich geköpft.«
Maria stutzte und zögerte in ihrem Ruf nach den Wachen. Zugegeben, es war seltsam, dass diese Frau von der geplanten Entführung wusste. Offenbar hatte einer von Bothwells Männern seinen Mund nicht halten können. Aber die anderen Behauptungen waren derart ungeheuerlich, dass Marias Zorn verrauchte und sie sogar ein wenig lächelte. »Lady Anna, ich sagte Euch bereits, dass mir Eure seltsame Art bis zu einem gewissen Maß gefallen hat. Nun aber habt Ihr den Bogen überspannt. Wenn Eure Lügen nicht so lächerlich wären, würde ich Euch
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