Die Treue Des Highlanders
Stuart bin. Für mich war das alles auch sehr verwirrend, und ich befürchtete, meinen Verstand zu verlieren. Jetzt aber weiß ich, dass ein tieferer Sinn dahinter stand, der mich in Eure Zeit versetzte. Ich hatte die Möglichkeit zu erfahren, dass es der Untergang der Königin sein wird, wenn ihr Mann ermordet wird und sie den Fehler macht, den Earl von Bothwell zu heiraten. Somit war es meine primäre Aufgabe, in meine Zeit zurückzukehren, um dies zu verhindern. Darum bin ich in den See gesprungen, weil ich darin die einzige Hoffnung sah, wieder nach Hause zu kommen.« Er machte eine kurze Pause, in der Anna ihn wütend anschrie:
»Hören Sie endlich mit diesem Quatsch auf! Ich will jetzt auf der Stelle nach Glenmalloch in mein Haus!«
Mitleidig schüttelte Duncan den Kopf. Es war offensichtlich, dass er nach den richtigen Worten suchte. »Es tut mir Leid, Mistress Anna, aber ich fürchte, in dem Moment, als Ihr Euch an mich klammertet und wir im See untergingen, seid Ihr mit mir zusammen gereist.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Anna, mein Vorhaben ist geglückt,
ich
bin wieder daheim – bei meiner Familie und in meiner Zeit. Und wir schreiben das Jahr fünfzehnhundertsechsundsechzig. Anna, Ihr seid mit mir zusammen in die Vergangenheit gereist.«
Das ist nur ein schlechter Traum, dachte Anna und merkte, wie unter ihr der Boden zu schwanken begann. Dann fiel sie zum ersten Mal in ihrem Leben in Ohnmacht.
4. KAPITEL
Was für ein verrückter Traum, dachte Anna, als sie erwachte. Sie fror nicht mehr und spürte das weiche Kopfkissen an ihrer Wange, folglich musste sie zu Hause in ihrem Bett liegen. Sie hielt die Augen geschlossen, denn sie wollte noch ein Weilchen dösen und an den seltsamen Traum denken, der so real gewesen war wie nie zuvor einer ihrer Träume. Sie seufzte, räkelte sich wohlig und zog die Bettdecke bis ans Kinn hoch. Nur noch ein paar Minuten ...
»Ich glaube, sie wacht auf!«
»Sei vorsichtig, Helen, und geh nicht so dicht heran. Sieh mal, was für eine lustige Frisur sie hat!«
»Ob die Haare wohl echt sind? Ich habe noch nie eine solche Farbe gesehen.«
Etwas zupfte an Annas Kopf, ganz so, als würde eine Maus an ihrem Haar knabbern. Anna versuchte, was immer es auch war, zu verscheuchen, dabei stieß sie an die Hand eines anderen Menschen. Mit einem Schlag war Anna hellwach, fuhr senkrecht in die Höhe und starrte in die dunklen Augen des Mädchens, das sich als Duncans Schwester ausgegeben hatte. Immer noch trug Helen die komische Haube und das altmodische Kleid.
»Das kann nicht sein!« Stöhnend griff sich Anna an den Kopf. »Du bist ja schon wieder da!«
»Ich wollte nur sehen, ob dein Haar echt ist«, sagte das Mädchen. »Duncan behauptet, die Frauen in dem Land, aus dem du kommst, tragen ihre Haare alle so.«
»So, das sagt Duncan«, murmelte Anna und schwang ihre Beine aus dem Bett. Im Zimmer hatte sich nichts verändert, alles war noch genauso altmodisch, wie sie es vorgefunden hatte, bevor sie das Bewusstsein verloren hatte. Es war also doch kein Traum gewesen. Dennoch weigerte sich Anna, an Duncans Erklärung zu glauben. Außer Helen entdeckte sie noch zwei weitere Mädchen. Das eine hatte sie bereits gesehen, und die Jüngste mochte vielleicht sechs oder sieben Jahre alt sein. Die beiden verharrten in gebührendem Abstand, einzig Helen saß direkt neben Anna auf der Bettkante. Jetzt winkte sie ihren Schwestern. »Maria, Cathy, ihr braucht keine Angst zu haben. Duncan sagt, sie sei harmlos.«
»Bist du dir sicher, Helen?« Das mittlere Mädchen, Marla, näherte sich Anna nur zögernd. »Was ist, wenn sie uns verhext?«
»Könnt ihr bitte damit aufhören, über mich zu sprechen, als wäre ich nicht anwesend?«, rief Anna, worauf sich Cathy sofort dicht an die Wand drückte. Anna hatte die Kleine nicht erschrecken wollen, daher fuhr sie sanfter fort: »Ich tu euch doch nichts. Es ist nett, dass ihr mir Gesellschaft leistet, aber ich glaube, ich muss jetzt gehen.«
»Duncan sagt, wir dürfen dich Anna nennen«, warf Helen ein. »Und er meint, dass du komisch sprichst und manchmal Sätze sagst, die wir nicht verstehen, aber wir sollen uns mit dir anfreunden.«
»Duncan sagt, Duncan meint ...«, Anna rollte mit den Augen, »... und alles, was Duncan sagt, tut ihr natürlich, oder?«
Marla nickte ernsthaft. »Selbstverständlich, denn seit Vater vor drei Jahren gestorben ist, ist Duncan das Familienoberhaupt.«
»Eigentlich ist es unsere Mutter«, unterbrach Helen die Schwester.
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