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Die Treue Des Highlanders

Die Treue Des Highlanders

Titel: Die Treue Des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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vorsprechen und, sollte ich zu ihr gelangen, sie bitten, meine Cousine vorstellen zu dürfen.«
»Und dann soll ich mich als Hofdame in den Palast einschleichen?«, bemerkte Anna in Erinnerung an Duncans Erklärung gegenüber Master Geddes.
Duncan grinste schelmisch. »Nun, ich bezweifle, dass man dir gleich die Position einer Hofdame anbieten wird, dazu bist du von zu geringer Bedeutung. Die Damen, mit denen sich die Königin umgibt, sind alle von hoher und edler Geburt, aber es wird sich etwas anderes finden lassen. Leider sind deine Fähigkeiten sehr beschränkt.«
»Was willst du damit sagen?«
»Du kannst weder nähen, sticken noch musizieren ...«
»Ich singe ganz gut«, unterbrach Anna. »Außerdem scheinst du zu vergessen, dass ich Schauspielerin bin. Da sollte es mir doch möglich sein, in jede Rolle zu schlüpfen.«
»Wir werden sehen«, wich Duncan aus und erhob sich. »Vergiss nie, was ich dir eingeschärft habe: Kein Wort über deine Herkunft! Und achte auf deine Ausdrucksweise. Ein falsches Wort gegenüber der Königin kann dich den Kopf kosten.«
Anna schauerte. Bis jetzt hatte sie die ganze Sache als ein großes Spiel angesehen, fast wie eine neue Rolle mit realistischen Randbedingungen, aber nun wurde ihr mit aller Deutlichkeit bewusst, wie gefährlich ihr Wissen und ihre Kenntnisse in einem Jahrhundert, in dem man noch an Hexen und Magie glaubte, sein konnten. »Ich werde vorsichtig sein«, versprach sie ernst.
    Annas Knie waren weich wie Pudding, als sie an Duncans Arm die Stadt durch das Stadttor Netherbow Port verließ und durch den Marktflecken Canongate auf den Palast zuschritt. Als Schauspielerin war Anna schon einigen einflussreichen und wichtigen Menschen vorgestellt worden, nie zuvor aber einer richtigen Königin. Duncan hatte ihr erzählt, dass der Bereich, den man Canongate nannte, eine eigenständige Stadt mit Stadtrat, Zollhaus, Kirche und Marktkreuz war. Der Palast von Holyrood bot auch ein anderes Erscheinungsbild als im einundzwanzigsten Jahrhundert. So gab es zum Beispiel den Anbau mit zwei Türmen auf der rechten Seite noch nicht, den Anna von ihrer früheren Besichtigung kannte.
Das kann doch alles gar nicht wahr sein, dachte sie, als sie die Wachen passierten, eine Halle durchschritten, steinerne Stufen hinaufstiegen, wieder einem Gang folgten, bis sie in einem größeren, wohnlich eingerichtetem Raum zu warten hatten. Zu ihrer Freude brannte in dem riesigen Kamin ein loderndes Feuer, und sie stellte sich sofort in die Nähe der Flammen. Obwohl draußen die Sonne schien, lag der Herbst schon in der Luft, und die dicken Mauern des Palastes ließen keine Wärme herein. Scheu sah sich Anna in dem Raum um. Rund zwei Dutzend Männer und Frauen standen oder saßen plaudernd zusammen. Alle waren kostbar gekleidet und mit Edelsteinen geschmückt.
»Der Laird of Glenmalloch und die Lady Anna Wheeler«, ertönte eine tiefe Stimme, und Anna zuckte zusammen. Staksig, als seien ihre Beine aus Streichhölzern, die jeden Moment in der Mitte entzweibrechen könnten, folgte sie Duncan durch eine Tür in einen kleinen, holzgetäfelten Raum, dessen Stirnseite von einem monströsen Baldachin aus gebauschter Seide in Grün und Gold, seitlich von schweren, geflochtenen Kordeln gehalten, beherrscht wurde. Darunter stand ein großer Thronsessel mit wuchtigen, geschnitzten Armlehnen, die in Löwenpranken ausliefen, und über allem prangte die Königskrone in schimmerndem Gold. Inmitten dieser Pracht saß eine wunderschöne junge Frau, die, obwohl groß gewachsen, beinahe zwischen all der Seide in dem Stuhl zu versinken schien. Zu ihren Füßen saßen auf niedrigen Schemeln vier etwa gleichaltrige Frauen. Zwei Männer in Uniformen und drei ältere Frauen hielten sich im Hintergrund.
Anna stand tatsächlich Maria Stuart gegenüber! Einer Frau, die seit Jahrhunderten tot war und um die sich zahlreiche Legenden rankten. Die Königin trug ein über und über mit glitzernden Edelsteinen besetztes dunkelrotes Kleid mit einem steifen, weißen Kragen. Ihr Haupt zierte keine Krone, das rotblonde Haar war zu Zöpfen geflochten, aufgesteckt und ebenfalls mit glitzernden Steinen geschmückt.
Mein Gott, ist sie schön!, dachte Anna. Kein Gemälde, das sie bisher von Maria Stuart gesehen hatte, wurde auch nur annähernd deren Schönheit und Würde gerecht.
»Runter mit dir!«
Ein unsanfter Schlag in den Rücken holte Anna in die Realität zurück, und sie sank zu Boden. Wie sie sich vor den Augen einer Königin

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