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Die Treue Des Highlanders

Die Treue Des Highlanders

Titel: Die Treue Des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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in die Küche, um Kräuter für das Bier zu holen. An dem wuchtigen Holztisch saß June. Anna hatte sie seit ihrer Rückkehr nur einmal flüchtig aus der Ferne gesehen.
»Guten Morgen, June«, sagte Anna freundlich und trat zu dem Mädchen, das kaum auf ihren Gruß reagierte. Anna sah einen seltsamen Glanz in den hellen Augen, und plötzlich wurde June von einem heftigen Husten geschüttelt. Besorgt legte Anna ihre Hand auf Junes Stirn. »Du lieber Himmel, du bist krank und gehörst ins Bett! Aber sofort!«
»Ich ... kann nicht ... Muss arbeiten ...«, stammelte June und versuchte aufzustehen. Doch kaum hatte sie sich erhoben, griff sie Halt suchend um sich und sackte bewusstlos in Annas Arme.
Man brachte June in ihre Kammer, die sie mit fünf anderen Mägden teilte, und Anna bettete sie in warme Decken. Zwar erlangte das Mädchen wieder das Bewusstsein, aber es quälte June ein Husten, der sich anhörte, als würde ihre Brust in tausend Stücke gerissen.
Anna bat Lady Flamina, einen Arzt zu holen, aber diese zuckte nur mit den Schultern. »Sie wird sich schon wieder erholen. Eine harmlose Erkältung, mehr nicht. Der nächste Arzt ist in Inverness, bis der hier wäre, ist das Mädchen bestimmt wieder gesund.«
Anna erinnerte sich an ihre eigene Krankheit und war froh, dass hier niemand auf die Idee kam, June zur Ader zu lassen oder – noch schlimmer! – ihr diese furchtbaren Blutegel auf den Körper zu setzen. Zum Glück gab es Kamillenblüten, aus denen sie einen Tee bereitete, den sie June einflößte. Nach zwei Tagen fieberte das Mädchen stark und verlor immer wieder das Bewusstsein. In Junes Brust rasselte es in einer Art und Weise, dass selbst Anna mit ihren mangelhaften medizinischen Kenntnissen wusste, dass das Kind dem Tode geweiht war. Junes Körper glühte, als läge sie auf brennenden Kohlen, aber ihre Haut war staubtrocken.
»Wir müssen sie kühlen!«, rief Anna und befahl einer Magd, sofort kaltes Wasser und Tücher zu bringen.
June hatte die Augen geöffnet, aber ihr Blick irrte orientierungslos umher. Sie erkannte Anna nicht, sie erkannte nichts und niemanden in ihrer Umgebung. Die schmale Brust hob und senkte sich in unregelmäßigen Abständen, und der Husten klang wie klirrende Eisenketten. Anna vermutete eine Lungenentzündung. Sie konnte aber nichts tun, um dem Kind zu helfen. Aus Verzweiflung über ihre Hilflosigkeit stiegen ihr Tränen in die Augen. In ihrer Zeit gab es Tabletten und Spritzen dagegen, nur ein bisschen Antibiotikum, und das Mädchen wäre in wenigen Tagen wieder gesund und munter. So aber konnte sie nichts weiter tun, als den kleinen glühenden Körper zu kühlen. Die Magd tauchte die Lappen in den Eimer mit kaltem Wasser, und Anna entkleidete das Mädchen. Sie schlang um jedes Bein ein kühles Tuch. Es war das Einzige, das ihr einfiel, was man tun konnte, um das Fieber zu senken. Als Anna dem Kind das Leibchen aufschnürte und ihren zarten Körper entblößte, stieß sie einen Schrei aus.
Die Magd fuhr erschrocken zurück. »Was habt Ihr, Mistress? Seht Ihr Flecken auf der Haut? Hat sie etwa die schwarze Krankheit?«
Anna schüttelte den Kopf. Nein, June litt nicht an der Pest, aber sie hatte etwas anderes gesehen, was sie mehr erschreckte, als wenn sie eine furchtbare Krankheit entdeckt hätte. Annas Hände zitterten wie Espenlaub, als sie langsam über den rechten Unterbauch von June strich.
»Wo ist der Herr?«, fragte sie die Magd. »Geh und hol Lord Duncan. Er soll kommen. Sofort!«
Die Magd gehorchte, und Anna fuhr fort, Junes Körper zu kühlen. Dabei murmelte sie: »Du darfst nicht sterben! Hörst du, du musst leben! Ich brauche dich, June! Mein Gott, wie kann das sein ...?«
Duncans schwere Hand legte sich auf Annas Schulter. »Ich bewundere deine Anteilnahme, Anna, aber der Tod gehört zum Leben. Du solltest dir ihr Schicksal nicht so sehr zu Herzen nehmen.«
Mit einem flammenden Ausdruck in den Augen fuhr Anna herum. »Weil sie nur eine Küchenhilfe ist? Meinst du damit, ihr Tod sei nicht von Bedeutung? Hat sie deswegen nicht das Recht zu leben?«
Duncan nahm ihre widerstrebenden Hände und hielt sie fest. »Du hast mir genügend von der Medizin deiner Zeit erzählt, und ich glaube dir, dass es in einigen Jahrhunderten viele Krankheiten nicht mehr geben wird. Aber du kannst hier und heute nichts tun, dieses Mädchen zu retten. Finde dich damit ab, Anna. Der Tod kommt oft zu früh zu einem, und wir verstehen nicht, warum er junge Menschen zu sich holt.«
Anna

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