Die Treue Des Highlanders
Als sie mit dem Bad fertig war, trug Helen vorsichtig eine gelbliche Salbe auf Annas Verletzungen auf. Anna war dem Mädchen dankbar, dass sie keine Fragen stellte, denn es war ihr unmöglich, jetzt über die vergangenen Tage zu sprechen.
Anna ruhte in dem Zimmer, das sie vor ihrer Reise in den Süden in der Burg bewohnt hatte, ein paar Stunden aus, dann holte sie Duncan in die große Halle. Der Boden war mit frischen Binsen bedeckt, aus denen ein würziger Geruch strömte. Anna hatte das Gefühl, heimgekehrt zu sein. Lady Flamina begrüßte sie zurückhaltend. Sie hatte ihre Skepsis Anna gegenüber immer noch nicht abgelegt, aber Douglas umarmte sie, küsste sie auf beide Wangen und hieß sie herzlich willkommen. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Duncan zornig die Lippen aufeinander presste, und sie lächelte schelmisch über seine offensichtliche Eifersucht. Nach einem leichten Abendessen wurden Marla und Cathy zu Bett geschickt, während man Helen erlaubte, anwesend zu bleiben.
Während des Winters waren nur spärliche Nachrichten aus der Hauptstadt ins Hochland gedrungen, aber Lady Flamina wusste von Darnleys Ermordung und dem Freispruch seines mutmaßlichen Mörders. Rational erzählte Duncan von den Ereignissen, die schlussendlich zu ihrer Flucht aus Edinburgh geführt hatten und Annas Wunden erklärten.
»Als Hexe angeklagt!« Lady Flamina stand auf und lief unruhig in der Halle auf und ab. »Ich habe es von Anfang an befürchtet. Das konnte nicht gut gehen.« Sie blieb vor Duncan stehen und sah ihn besorgt an. »Sie werden hierher kommen, um Anna zu holen. Ich hoffe, du weißt, in welche Gefahr du die Familie bringst.«
»Aber Mutter, du dramatisierst die Sache«, entgegnete Duncan. »Edinburgh ist weit, sie haben dort andere Sorgen, als einer Frau nachzujagen, die ein paar zweifelhafte Voraussagen gemacht hat. Ich glaube, wir sind hier sicher, denn wir wurden nicht verfolgt.«
So leicht ließ sich Lady Flamina nicht überzeugen, aber sie wollte die Angelegenheit vorerst auf sich beruhen lassen. Tatsächlich lag Glenmalloch so weit von Edinburgh entfernt, dass sich wohl kaum jemand bemühen würde, den beschwerlichen Weg zu unternehmen, um eine angebliche Hexe zu verhaften. Sie mussten nur sichergehen, dass Annas Ruf nicht in die nähere Umgebung getragen wurde. Lady Flamina seufzte. Mit dem wissenden Blick einer Mutter hatte sie erkannt, dass Duncan bis über beide Ohren in diese Frau verliebt war. In eine Frau aus der Zukunft! Darum war sie auch nicht überrascht, als Duncan plötzlich sagte: »Anna und ich werden, so bald ihre Wunden verheilt sind und sie sich wieder kräftiger fühlt, heiraten.«
Helen umarmte Anna und drückte sie aus Versehen so fest, dass Anna einen Schmerzenslaut unterdrücken musste. »Dann wirst du ja meine richtige Schwester und bleibst für immer bei uns. Ich freu mich so, Anna!«
Auch Douglas reagierte auf die Nachricht erfreut, einzig Lady Flamina sagte mit einem gequälten Lächeln: »Dann hast du dich tatsächlich dazu entschlossen, auf Glenmalloch zu bleiben? Oder willst du meinen Sohn in die Zukunft entführen?«
Anna hörte die bange Frage in ihrer Stimme und antwortete ernst: »Mylady, ich liebe Euren Sohn, wie ich nie zuvor einen Menschen geliebt habe, und ich weiß, dass er in meiner Zeit niemals glücklich sein könnte. Duncan gehört hierher. Hier im Hochland ist seine Heimat und seine Familie, und wo sein Leben ist, wird auch meines sein. Für immer.«
»Dann soll es so geschehen.« Lady Flamina hauchte einen Kuss auf Annas Wange, und Anna wusste: Sie hatte die richtige Entscheidung getroffen. Duncans Mutter hatte die Wahl ihres Sohnes akzeptiert, und Anna war überzeugt, irgendwann ihre Freundschaft und Achtung erringen zu können.
Ein Diener brachte würzigen Wein. Während sie tranken, erzählte Anna von den Dingen, die in den nächsten Wochen geschehen würden: »Ich erinnere mich, dass Maria Stuart und Bothwell kein langes Eheglück beschert sein wird. Bald schon wird sich der Großteil der schottischen Lords unter Führung Morays zusammenschließen und von Maria fordern, zugunsten ihres Sohnes auf die Krone zu verzichten. Natürlich wird sie dies vehement ablehnen, worauf sie von Bothwell getrennt und in Loch Leven Castle, einer Burg auf einer Insel in einem See, inhaftiert werden wird. James wird zum König ausgerufen, Moray zum Regenten, und Maria werden alle Macht und Befugnisse entzogen. Anschließend erleidet sie dort auch eine Fehlgeburt. Knapp ein Jahr
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