Die Treue Des Highlanders
mir Arbeit, Kleidung und Nahrung gegeben. Ich möchte nicht undankbar klingen, aber die Vorstellung, für immer unter diesen Umständen leben zu müssen, ist mehr, als ich ertragen kann.« Entschlossen stand sie auf. »Nein, dann gehe ich lieber das Risiko ein und springe in den See, auch wenn ich dabei vielleicht umkommen werde.«
Anna schloss das Mädchen in ihre Arme. »Dir wird kein Leid geschehen, aber du bist sehr mutig, Mandy. Wenn alles klappt, dann wirst du auf Ruth Jefferson treffen. Sie ist Psychologin und wird dir helfen, dich wieder in deiner Zeit zurechtzufinden. Es wird nicht einfach werden, dein langes Verschwinden zu erklären, aber Ruth wird dir zur Seite stehen.«
Mandy löste sich von Anna, nachdenklich krauste sie die Stirn. »Du bist vor dem Zeitpunkt, an dem du uns verlassen hattest, wieder zurückgekommen. Ich könnte doch versuchen, an dem Tag, an dem ich in den See gefallen bin, wieder zu erscheinen. Dann wären Erklärungen nicht nötig.«
Anna schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich sehe, du hast wirklich einen scharfen Verstand. Ja, bei mir hat es funktioniert, aber du bist in den letzten Jahren gewachsen und hast dich von einem Kind zu einer jungen Frau entwickelt. Die Zeitreise verändert nicht unsere körperlichen Merkmale, so würdest du in großen Erklärungsnotstand kommen, warum du an nur einem Tag um zwei Jahre gealtert bist.«
Mandy seufzte und nickte, diesem Argument konnte sie nichts entgegensetzen. »Wann soll es geschehen?«
»Du bist fest entschlossen, das Wagnis einzugehen?«, fragte Duncan.
Mandy sah ihn klar und fest an, ihre Stimme zitterte kein bisschen, als sie antwortete: »Ja, Mylord, und es wäre mir am liebsten, wenn wir es sofort hinter uns bringen würden.«
Vögel zwitscherten im Gebüsch, und eine Maus huschte über das Ufer des Glen-Mal-Loch. Es war ein Bild reinsten Friedens, und nichts wies auf das Geheimnis des Ortes hin. Schweigend starrten Anna, Duncan und Mandy auf die unbewegte Oberfläche des Sees, dann gab sich Mandy einen Ruck. Sie umarmte erst Anna, dann streckte sie Duncan ihre Hand hin. »Ich danke euch beiden für alles. Vielleicht werden wir eines Tages voneinander erfahren, wie unser Schicksal verlaufen ist. Ich hoffe, mehr aus deinem Brief zu erfahren.«
Anna hatte Mandy von ihrem Vorhaben erzählt, in der kleinen Höhle oberhalb des Sees ein Schriftstück zu verbergen, sobald sie wusste, wie es mit ihr und Duncans Familie weitergehen würde.
Anna schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter. In Mandy hatte sie trotz ihrer Jugend eine Freundin gefunden, und der Abschiedsschmerz tat weh, aber Anna wusste, sie musste das Mädchen ihre Wege gehen lassen. Sie dachte an Mandys Eltern und ihre Freude, die Tochter endlich wieder in die Arme schließen zu können. »Geh jetzt«, flüsterte sie heiser.
»Und du willst wirklich nicht mit mir kommen?«, fragte Mandy hoffnungsvoll, obwohl es Anna bereits abgelehnt hatte.
»Mein Platz ist hier«, antwortete Anna bestimmt. »Duncan und ich müssen die Familie vor ihrem Untergang bewahren.«
Mandy machte einen Schritt, als wollte sie sich erneut in Annas Arme werfen, aber dann drehte sie sich schnell um und lief in den See. Binnen weniger Sekunden tauchte sie unter. Anna und Duncan warteten eine halbe Stunde, aber das Mädchen blieb verschwunden. Mandy konnte schwimmen, wenn die Zeitreise also nicht funktioniert hätte, dann wäre sie wieder aufgetaucht.
»Leb wohl, Mädchen.« Anna pflückte eine Blume und warf sie in den See.
Duncan legte seinen Arm um ihre Schultern und sagte: »Es ist ganz bestimmt alles gut gegangen, und Mandy ist wieder zu Hause. Nun müssen wir uns überlegen, was wir tun können, wenn Lord Lindsay mit seinen Männern kommt, um dich zu holen. Wir beide könnten in den Westen fliehen, wir haben auf der Insel Skye einen Besitz, es war aber seit Jahrzehnten niemand mehr dort. Kaum jemand weiß davon, denn die Insel ist nicht gerade das Paradies auf Erden. Allerdings kann ich meine Familie und die Burg nicht im Stich lassen, denn ich habe keinen Zweifel, dass Lindsay alles in Schutt und Asche legen wird, wenn er uns nicht antrifft. Ebenso wird er sich an meiner Mutter und meinen Geschwistern rächen, wenn er merkt, dass ihm seine Beute entwischt ist.«
»Hast du deiner Mutter schon etwas davon erzählt?«, fragte Anna. Duncan verneinte, und sie fuhr fort: »Wir sollten es sofort tun, ebenso müssen wir Douglas einweihen. Ich glaube, ich habe da eine Idee.«
Der alljährliche
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