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Die Treue Des Highlanders

Die Treue Des Highlanders

Titel: Die Treue Des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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verrückt? Anna erinnerte sich, einmal gelesen zu haben, man solle sich Wahnsinnigen gegenüber so verhalten, als glaube man alle ihre Äußerungen, denn sonst könnten sie schnell gewalttätig werden. Bisher schien der Mann ganz friedlich zu sein, und Anna war sehr daran gelegen, dass das so blieb. Schließlich sah alles danach aus, dass sie mit ihm bis zum Morgengrauen hier festsitzen würde. Selbst wenn der Regen und das Gewitter bald aufhörten, inzwischen war es mitten in der Nacht und viel zu dunkel, einen Reifen zu wechseln, auch wenn der seltsame Fremde darin Geschick besäße.
»Mistress, ich bitte Euch, solche Scherze zu unterlassen«, sagte er plötzlich streng und hochnäsig.
»Welche Scherze?«
»Eure Behauptung, über hundert Pferde draußen stehen zu haben, ist ein schlechter Scherz, wenn nicht sogar eine Lüge, denn so viele Tiere hätte ich gewiss gesehen. Außerdem gibt es in der ganzen Gegend keinen Menschen, mich eingeschlossen, der über hundert Pferde besitzt. Die Königin vielleicht. Ja, sie bestimmt, vielleicht auch noch James Hepburn oder der Graf von Argyll. Aber ganz sicher nicht eine hergelaufene Engländerin.«
»Ich muss doch sehr bitten«, fuhr Anna auf, schluckte aber dann jede weitere Bemerkung, die wahrlich nicht besonders nett gewesen wäre, hinunter. Ja, der Typ hatte nicht alle Tassen im Schrank! Wahrscheinlich bildete er sich nur ein, ein Laird, Earl oder sonst irgendwas zu sein. Ihr blieb also nichts anderes übrig, als das Spiel mitzuspielen und zu hoffen, sein Wahnsinn möge keine brutalen Züge annehmen. Daher sagte sie versöhnlich: »Ich wäre Ihnen jedenfalls sehr dankbar, wenn Sie mich morgen, sollte es uns nicht gelingen, den Reifen zu wechseln, nach Glenmalloch begleiten würden. Am Ortsrand gibt es eine Tankstelle, bestimmt finde ich dort die Hilfe, die ich benötige.«
Außerdem muss ich Bruce informieren, was mit seinem Auto geschehen ist, dachte Anna, auch wenn Bruce im Moment der letzte Mensch war, mit dem sie sprechen wollte. Aber es war sein Sportwagen, und er würde ärgerlich genug über das eingedrungene Wasser sein, das die hellen Ledersitze beschmutzt hatte. Anna wusste schon, warum sie kein Freund von Cabriolets war, zumindest nicht in England oder Schottland. Ja, in Kalifornien wäre das etwas anderes. Los Angeles! Hollywood! Anna musste daran denken, wie sie davon geträumt hatte, jetzt in der Stadt der Reichen, Schönen und Erfolgreichen zu sein, durch elegante Boutiquen zu schlendern, in der Sonne Kaffee zu trinken und die Highsociety zu beobachten. Stattdessen hockte sie frierend und hungrig in einer armseligen Hütte inmitten des einsamen Hochlands und musste sich zu allem Unglück noch als Psychologin gegenüber einem offenbar Verrückten betätigen. In Annas Hals bildete sich ein Kloß, und Tränen stiegen in ihre Augen.
»Warum weint Ihr? Habe ich etwas gesagt, das Euch verletzt hat?«
In Duncans Stimme lag echte Anteilnahme, und Anna erwiderte: »So ziemlich alles, was Sie von sich gegeben haben, war einer Dame gegenüber nicht gerade freundlich, aber wir sollten sehen, dass wir die kommenden Stunden in einer einigermaßen freundlichen Atmosphäre verbringen. Morgen Früh trennen sich unsere Wege, und wir werden uns nie wieder sehen.«
»Ihr verzeiht, aber Ihr seid keine Dame, Mistress Anna.«
»Was?« Seine Antwort verschlug Anna beinahe die Sprache.
»Eine Dame treibt sich nicht alleine mitten in der Nacht in dieser Gegend herum«, fuhr er fort. »Eine Dame erzählt keine Geschichten, sie würde Pferde besitzen und sie würde sich alleine in Schottland aufhalten, während ihre Familie sich in England befindet. Der Verdacht, Ihr seid eine englische Spionin, die geschickt worden ist, um gegen unsere gute Königin zu intrigieren, liegt nahe, und Ihr solltet mir dankbar sein, wenn ich Euch nicht der Obrigkeit ausliefere.«
»Das ist doch lächerlich!«, schrie Anna. »Egal, ob ihr verrückt seid, so etwas brauche ich mir nicht gefallen zu lassen!«
Anna sprang auf und stürmte zur Tür. Bevor er sie daran hindern konnte, war sie schon nach draußen gelaufen. Das Gewitter hatte sich tatsächlich abgeschwächt, aber kalte Regentropfen prasselten wie feine Nadeln auf Annas Gesicht. Sie stolperte über einen Stein und schlug der Länge nach hin. Ihr Körper versteifte sich, als sie eine Hand des Mannes auf ihrer Schulter spürte.
»Kommt wieder in die Hütte, seid doch nicht so dumm! Ihr würdet Euch unweigerlich verlaufen. Wenn es Euch bekümmern

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