Die Tricks der Trickser
zu verschwören. Anstatt sinnvollerweise erst einmal beide Seiten zu hören und zu vermitteln zu suchen, lässt sich dieses Organ als Retter für das scheinbare Opfer einspannen. Nichts ist geklärt, nichts ist ausgesprochen, nichts überprüft, geschweige denn bewiesen – aber warum auch? Feste Phantasien sind kraftvoller als wackelige Beweise.
Unter der Fahne der Mitarbeitervertretung bzw. -rettung werden nun Sie als Vorgesetzter verfolgt. Damit ist die MAV in zwei Rollen gleichzeitig: Retter für den Mitarbeiter und Verfolger für den Chef. Sie als Vorgesetzter sehen sich dann plötzlich einer wütenden Meute gegenüber, die sich mit dem angeblichen Opfer solidarisiert. Sie sind auf einmal selbst in der Opferposition. Denn hier wurde mit dem Mobbing gemobbt.
Was ist passiert?
Das Opfer will Zuwendung und vermeidet Verantwortung. An dieser Stelle springen gern die Retter ein. Diese opfern sich unangemessen für das Opfer auf und vernachlässigen sich und ihren gesunden Menschenverstand. Daraus wird dem scheinbar Schuldigen gegenüber eine Verfolgerreaktion, und man würde am liebsten mit der Keule zuschlagen, um sich ein für alle Mal für alle Minderwertigkeitsgefühle dieser Welt zu rächen. Der Effekt – Tumult!
Auch wenn die Retter behaupten, dass sie aus reiner Nächstenliebe den armen Opfern helfen, zeigt der Effekt, dass es unter der Hand doch mehr um Egoistisches denn Altruistisches geht.
Pro Abteilung braucht es theoretisch nur ein einziges Opfer, die anderen reiben sich dann in der Retter- oder Verfolger-Rolle auf. Das Chaos ist perfekt. Von Verstand keine Spur.
Der Retter tut zwar sehr liebevoll, doch hat er auffällig dieselbe Einstellung wie der Verfolger, der die Abwertung offen betreibt. Somit ist die Retter-Rolle nur eine Variante der Verfolger-Rolle, die sich mit dem Deckmäntelchen der Liebe kaschiert – quasi der Wolf im Schafspelz.
Wie im echten Leben sind Selbst- und Fremdbild nicht immer 100-prozentig deckungsgleich.
Der Retter fühlt sich wie der weiße Ritter auf edlem Ross, wird von außen aber eher wahrgenommen wie Captain Chemnits auffe Mofa.
Das Opfer sieht sich als holde Maid (in Not), die in Wald und Wiese allein gelassen wurde, in Wahrheit ... kein Kommentar.
Als Salz in der Suppe und um den richtigen Schwung in die Sache zu bringen, braucht es neben dem Hilflosen und dem Guten noch einen fiesen Bösewicht: Auftritt des Verfolgers, der wiederum bekommt innerlich regelmäßig zu viel bei all den Luschen um ihn herum. Er sieht sich selbst als Aktionsstar und, na ja, von außen erhielte er eher das Etikett ,Giftzwerg‘.
Drama, Baby, Drama. Ohne im Dreieck zu springen hat das Leben einfach keinen Schwung.
Dreh- und Angelpunkt im Drama-Dreieck ist immer das Opfer.
Zwar lautet das Ziel offiziell, das Opfer zu retten, doch daran ist niemand wirklich interessiert. Wenn Sie genau hinschauen, arbeiten Verfolger und Retter in gewisser Weise zusammen: Der Verfolger hält das Opfer durch Anklagen ,ohnmächtig‘. Der Retter kann dann besonders gut ,helfen‘, indem er das tut, was das Opfer unter normalen Umständen ganz allein schaffen würde.
Denn eine wahre Hilfe für das Opfer würde bedeuten, dass alle drei ihren heimlichen Gewinn verlieren:
Der Verfolger hätte dann niemanden mehr, auf dem er herumhacken kann – wie ärgerlich.
Der Retter hätte dann niemanden mehr zum Retten – wie bedauerlich.
Und das Opfer hätte niemanden mehr, der für es in Aktion tritt – auch blöd.
Auf echte Opfer ist man im Drama-Dreieck gar nicht eingerichtet, für die hat man außer etwas Oberflächentünche (à la „Du schaffst das schon!“) nichts anzubieten.
Noch ein Beispiel, und wir erhöhen den Schwierigkeitsgrad. Nun sollen Sie raten, wer in welcher Rolle ist. Um es Ihnen nicht unnötig schwer zu machen, greifen wir auf alte Klischees zurück:
Eine Mutter kauft im Angebot einen roten Pullover für ihren 15-jährigen Sohn (Gefahrenfaktor Pubertät). Sie weiß, dass er rot eigentlich nicht mag, doch der Pullover ist so schön (Fehler im System trotz besseren Wissens redet sie sich etwas Positives ein), und Sie erhofft sich einen kleinen Dank ( 2. Fehler im System Sie erwartet etwas – hat eine Hidden Agenda). Zu Hause angekommen, legt Sie den Pullover auf sein Bett. Rolle 1 Mutter?
Kurz vor dem Abendessen kommt der Sohn nach Hause. Rumms, kracht die Eingangstür. „Er ist da!“, meint der Vater humorig mit der Tageszeitung vor der Nase. Stampf, stampf, stampf, die Treppe rauf zum
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