Die Treue Des Highlanders
Gastfreundschaft, solange sie andauert, denn der Aufenthalt in den Verliesen von Edinburgh Castle, wohin ich Euch bringen lassen werde, sobald ich Marias Mann bin, ist weniger angenehm.«
Hasserfüllt starrte Duncan auf die Tür, als sich diese hinter Bothwell schloss und er den Earl auf dem Gang triumphierend lachen hörte. Es schien für ihn keinen Ausweg zu geben. Er konnte nur darauf hoffen, dass ihm auf dem Transport nach Edinburgh vielleicht die Flucht gelänge, aber er hatte keine Ahnung, wann es so weit sein sollte. Wenn sich Anna tatsächlich in der Gewalt von John Knox befand, dann konnte es vielleicht schon heute zu spät sein, und Anna wäre nicht mehr am Leben.
»Verdammt!« Verzweifelt hieb Duncan mit der Faust so fest gegen eine Wand, dass die Haut aufplatzte und ein roter Blutfaden herunterlief. Der Schmerz, der ihm die Wunde verursachte, war aber nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den er empfand, wenn er sich vorstellte, Anna niemals wieder zu sehen.
Nach einer zweiten Befragung durch John Knox, bei der Anna beharrlich geschwiegen hatte, da sie wusste, jedes Wort brachte sie ihrem Tod einen Schritt näher, war sie in eine andere Zelle gebracht worden. Diese war etwas angenehmer als das dreckige Verlies und hatte ein kleines, vergittertes Fenster und eine Holzpritsche mit zwei schmutzigen Decken. Wenigstens musste Anna nicht mehr in völliger Dunkelheit und auf dem dreckigen Stroh mit Flöhen und sonstigem Ungeziefer schlafen.
»Wahrscheinlich sind sie bemüht, die letzten Tage meines Lebens etwas angenehmer zu gestalten, damit ich eine hübsche Hexe bin, die zum Scheiterhaufen geführt wird«, murmelte sie mit verzweifelter Selbstironie. Sie wusste, sie würde nicht stolz und hoch erhobenem Kopfes in den Tod gehen können. Sie hatte nicht das Zeug zur Märtyrerin und hatte Menschen, die ihrem Glauben zuliebe den Tod gerne in Kauf nahmen, nie verstanden. Verdammt, sie wollte nicht sterben! Auf keinen Fall auf diese schreckliche Art und Weise! Sie hatte niemandem etwas getan, im Gegenteil, ihr einziges Bestreben war es gewesen, anderen Menschen das Leben zu retten. Vielleicht würden bei der Gerichtsverhandlung andere Männer als John Knox das Urteil über sie fällen. Anna wusste, gegen John Knox hatte sie keine Chance. Der Fanatiker schien zu ahnen, dass Maria Stuart an der Seite von Bothwell ihrem Untergang zusteuerte, und er würde nichts tun, das zu verhindern. Darum war es auch völlig gleichgültig, warum und aus welchen Gründen Anna die Königin von dieser Heirat abbringen wollte, denn das war gegen Knox’ Ziele. Allein schon deshalb würde er Anna nicht am Leben lassen. Sie war sich sicher, dass auch Duncan etwas Schreckliches widerfahren sein musste. Anna konnte und wollte nicht glauben, dass er sie schändlich im Stich gelassen haben könnte. Die Hoffnung, dass Duncan noch lebte und alles für ihre Freilassung tun würde, war der letzte kleine Strohhalm, an den sich Anna in diesen Tagen Ende April des Jahres fünfzehnhundertsiebenundsechzig klammerte.
Die Anwesenheit der Königin auf Dunbar Castle hatte auch den strengen Diener etwas gesprächiger werden lassen. Wenn Duncan ihn fragte, wie es der Königin ginge, antwortete er bereitwillig: »Sehr gut, sie befindet sich mit Mylord Bothwell auf der Falkenjagd.«
Es war offensichtlich, dass er über einen so hohen Besuch stolz war. Leider brachte er Duncan das Essen stets mit einem Dolch in der Hand, und die zwei stämmigen Wachsoldaten vor der Tür versperrten Duncan jeglichen Fluchtweg.
»Wie lange wird die Königin in der Burg bleiben?«, versuchte Duncan den Diener auszuhorchen. »Erfordern ihre Pflichten nicht eine baldige Rückkehr in die Stadt?«
Der Diener grinste überheblich. »Heute Vormittag konnte ich beobachten, wie die Königin unseren guten Herrn, den Earl von Bothwell, ausgiebig und zärtlich küsste. Maria Stuart ist auch nur eine Frau, dazu noch eine sehr verliebte. Sie wird die Tage, in der sie ihr Glück genießen können, so lange wie möglich ausdehnen. Wir alle in der Burg, vom niedrigsten Knecht bis zum Kammerdiener, stehen hinter Mylord Bothwell und seinen glorreichen Plänen.«
»Die ohne Zweifel anders als vermutet verlaufen werden«, murmelte Duncan so leise, dass der Diener seine Worte nicht verstehen konnte, und sah einer trüben Zukunft entgegen.
Einige Tage nach seiner Gefangennahme traten die Wachmänner in Duncans Zimmer, fesselten seine Hände auf dem Rücken und stießen ihn auf den Flur hinaus. Duncan
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