Die Treue Des Highlanders
sie wäre bei dir, Mutter.«
Alle Farbe wich aus Lady Flaminas Wangen. »Man soll sofort die Burg durchsuchen«, flüsterte sie mit bebender Stimme.
»Mama, Helen wollte am Fluss Blumen pflücken. Für die Hochzeit.« Ängstlich trat Marla vor. »Sie hat am frühen Morgen die Burg verlassen.«
»O mein Gott!«, stieß Anna hervor und befürchtete, Duncans Mutter würde einen Herzanfall erleiden, so fahl wurde deren Teint.
Duncan sprang auf. »Ich werde sie suchen!«
Er war bereits an der Tür, als erneute Unruhe im Burghof entstand. Zwei Knechte öffneten die kleine Pforte neben dem Fallgitter, und ein erschöpfter und blutender Mann taumelte in den Hof. Duncan erkannte Neville, seinen treuen Diener, und ließ ihn sofort in die Halle bringen.
»Mylord, sie haben Helen!«, stieß Neville hervor. Offenbar war er angegriffen worden, denn ein Auge war blau und geschwollen, und an seinem linken Oberarm klaffte eine tiefe, stark blutende Wunde.
»Was ist geschehen?« Duncans Gesicht war wie versteinert.
»Ich sah Lady Helen am Bach, als mein Pferd von einem Kaninchen aufgeschreckt wurde und zum Ufer galoppierte. Plötzlich waren wir von Dutzenden von Männern umzingelt, die ihre Schwerter auf uns richteten. Sie waren in der Überzahl, Mylord, ich konnte nichts ausrichten, obwohl ich sofort mein Schwert zog und versuchte, uns zu verteidigen.«
»Du warst sehr tapfer, Neville«, sagte Duncan ernst. »Was ist dann geschehen?«
»Zuerst dachte ich, mein letztes Stündlein hätte geschlagen, aber dann befahl einer der Männer, offenbar der Anführer, man solle mich loslassen. Zwei andere hatten in der Zwischenzeit Lady Helen gefesselt und auf ein Pferd geworfen. Man schickt mich zu Euch, Mylord, mit der Nachricht, dass ...« Nevilles Blick wanderte zu Anna, »... sie wollen Lady Anna. Im Austausch gegen Eure Schwester!«
»Nein!« Ein Schrei entrang sich Lady Flaminas Kehle. »Ich wusste, dass es eines Tages so weit kommen wird! Wie töricht von uns zu glauben, sie hätten vergessen, dass eine Hexe unter uns weilt!«
»Mutter, ich bitte dich ...«, versuchte Duncan sie zu beruhigen, aber Lady Flamina stieß seine Hand von sich.
»Sie haben mein Kind in ihrer Gewalt! Mein Gott, sie werden sie töten! Sie werden meine Tochter umbringen.«
»Mutter, beruhige dich.« Duncan legte einen Arm um ihre schmalen Schultern und hielt sie fest. »Ich bin sicher, sie werden Helen nichts antun, denn ...«
»Ich bin es, die sie wollen«, vollendete Anna den Satz. Sie zitterte am ganzen Körper, und ihr war speiübel, trotzdem trat sie entschlossen auf Lady Flamina zu. »Ich werde nicht zulassen, dass ein unschuldiges Mädchen für etwas büßt, das man mir anlastet. Ich werde mich stellen.« Anna war keineswegs so ruhig, wie ihre Worte klangen. In Wahrheit wäre sie am liebsten aus Angst und Panik schnell ganz weit fortgelaufen. Sie hatte sich für mutig gehalten, als sie vor drei Jahren einen Bungeesprung aus zweihundert Metern Höhe gewagt oder keine Angst gehabt hatte, in einem Vergnügungspark Achterbahn mit Sechsfachlooping zu fahren. Jetzt erkannte sie, dass sie alles andere als mutig war, denn sie wusste, was die Männer mit ihr machen würden, wenn sie sich ihnen auslieferte. Trotzdem konnte sie nicht zulassen, dass Helen für ihre Fehler leiden musste.
Hart legte sich Duncans Hand auf ihre Schulter. »Das wirst du nicht tun. Wir werden kämpfen und Helen befreien! Die Schweinehunde sollen spüren, was es heißt, sich mit Duncan Cruachan anzulegen. Ich werde sie bis auf den letzen Mann töten!«
»Duncan, wir haben kaum eine Hand voll kampferprobter Männer in der Burg«, gab Douglas zu bedenken. »Natürlich werde ich an deiner Seite sein, aber man sprach von einer Hundertschaft.«
Duncan ballte beide Hände zu Fäusten, die Zornesader pochte an seiner Schläfe. »Wenn es sein muss, stelle ich mich auch tausend Männern! Wie können sie es wagen, Helen als Geisel zu nehmen?«
Anna schwankte, das Blut rauschte in ihrem Kopf. »Es hat keinen Sinn, Duncan, wir sitzen in der Falle. Du kannst die Burg vielleicht gegen einen Angriff halten, aber wir müssen in erster Linie an Helen denken. Es bleibt mir keine andere Wahl als ...«
»Nein!« Duncan brüllte wie ein verwundetes Tier.
»Sie hat Recht, Duncan.« Lady Flaminas Stimme war leise und gebrochen. »Es ist das Mindeste, was Anna tun kann, und ich bin sicher, sie wird nicht zulassen, dass das Blut eines unschuldigen Mädchens vergossen wird.«
Anna erkannte den inneren Kampf der Frau,
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