Die Treue Des Highlanders
hilflos mit den Schultern. »Glaubt mir, Lady Claire, ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, Anna zu befreien. Ich danke Euch für Eure Anteilnahme und Freundschaft Anna gegenüber.«
»Megan Ogilvie kann ihre Freude nicht verhehlen, dass Anna endgültig vom Hof verschwunden ist. Sie war von Anfang an neidisch, weil Anna bei der Königin so beliebt war. Ich habe Megan nie richtig gemocht, aber seit diese Alice Skelton aufgetaucht ist, ist sie noch hochnäsiger geworden.«
Duncan fuhr wie von einer Nadel gestochen in die Höhe. »Alice Skelton ist hier?« Er hatte so laut gesprochen, dass sich mehrere Köpfe nach ihm umdrehten. Leiser und eindringlicher fuhr er fort: »Lady Claire, habt Ihr Alice gesehen? Sie ist ... nun ja ... ganz hübsch mit blonden Haaren und blauen Augen. Meint Ihr diese Frau?«
Claire nickte. Sie war über seine heftige Reaktion überrascht. »Lady Alice war an dem Tag, als Anna bei der Königin war und in der folgenden Nacht verhaftet wurde, im Palast. Seitdem habe ich sie in Holyrood nicht wieder gesehen, weiß aber, dass Megan sie manchmal im Haus ihrer Eltern besucht.«
Grimmig presste Duncan die Lippen zusammen. Langsam, aber sicher fügten sich einzelne Mosaiksteinchen zu einem kompletten Bild. Maria Stuart hatte ihm versichert, sie habe Anna nicht an John Knox ausgeliefert. Duncan wusste nun, wem er alles zu verdanken hatte. Offenbar war es Alice gelungen, ihre Eltern so zu beeinflussen, dass man sie nicht nach Frankreich geschickt hatte. Duncans Finger krümmten sich. Nur gut, dass Alice nicht in der Nähe war, denn zu gerne hätte er ihr den schlanken, weißen Hals eigenhändig umgedreht!
Am fünfzehnten Mai wurden Maria Stuart und Bothwell im großen Saal von Holyrood Palast getraut. Duncan war unter den Gästen, der Earl von Moray, Marias Halbbruder, glänzte durch Abwesenheit. Niemand wusste, wo er sich aufhielt, ebenso wie die meisten der anderen Lords, die bisher treu an Marias Seite gestanden waren. Einzig Maitland war gekommen und stand mit sorgenvollem Gesicht Duncan schräg gegenüber. Zu Duncans Überraschung wurde die Trauung nach den protestantischen Riten vollzogen, Maria Stuart hatte nur vorher in aller Abgeschiedenheit eine Messe für sich lesen lassen. Es gab auch keinerlei Triumphzug durch die Stadt, Maskenspiele, Musik, Tanz oder sonstige Festlichkeiten, wie sie eigentlich bei der Hochzeit einer Königin üblich sind. Die wenigen Gäste versammelten sich zu einem schnell zusammengestellten Hochzeitsmahl, bei dem keine rechte Stimmung aufkommen wollte. Das glückliche Strahlen in Marias Augen, wann immer ihr Blick den ihres frisch vermählten Ehemanns traf, verriet jedoch, dass Maria die Umstände herzlich gleichgültig waren.
Duncan hob seinen Becher und murmelte zu sich selbst: »Auf den Untergang Schottlands!«, dann leerte er den Wein in einem Zug.
Am Tag nach der seltsamen Hochzeit wurden die Tore des Palastes geöffnet, und endlich konnte Duncan Holyrood frei und ungehindert verlassen. Sein erster Weg führte ihn zum Gefängnis, wo ihm ein blankes Goldstück die Tür zu Annas Zelle öffnete.
»Duncan!« Sie flog in seine Arme, und er zögerte nicht, sie fest an sich zu pressen. Anna weinte und zitterte, und Duncan strich ihr beruhigend über das struppige und verklebte Haar. Anna war dünn und blass geworden, aber in ihren Augen glomm ein Hoffnungsschimmer.
»Es tut mir so leid«, sagte Duncan. »Ich hätte dich nie in eine solche Gefahr bringen dürfen.«
»Es ist nicht deine Schuld, im Gegenteil. Du hast mich immer wieder gewarnt, aber ich wollte dir nicht glauben. Duncan, bitte hol mich hier raus! Ich ertrage es keinen Tag länger!«
Duncan erzähle ihr von seinem Verdacht, dass Alice Skelton hinter dem Komplott steckte. »Ich werde sie sofort aufsuchen und, wenn es sein muss, die Wahrheit aus ihr herausprügeln«, drohte er wütend.
»Tu es nicht, Duncan«, bat Anna. »Man hat dich freigelassen, aber die Skeltons stehen offenbar auf der Seite von Knox, dem sich nun auch Moray und zahlreiche andere Lords anschließen werden. In wenigen Tagen wird in Schottland das Chaos ausbrechen, und jeder, der offen seine Sympathien für Maria Stuart zeigt, wird seines Lebens nicht mehr sicher sein.«
»Dann bleibt uns nur die Flucht. Anna, wir haben versagt, und es gibt nichts mehr, was wir jetzt noch tun können, außer unser eigenes Leben zu retten. Ich werde mich dafür verachten, ein Feigling zu sein ...«
»Stopp«, unterbrach Anna. »In meiner Zeit gibt es
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