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Die Treue Des Highlanders

Die Treue Des Highlanders

Titel: Die Treue Des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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heute Abend mit der Königin speisen und sie dabei musikalisch unterhalten.«
Anna knickste und senkte bescheiden den Kopf. Seit vier Tagen hatte sie weder Duncan noch die Königin zu Gesicht bekommen, darum freute sie sich, endlich der Enge dieser Räumlichkeiten entfliehen zu können. Außerdem hatte sie eine Mission zu erfüllen und hoffte, die Aufmerksamkeit Maria Stuarts erringen zu können.
    Wenn sich Maria Stuart im Palast zu Holyrood aufhielt, dann speiste sie in einem kleinen Raum neben ihrem Schlafzimmer. Seit dem Mord an Rizzio, der vor ihren Augen in diesem Zimmer geschehen war, hatte die heimelige und intime Atmosphäre jedoch gelitten, aber die anderen Räume im Palast waren Maria zu nüchtern und außerdem schlecht zu heizen. Die Herbstabende waren kühl, so war man am Abend für ein wärmendes Kaminfeuer dankbar.
Nach gebratenen Moorhühnern, Wachteln in Nusssoße und verschiedenen Gemüsegerichten wandte sich Maria Stuart an Anna. »Lady Argyll berichtete mir, dass Ihr über eine angenehme Stimme verfügt. Ich bin auf eine Kostprobe Eures Könnens gespannt.«
Anna schluckte und wischte sich ihre schweißnassen Hände unauffällig am Rock ab. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals in ihrem Leben so aufgeregt gewesen zu sein, aber schließlich hatte sie auch noch nie vor einer Königin gesungen. Anna erhob sich, atmete tief ein und aus und setzte dann zu
My heart will go on
an. Als der letzte Ton verklungen war, herrschte minutenlanges Schweigen, das Anna wie eine Ewigkeit vorkam. Es hat ihr nicht gefallen, dachte Anna, dann aber sah sie, wie sich eine von Marias Damen die Tränen von den Wangen tupfte.
Die Königin nickte wohlwollend mit dem Kopf, und Anna fiel ein Stein vom Herzen. »Das ist ein außergewöhnliches Lied, Lady Anna. Außergewöhnlich, aber zu Herzen gehend. Ich wusste nicht, dass man in Irland solche Musik kennt. Sagt, ist es die Geschichte von zwei Liebenden, die nicht zueinander finden konnten?«
Anna beugte dankbar das Knie und antwortete: »Es handelt in der Tat von zwei Menschen, die durch das Schicksal getrennt wurden. Trotzdem wissen sie, dass ihre Liebe zueinander niemals sterben wird.«
Als Maria Stuart darauf bestand, die Geschichte zu hören, war Annas ganze Phantasie gefragt. Sie konnte unmöglich von dem Passagierdampfer
Titanic
erzählen, der auf einer Fahrt nach Amerika mit einem Eisberg kollidierte. So wurde daraus ein Segelschiff, das in schwerer See vor der Nordküste Schottlands havarierte. Anna erzählte in groben Zügen die Geschichte von Rose und Jack so, wie der Regisseur Cameron sie erfunden hatte, und alle Anwesenden hingen wie gebannt an ihren Lippen.
»Und Jack versank in der eisigen See, während Rose von einem Fischerboot im letzten Augenblick gerettet wurde. Obwohl sie später heiratete und Kinder bekam, hat Rose ihre erste große Liebe niemals vergessen ...«
Maria Stuart seufzte ergriffen mit glühenden Wangen, zwei Hofdamen klatschten Beifall. »Kennt Ihr noch mehr solche Geschichten und Lieder?« Anna nickte, und die Königin fuhr fort: »Ihr müsst sie uns erzählen, sie werden uns die Herbstabende auf angenehme Zeit vertreiben. Für heute aber soll es genug sein. Ich bin müde und wünsche mich nun zurückzuziehen.«
Anna dankte und verließ gebeugt und rückwärts den Raum, um in ihr Zimmer zu gehen. Ihr Herz pochte aufgeregt gegen ihre Rippen. Es war ihr offenbar gelungen, die Sympathie der Königin zu erringen. Anna lag die halbe Nacht wach und ging alle bekannten Filme und Romane durch, dichtete hier und da einen anderen Handlungsstrang, der in die Zeit Maria Stuarts passte, und überlegte, welche Lieder sie dazu singen würde.
»In meinem nächsten Leben werde ich Schriftstellerin«, murmelte sie in ihr Kissen, bevor sie gegen Morgen endlich einschlief.
    In den nächsten Tagen gab es keinen Abend, an dem Anna nicht mit Maria Stuart speiste und sie und ihren Hofstaat mit Liedern und Geschichten unterhielt. Die Königin hatte Hofmusikanten rufen lassen, und ein Virginal wurde in das Zimmer geschoben. Dabei handelte es sich um eine Art Piano, wie es Anna schon einmal in einem Museum gesehen hatte. Ein anderer Musikant schlug die Laute. Anna sang ein paar Töne vor, und schnell lernten die Musikanten die Melodie.
Die außergewöhnlichen Abendunterhaltungen hatten sich im Palast und der Umgebung herumgesprochen, und es fanden sich immer mehr Höflinge in dem kleinen Eckzimmer ein. Die meisten mussten in dem angrenzenden Ankleidezimmer Platz nehmen

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