Die Treue Des Highlanders
aber die Liebe einer Mutter zu ihrer leiblichen Tochter siegte. Lady Flamina hatte sie in den letzten Tagen zwar akzeptiert und als künftige Schwiegertochter anerkannt, aber Anna wusste, wenn Helen wegen ihr sterben sollte, dann würde sie für den Rest ihres Lebens den Hass Lady Flaminas zu spüren bekommen. Sie durfte jetzt nicht egoistisch sein. Helen war immer gut und freundlich zu ihr gewesen, sie musste jetzt alles tun, deren Leben zu retten.
»Ich habe eine Idee ...«, murmelte Duncan und winkte Neville zu sich. Seine Wunde am Arm war zwischenzeitlich von einem Knecht notdürftig versorgt und die Blutung gestillt worden. »Wie stellen sie sich den Austausch vor?«
»Ich soll die Nachricht überbringen. Wenn ich bis zur Mittagszeit nicht zurückkehre, dann haben sie damit gedroht, Lady Helen ein Ohr abzuschneiden und es in die Burg zu schicken. Dann folgt jede Stunde ein weiteres Stück, bis ...«
»Hör auf!«, schrie Lady Flamina und hielt sich entsetzt die Ohren zu, aber Duncan nickte bedächtig. In seinen Augen glomm ein Hoffnungsschimmer.
»Gut, dann geh und sag ihnen, dass Lady Anna bereit ist, sich in ihre Hände zu begeben. Der Tausch wird oben am Glen-Mal-Loch in den Bergen stattfinden. Das ist unsere Bedingung.«
»Bedingung?«, kreischte Lady Flamina. »Wir sind wohl kaum in der Position, Bedingungen zu stellen!«
Anna schloss die Augen. Duncan wollte sie zum Glen-Mal-Loch bringen! Das konnte nur eines bedeuten ...
Wirst du mit mir kommen? In ihren Augen lag die bange Frage, die sich ihre Lippen nicht trauten zu formulieren, aber Duncan hatte verstanden und nickte. Wenngleich es ihm das Herz zerreißen würde, an dem Tag, an dem Anna seine Frau hätte werden sollen, sie für immer zu verlieren, ließ er sich nichts anmerken. Es war wichtig, dass Anna ihm vollständig vertraute und nicht ahnte, dass er sie bei der Reise durch die Zeit nicht begleiten würde. Er konnte nicht mit Anna gehen, nicht, bevor Helen und alle Bewohner von Glenmalloch in Sicherheit waren.
Nach einer Stunde kehrte Neville mit der Nachricht zurück, dass die Männer einverstanden waren. Es sollten aber nur Duncan und Anna zu dem See kommen. Beide mussten unbewaffnet sein, und sollten die Männer feststellen, dass ein anderer Mann in der Nähe sein würde, würden sie Helen töten.
Schweigend stieg Anna hinter Duncan den Trampelpfad in die Berge hinauf. Die Sonne schien immer noch warm, der Ginster duftete, und zahlreiche Vögel flatterten zwitschernd durch das niedrige Gestrüpp. Was für ein schöner Tag für eine Hochzeit, dachte Anna bitter. Sie hatte Angst und schämte sich nicht, sich diese einzugestehen. Schweigend stapfte Duncan voran, er sprach kein Wort, auch Anna blieb stumm. Erst als sie den Rand des Sees erreichten, flüsterte Anna: »Ich habe Angst.«
Duncans Blick war so voller Zärtlichkeit, dass es Anna die Tränen in die Augen trieb, aber es blieb keine Zeit für eine Umarmung, denn aus dem Gebüsch traten fünf bewaffnete Männer. Einer von ihnen hatte der verängstigten Helen ein Messer an die Kehle gesetzt und schob sie vor sich her.
»Cruachan, es ist schön zu sehen, dass Ihr meiner Aufforderung gefolgt seid.«
»Lord Lindsay!«, rief Duncan überrascht, als er den Sprecher erkannte. »Was haben Männer der Lords für einen Grund, meine Familie zu bedrohen und ein unschuldiges Mädchen als Geisel zu nehmen?« Duncan bedauerte, weder ein Schwert noch ein Messer zu haben, denn am liebsten hätte er Lindsay eines von beiden mitten in die Brust gerammt.
»Die Frau ist eine Hexe!« Schmetternd zerriss Lindsays Stimme die Stille des Hochlands. »Sie verbreitet Lügen, fördert die Beziehung zwischen der Königin und Bothwell und gehört auf den Scheiterhaufen.«
»Nur weil ich die Wahrheit sage?«, rief Anna, ohne sich ihre Worte zu überlegen. »Alles, was ich sagte, diente dazu, Maria Stuart und Bothwell das Leben zu retten! Außerdem wollte ich die Hochzeit zwischen den beiden
verhindern
, weil sich Maria damit selbst in den Abgrund stürzt. Warum versteht Ihr das nicht?«
»Sei still!«, zischte Duncan und umklammerte ihren Arm. Langsam, so dass es kaum auffiel, drängte er Anna immer näher ans Seeufer. »Lindsay, lasst meine Schwester los! Wir haben Eure Bedingungen erfüllt. Wir sind allein und unbewaffnet.«
Lindsay gab seinem Mann ein Zeichen, der daraufhin das Messer von Helens Kehle nahm, sie aber immer noch umklammert hielt.
»Sie soll herkommen!« Lindsay deutete mit seinem Schwert auf Anna.
»Erst
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