Die Treue Des Highlanders
Augen und ihre stolze Haltung wärmten Duncan das Herz. Diese Frau liebte ihn wirklich und wahrhaftig, ebenso stark und leidenschaftlich, wie er sie liebte. Aber noch etwas anderes lag Anna am Herzen, und sie bat Duncan, June rufen zu lassen, nachdem sie sich beide wieder angekleidet hatten.
Schüchtern betrat das Mädchen das Zimmer ihres Herrn. Sie hielt den Kopf gesenkt, als sie sagte: »Es tut mir Leid, dass ich heute die Schale zerbrochen habe«, denn nur dieses Missgeschick konnte für sie der Grund sein, warum man sie vor Mylord höchstpersönlich zitierte.
Anna trat zu ihr hin und forderte sie auf, sich zu setzen. Dabei musterte sie das Mädchen aufmerksam und legte eine Hand auf ihre Stirn. »Fühlst du dich nicht wohl?«, fragte Anna besorgt. »Mir scheint, du hast Fieber.«
Erschrocken riss June die Augen auf. In der Tat fühlte sie sich seit zwei Tagen krank, heute Morgen war ihr furchtbar schwindlig geworden, darum war ihr auch die Schale aus den Fingern geglitten und in Scherben zerbrochen. »Es geht mir gut«, versicherte sie schnell, begann dann aber zu husten, was ihre Worte Lügen strafte.
Anna zog einen Stuhl neben das Mädchen und sagte leise: »Du brauchst keine Angst zu haben ... June. Oder soll ich besser Amanda sagen? Amanda Cameron, nicht wahr? Deine Eltern nannten dich Mandy.«
Alles Blut wich aus Junes Gesicht, in ihren Augen flackerte die pure Angst. »Wie kann ... das ... sein? Woher ... wisst Ihr?«
Liebevoll und ruhig sagte Anna: »Ich weiß, wer du bist und woher du kommst, denn ich komme auch aus dieser Zeit. Du bist in den See gefallen und dann hierher gekommen. War es nicht so? Du bist doch Mandy?«
Ihr Körper zitterte wie Espenlaub, während sie vorsichtig nickte. »Ihr kommt auch von ...
dort
, Lady Anna?«
»Lass das Lady weg, Mandy, denn uns verbindet ein unglaubliches Schicksal. Auch ich kenne Fernseher, Autos und Handys. Bestimmt stand ein Computer in deinem Zimmer, und du hast mit deinen Freundinnen regelmäßig SMS ausgetauscht, nicht wahr?«
Mandy nickte zögernd. »Dann ist es also wirklich wahr? Ihr ... äh, du bist auch aus der Zukunft? Ja, ich bin in den See gefallen, als ich meinen Hund rausholen wollte, und plötzlich wurde ich ganz fest nach unten gezogen und dachte, ich müsse ertrinken. Dann war ich plötzlich wieder oben, aber ... Alles war verändert, die Menschen waren so komisch, und ich dachte zuerst, ich wäre tot.«
»Und du hast dich nicht getraut, jemandem etwas davon zu sagen?«, mischte sich Duncan in das Gespräch. »Du kannst mir vertrauen, auch ich hatte schon das zweifelhafte Vergnügen einer solchen Zeitreise.«
Ruhig und gelassen, die Hände im Schoss gefaltet, hörte Mandy zu, wie Anna und Duncan abwechselnd von ihren Erlebnissen erzählten. Als Anna zu der Stelle kam, als Mandy erkrankte und schließlich starb, begannen die Lippen des Mädchens zu zittern.
»Nun bin ich gekommen, um zu versuchen, dich und die Familie vor all dem zu bewahren«, schloss Anna. »Ich habe Tabletten dabei, die dir vielleicht helfen könnten. Allerdings können wir nicht mit Bestimmtheit sagen, welche Krankheit in deinem Körper steckt, daher ist es ungewiss, ob das Medikament dir von Nutzen sein wird. Es gibt natürlich noch eine andere Möglichkeit ...«
»... ich wage den Versuch der Zeitreise«, brachte Mandy die Sache auf den Punkt.
Duncan, der dem Mädchen bisher kaum Beachtung geschenkt hatte und wie alle davon ausgegangen war, sie wäre nicht ganz richtig im Kopf, stellte fest, dass sie keinesfalls minderbemittelt, sondern hochintelligent war. »Es hat bei mir und Anna zwar funktioniert«, sagte er, »trotzdem gibt es keine Garantie. Du könntest auch in einer Zeit landen, die noch weiter in der Vergangenheit oder irgendwann anders in der Zukunft liegt. Dann bist du wieder ganz allein auf dich gestellt und kennst keinen Menschen.«
Mandy straffte die Schultern. »Ich halte also fest, dass ich zwei Möglichkeiten habe: Entweder ich bleibe hier, nehme die Tabletten und hoffe, dass sie die Lungenentzündung verhindern und ich leben werde, um dann vielleicht in ein paar Monaten an einer anderen Krankheit zu sterben, oder ich wage den Sprung in den See, bevor die Krankheit stärker wird, wobei ich allerdings entweder ertrinken oder in einer Zeit landen könnte, in der vielleicht alles noch schrecklicher ist als jetzt.« Sie warf Duncan einen entschuldigenden Blick zu. »Verzeiht meine Worte, Mylord, denn Ihr und Eure Mutter habt mich in Eurem Haus aufgenommen und
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