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Die Treue Des Highlanders

Die Treue Des Highlanders

Titel: Die Treue Des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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sah schon sein letztes Stündlein gekommen, als er merkte, dass er in die große Halle gebracht wurde, die mit kostbaren Wandbehängen und Möbeln ausgestattet war. Auf einer kleinen Empore an der Stirnseite saß Maria Stuart auf einem kunstvoll geschnitzten Stuhl mit roten Samtbezügen, neben ihr stand Bothwell. Die Königin winkte Duncan zu sich heran, und er verbeugte sich so tief, wie es die Fesseln zuließen.
»Mylord Glenmalloch, mir sind bedauerliche Gerüchte über Euch zu Ohren gekommen.« Ihre Stimme war streng, aber nicht ohne Gefühl.
Duncan schöpfte Hoffnung. »Majestät, Ihr sagt es – es handelt sich um Gerüchte! Ich war und bin ein treuer Diener Eurer Majestät, und ich verstehe nicht, warum Mylord Bothwell mich gefangen hält.«
Der Genannte trat einen Schritt vor. »Wollt Ihr Eure Bestrebungen, die Vermählung zwischen mir und Maria zu verhindern, etwa leugnen? Habt Ihr nicht gezielt diese irische Frau an den Hof gebracht, um auf die Königin einzuwirken, sich von mir zu distanzieren?«
Jedes Wort entsprach der Wahrheit, aber Duncan wusste, die Zeit der Wahrheiten war vorüber. Jetzt ging es nur noch um das nackte Überleben – um seines und das von Anna. Wenn sie überhaupt noch am Leben war ...
»Was ist mit Anna ... meiner Cousine?«, stieß er hervor und sah die Königin bittend an. »Majestät, ich versichere Euch, weder sie noch ich hatten jemals unlautere Absichten. Meine Cousine ... sie ist ...« Duncan zögerte und dachte: Anna verzeih mir! »... nun, sie ist nicht ganz richtig im Kopf.«
Maria Stuart beugte sich interessiert vor. »Diesen Eindruck hatte ich nicht von ihr gewonnen, ganz im Gegenteil. Sie schien mir eine außergewöhnliche Frau zu sein, selbstbewusst und mit klaren Grundsätzen. Wie kommt Ihr darauf, sie könnte geistig verwirrt sein?«
Duncan seufzte und antwortete ernst: »Es fällt mir schwer, zuzugeben, dass es in unserer Familie bereits einen Fall von Irrsinn gegeben hat, Majestät. Vor einigen Jahren lebte in meinem Haus eine entfernte Verwandte, deren Geist so sehr verwirrt war, dass sie eine Gefahr für ihre Umgebung darstellte. Sie starb, aber sie hinterließ uns ihre Enkelin Anna. Meine Mutter und ich waren besorgt um die junge Frau, aber wir dachten, der Wahnsinn hätte von ihr nicht Besitz ergriffen. Leider haben wir uns geirrt. In den letzten Wochen konnte ich an Anna immer mehr Anzeichen entdecken, dass sie ebenso wie ihre Großmutter an Wahnvorstellungen leidet.« Duncan brach ab und sah Maria Stuart bittend an. »Majestät, meine Cousine bildet sich ein, Dinge zu sehen, die jeglicher Grundlage entbehren. Ich flehe Euch an – verzeiht ihr!«
Nachdenklich zog Maria Stuart die Unterlippe zwischen die Zähne und schwieg, aber Bothwell sagte kalt: »Wie erklärt Ihr Euch dann die mir überbrachte Nachricht, dass Ihr, Mylord, eine Verschwörung gegen mich anstrebt?«
»Das ist ein Komplott!«, unterbrach Duncan. »An diesem Abend erhielt ich ebenfalls eine Nachricht, allerdings mit einem völlig anderen Inhalt, Mylord Bothwell! Mir wurde mitgeteilt, Ihr ruft mich an Eure Seite, um die Königin zu beschützen.«
»Das habe ich nicht getan!« Erregt lief Bothwell auf und ab. »Wieso sollte ich Euch Glauben schenken?«
Maria Stuart stand auf und trat neben ihren Geliebten. Sie legte ihre schmalgliedrige Hand auf seinen Ärmel und sagte leise, aber bestimmt: »James, es ist genug Blut geflossen! Erst Rizzio, dann Darnley ... Ich bin der Intrigen und Schmähungen müde und möchte in Zukunft nur noch glücklich sein.« Sie wandte ihr Gesicht zu Duncan, und die Andeutung eines Lächelns umspielte ihre sinnlichen Lippen. »Lord Glenmalloch, ich glaube Euch. Es gibt auch keinen Grund, warum das Volk mir mein Glück nicht gönnen sollte. Schottland wird mit dem Earl von Bothwell einen gerechten und weisen König bekommen, und das Volk wird uns lieben. Niemand in diesem Land wird mir schaden wollen, dazu besteht kein Anlass. Daher seid Ihr frei, aber ich bestehe darauf, dass Ihr mit uns zusammen in die Stadt reitet, um der Öffentlichkeit zu demonstrieren, auf welcher Seite Ihr steht.«
Duncan zögerte, wollte sagen, dass er sofort nach Edinburgh aufbrechen und Anna suchen wolle, aber er spürte, jedes weitere Wort könnte die freundliche Stimmung der Königin zerstören. Außerdem sah er, wie wenig Bothwell mit ihrer Entscheidung, ihn frei zu lassen, einverstanden war. Doch noch war er nicht der König und musste sich dem Willen Marias beugen. Duncan beugte nur stumm

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