Die Treue des Highlanders (German Edition)
auf der Stelle in den Kerker werfen lassen, denn Eure Worte grenzen an Hochverrat. Niemand darf ungestraft über den Tod eines amtierenden Monarchen sprechen.« Maria kam einen Schritt näher und taxierte Anna von oben bis unten. »Ich weiß nichts von Hexen und Magie und habe diese Leidenschaft nie mit meiner Schwiegermutter Katharina von Medici geteilt, aber ich will damit auch nichts zu tun haben. Ich bin eine gläubige Katholikin, und Ihr steht offenbar mit den Mächten der Finsternis in Verbindung, denn ich habe den Eindruck, Ihr selbst seid von den Worten, die Ihr unbedacht von Euch gebt, überzeugt.«
»Maria, so glaubt mir doch!«, flehte Anna. »Es hat nichts mit Hexerei zu tun.« Sie zögerte, bevor sie fortfuhr: »Vielleicht mit Magie, denn ich komme aus der Zukunft. Einer Zukunft, in der Ihr eine Art schottisches Nationalheiligtum seid und die ganze Welt Euer trauriges Schicksal kennt. Euch und Bothwell wird kein langes Glück beschieden sein, und Ihr werdet als katholische Märtyrerin sterben und in die Geschichte eingehen. Ihr könnt Duncan Cruachan fragen, er war schon in der Zukunft.«
»Genug!« Krachend fuhr Marias Faust auf den Tisch neben ihrem Bett. »Nur weil Ihr mich einst kurzweilig unterhalten habt, werde ich Euch nicht verhaften lassen, aber ich verlange, dass Ihr unverzüglich die Stadt verlasst und niemals wieder zurückkehrt. Hiermit verbanne ich Euch auf alle Zeit vom Hof, ebenso wie Euren Kumpanen, den Laird von Glenmalloch, der offenbar mit Euch eine Intrige gegen mich schmiedet. Wenn Ihr jemals wieder in Edinburgh oder an einem sonstigen königlichen Sitz auftaucht, lasse ich Euch als Hochverräterin hinrichten.« Maria wandte sich der Tür zu und rief: »Lady Argyll! Kommt sofort!«
Die Hofdame trat so schnell ein, als hätte sie vor der Tür gewartet. Überrascht erkannte sie Anna, denn sie hatte nicht mitbekommen, wie diese zu der Königin vorgedrungen war.
»Lady Argyll, führt diese Person sofort aus dem Palast und achtet darauf, dass sie niemals wieder in meine Nähe kommt.«
Die Gräfin knickste, dann packte sie Anna hart am Arm und zerrte sie hinaus. Claire starrte sie verwundert an, und Anna wusste, jeder weitere Versuch, das Schicksal Maria Stuarts zu ändern, war sinnlos. Es wurde ihr bewusst, dass ihr und Duncan weit Schlimmeres geschehen konnte, als des Hofes verwiesen zu werden, darum sträubte sie sich nicht, von Lady Argyll zum Tor des Palastes hinausgebracht zu werden.
Was aber weder Anna noch Maria Stuart wussten, war, dass in dem kleinen Nebenzimmer, das mit einer Wandtür mit dem Schlafraum verbunden war, zwei junge Frauen das Gespräch belauscht hatten. Die eine, eine blonde Schönheit mit verschlagenem Blick, lächelte zufrieden, als Anna aus dem Palast geworfen wurde.
»Wir sind also gescheitert.« Mit einem Satz brachte Duncan die Sache auf den Punkt, als Anna ihm von dem Gespräch mit der Königin berichtet hatte.
»Es tut mir so Leid«, sagte Anna. »Ich hätte wissen müssen, dass mir Maria keinen Glauben schenkt. Jetzt können wir nichts mehr tun.«
Duncan nickte. »Lass uns schlafen gehen, und morgen werden wir nach Glenmalloch reiten. Ich glaube, angesichts der Ereignisse, die Schottland in der nächsten Zeit erschüttern werden, sind wir dort in Sicherheit. Wir haben unser Bestes gegeben, aber offenbar lässt sich das Schicksal nicht aufhalten. Arme Königin Maria.« Und arme Anna, fügte er in seinen Gedanken mit einem Anflug von Zärtlichkeit hinzu. Sie hatte die letzten Monate viel auf sich genommen, um ihm und Schottland zu helfen, doch jetzt mussten sie einsehen, dass alles umsonst gewesen war. Am liebsten hätte Duncan die junge Frau in seine Arme geschlossen und sie getröstet, aber er wusste, würde er das tun, würde es um seine Selbstbeherrschung geschehen sein. Da ihm und Anna aber keine gemeinsame Zukunft beschieden war, musste er sich von ihr fern halten. Duncan wusste, wenn er nur einmal ihre Liebe genossen hätte, würde er sie niemals wieder gehen lassen.
John Knox war weder überrascht noch verärgert, als es mitten in der Nacht an die Tür klopfte. Es kam häufig vor, dass ihn verirrte Seelen, die das Tageslicht scheuten, aufsuchten, um zum wahren Glauben zu finden. Mit einem Kerzenleuchter in der Hand, tappte er die Treppe hinunter und öffnete. Als er eine verschleierte Frau vor sich stehen sah, wollte er die Tür gleich wieder schließen. John Knox empfing keine Frauen in seinem Haus, schon gar nicht zu dieser Zeit. Er war ein
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