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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
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die Gruppe Beadley würde bei Nacht ein Licht und bei Tag ein anderes Signal zeigen, etwa eine Rauchsäule aufsteigen lassen.
    Da niemand einen besseren Vorschlag zu machen hatte, gingen wir daran, an Hand einer Straßenkarte unsere Routen festzulegen, wobei wir darauf achteten, dass es auf jeder einen hoch gelegenen Punkt gab, der weiten Ausblick gewährte.
    Am folgenden Tag fuhren wir in einem Lastauto in die Stadt und von da in einem kleineren Wagen auf unsere Suche.
    Dies war unzweifelhaft der traurigste Tag, seit ich in Westminster nach den Spuren Josellas gesucht hatte.
    Der Anfang ließ sich nicht einmal so schlimm an. Vor mir lagen die Straße und die grüne, frühsommerliche Landschaft im Sonnenlicht. Noch immer wiesen die Straßentafeln nach »Exeter and The West« und anderen Gegenden, als sei nichts geschehen. Manchmal, wenn auch selten, waren Vögel zu sehen. Und am Straßenrand blühten wie eh und je die Wiesenblumen.
    Aber das war nur die eine Seite des Bildes. Da waren Felder, wo verendetes Vieh lag oder erblindetes umherirrte und ungemolkene Kühe brüllten; wo Schafe, die sich im Dorngestrüpp oder im Stacheldraht verfangen hatten, mutlos und ergeben das Ende erwarteten, während andere verloren grasten oder hungernd umherlagen, mit einem Blick des Vorwurfs in ihren erloschenen Augen.
    Gehöfte waren ungute Orte geworden, denen man sich nicht gerne näherte. Ich hatte das Wagenfenster aus Sicherheitsgründen ohnedies nur einen zollbreiten Spalt weit offen, aber ich schloss es ganz, sobald ich vor mir ein Bauernhaus neben der Straße auftauchen sah.
    Allenthalben waren Triffids zu sehen. Querfeldein stelzend oder reglos in den Hecken lauernd. In mehr als einem Bauernhof hatten sie sich auf dem Misthaufen einquartiert und warteten dort, bis die Tierkadaver den nötigen Fäulnisgrad erreichten. Ich empfand nun einen Abscheu vor ihnen wie nie zuvor. Widerwärtige fremdartige Gewächse, von uns geschaffen und von unserer Habgier über die ganze Erde verbreitet. Man konnte sie nicht einmal echte Produkte der Natur nennen; sie waren Züchtungsergebnisse, wie gewisse Blumen- und Hundearten. Ich verabscheute sie nun nicht nur wegen ihrer Aasfresserei, sondern mehr noch als die Nutznießer des Unheils, das über uns hereingebrochen war.
    Je weiter der Tag fortschritt, umso mehr vertiefte sich in mir das Gefühl der Verlassenheit. Auf jeder Erhöhung oder Bodenwelle hielt ich an und suchte mit dem Fernglas die Gegend ab. Einmal sah ich Rauch aufsteigen; als ich die Stelle erreichte, fand ich einen auf freier Strecke ausgebrannten Zug – mir bis heute unerklärlich, denn es war niemand in der Nähe. Ein andermal eilte ich in ein Haus, von dem eine Flagge wehte; ich fand es still – doch nicht leer. Dann wieder sah ich an einem fernen Berghang etwas Weißes flattern; das Glas zeigte, dass es ein halbes Dutzend Schafe waren, von panischer Angst im Kreis gejagt, während eine Triffid unablässig und erfolglos auf ihre wolligen Rücken lospeitschte. Und nirgends die Spur eines lebenden menschlichen Wesens. In den Rastpausen aß ich hastig, die lastende Stille bedrückte mich, und ich war froh, dass mir beim Fahren wenigstens das Motorgeräusch Gesellschaft leistete.
    Und dann begann die Einbildung ihr Spiel. Einmal glaubte ich, jemanden aus einem Fenster winken zu sehen, beim Näherkommen stellte sich heraus, dass es ein vor dem Fenster schwankender Zweig war. Mitten in einem Feld sah ich einen Mann stehenbleiben und sich nach mir umdrehen; das Glas zeigte mir, dass er weder stehengeblieben war noch sich umgedreht haben konnte: Es war eine Vogelscheuche. Dann vernahm ich Stimmen, die mich anriefen und das Motorgeräusch übertönten; ich hielt an und schaltete die Zündung aus. Die Stimmen schwiegen; nichts war zu hören als die fernen Klagelaute einer ungemolkenen Kuh.
    Ich stellte mir vor, dass es überall im Land verstreut Menschen geben musste, die glaubten, dass sie vollkommen allein und die letzten Überlebenden waren. Sie schienen mir zu den bedauernswertesten Opfern der Katastrophe zu gehören.
    Mit wenig Hoffnung setzte ich während des Nachmittags meine Kreuz- und Querfahrten durch den mir zugewiesenen Abschnitt fort, um meine innere Gewissheit bestätigt zu finden. Zuletzt war ich überzeugt, dass, wenn es hier eine größere Gruppe gab, sie sich vorsätzlich verbarg. Ich hatte zwar nicht jede Nebenstraße befahren können, aber meine lautstarke Hupe war überall in meinem Sektor zu hören gewesen; das

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