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Die Treue Des Highlanders

Die Treue Des Highlanders

Titel: Die Treue Des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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Arm auf den Rücken und schob ihn zur Tür hinaus. Der Graf war sehr kräftig, und der Alkohol lähmte Darnley in seinen Bewegungen, so hatte er keine Chance, sich gegen die grobe Behandlung zu wehren. Bevor die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, konnten alle noch hören, wie er weinerlich jammerte: »Maria ist meine Frau! Meine, meine, meine ...«
Anna drückte Duncans Arm und flüsterte: »Vielleicht ist es doch keine so gute Idee, diesem Subjekt das Leben zu retten.«
»Anna, er ist unser König. Trotz allem ...«
Er wurde durch das Eintreten von Bothwell unterbrochen. Der Graf verneigte sich vor Maria und sagte ruhig: »Diener werden ihn in sein Zimmer bringen, Majestät.«
Die Königin hob schwach die Hand. Ihre Gesichtshaut war aschfahl, aber sie schwankte keinen Zentimeter, als sie sagte: »Wir wollen uns nicht den Abend verderben lassen. Lady Anna, wenn Ihr so freundlich wärt, ein Lied für uns anzustimmen?«
Stockend begann Anna zu singen, aber die ausgelassene Stimmung, die vor dem Auftritt Darnleys geherrscht hatte, wollte sich nicht wieder einstellen. Und in Marias Augen lag nicht mehr der Ausdruck vollkommenen Glücks, den Anna während ihres Tanzes mit Bothwell gesehen hatte.
    Praktisch über Nacht hatte der Herbst Einzug in die Hauptstadt gehalten. Heftiger Regen und eiskalte Winde fesselten die Bewohner von Holyrood tagelang an den Palast, und Anna fielen bald keine Lieder und Geschichten mehr ein. So griff sie schließlich auf Märchen der Gebrüder Grimm zurück. Besonders
Aschenputtel
gefiel der Königin, wenngleich die Stimmung seit Darnleys Anwesenheit im Palast gedämpft war. Zwar ließ er sich nur selten blicken, und wenn, dann schien er nüchtern zu sein, aber Anna konnte jedes Mal mehr feststellen, was für ein unangenehmer Mensch er doch war. Darnley wurde den negativen Beschreibungen, die die Geschichte in den kommenden Jahrhunderten für ihn übrig hatte, mehr als gerecht. Trotzdem war er ein Mensch, der lebte und atmete, und sie und Duncan konnten es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, von einem Mord Kenntnis zu haben und nicht alles zu tun, diesen zu verhindern.
Endlich zeigte sich das Wetter wieder von einer besseren Seite. Der Himmel war zwar noch wolkenverhangen, aber der Regen hatte aufgehört. Es kostete Anna einige Überredungskünste und das Versprechen, Claire den Wiener Walzer beizubringen, bis sich die junge Frau dazu breitschlagen ließ, Anna auf einen Spaziergang in die Stadt zu begleiten – sie platzte fast vor Neugier auf die Stadt, von der sie bisher kaum etwas gesehen hatte. Wie Edinburgh wohl aussah? Welche Läden und welche Händler gab es? Wenn Anna schon in dieser Zeit war, so wollte sie so viele Eindrücke wie möglich sammeln, und sie hatte noch nie eine Stadt im sechzehnten Jahrhundert gesehen. Claire zeigte wenig Verständnis für Annas Abenteuerlust, gab ihrem Drängen aber schlussendlich nach. Zur Sicherheit nahmen sie aber noch zwei Diener mit, die ihnen in gebührendem Abstand durch die schmalen Gassen folgten. In der High Street erkannte Anna das Haus, in dem Duncan und sein Knappe Quartier bezogen hatten, und wenige Meter weiter das Wohnhaus von John Knox. Sie stiegen die steile Straße bis zur Burg hinauf, dessen Eingang mit einem eisernen Fallgitter verschlossen war und von acht Uniformierten bewacht wurde. Staunend bewunderte Anna die zahlreichen Ladengeschäfte, in denen es alles zu kaufen gab, was das Herz begehrte: feinste Stoffe, Zierborten und bunte Bänder; Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs wie Schüsseln, Töpfe und Pfannen, aber auch seltene Gewürze aus fernen Ländern. Unter den Arkaden dieser Läden roch es verführerisch nach den Düften des Orients. Anna spähte in eine enge Gasse zwischen zwei Häusern, die von Lawnmarket in Richtung Sumpf hinunter führte. Hier herein kippten die Bewohner alle Abwässer und Müll aus ihren Häusern, es war ein ekelhaftes, graugrünes Gewässer von der Größe eines Fußballplatzes. Der Gestank, der ihr entgegenschlug, war unbeschreiblich. Claire zog sie am Ärmel zurück. »Dahin sollten wir nicht gehen. Da leben die Ärmsten der Armen, die Bettler, Diebe und Halsabschneider.«
Es lag Anna auf der Zunge, zu sagen, dass der ungesunde Sumpf vor den Toren der Stadt eines Tages trockengelegt und zu einem wunderschönen Park umgewandelt werden würde, aber sie verkniff es sich im letzten Moment. Obwohl sie sich mit Claire in den letzten Tagen angefreundet hatte, wagte Anna zu bezweifeln, dass die

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