Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
Vom Netzwerk:
und sicher geht alles zugrunde. Wenn wir nächstes Jahr etwas Frisches haben wollen, müssen wir selber anpflanzen, und die Zeit wird kommen, wenn es auch noch lange dauern mag, wo wir alles selber anbauen müssen. Ja, es wird eine Zeit kommen, wo alle Traktoren Alteisen sind, der Treibstoff ohnedies aufgebraucht ist und wir auf Pferde zurückgreifen müssen – falls noch welche da sind.
    Was wir jetzt erleben, ist eine Pause – eine gottgeschenkte Pause –, während der wir über den ersten Schock hinwegkommen und uns sammeln können, aber es ist nur eine Pause. Später werden wir pflügen müssen, noch später lernen, wie man Pflugscharen macht, und noch später, wie man das Eisen für diese Pflugscharen gewinnt. Wir sind nun auf einer Straße, die uns weiter und weiter zurückführen wird, immer weiter zurück, bis wir wieder imstande sind, alles herzustellen, was wir verbrauchen. Erst wenn wir so weit sind, können wir auf diesem Rückzug in die Urzeit haltmachen und vielleicht wieder langsam aufwärtskriechen.«
    Er blickte sich im Kreis um, um zu sehen, ob wir ihm folgten. »Wir können es – wenn wir wollen. Das Wertvollste bei unserem jetzigen Start ist Wissen. Es ist der Vorsprung, den wir unseren Vorfahren voraushaben. Wir haben alles in den Büchern stehen und brauchen es nur nachzulesen.«
    Alle sahen Coker neugierig an. Von seiner oratorischen Seite kannten sie ihn noch nicht.
    »Nun«, fuhr er fort, »soviel ich aus der Geschichte lernen konnte, braucht man für das Wissen Muße. Wo jeder gezwungen ist, für seinen Lebensunterhalt schwer zu arbeiten, und für das Denken keine Muße bleibt, versumpft das Wissen und der Mensch mit ihm. Das Denken ist hauptsächlich das Geschäft von Leuten, die nicht unmittelbar produktiv sind – von Leuten, die scheinbar von der Arbeit anderer leben, tatsächlich aber langfristig angelegtes Kapital sind. Wissen ist in den Städten und in großen Organisationen entstanden, die von den Arbeitenden erhalten werden mussten. Stimmen Sie dem zu?«
    Stephen furchte die Brauen.
    »Mehr oder weniger – ich sehe nur nicht, worauf das alles hinausläuft?«
    »Es geht um das Wirtschaftsvolumen. Eine kleine Gemeinschaft wie die unsere wird nur dahinvegetieren und langsam absterben. Bleiben wir hier zu zehnt – so wie jetzt – beisammen, ist ein allmählicher Verfall das unvermeidliche Ende. Werden uns Kinder geboren, können wir uns von der Arbeitszeit nur so viel abknapsen, um ihnen die notdürftigste Erziehung zu geben; schon die nächste Generation wird aus Wilden bestehen oder aus Dummköpfen. Wenn wir uns behaupten und das in den Bibliotheken angesammelte Wissen nutzen wollen, brauchen wir den Lehrer, den Arzt und den Anführer und müssen imstande sein, sie zu erhalten, während sie uns helfen.«
    »Und?«, sagte Stephen nach einer Pause.
    »Ich habe an das Gut in Tynsham gedacht, wo Bill und ich auf Besuch waren. Wir haben Ihnen davon erzählt. Die Frau, die dort das Ganze zu leiten versucht, braucht Hilfe, und zwar dringend. Sie hat für fünfzig oder sechzig Leute zu sorgen, von denen etwa ein Dutzend sehen können. So wie es jetzt dort steht, kann sie es nicht schaffen. Das weiß sie selbst, wenn sie es auch uns gegenüber nicht zugeben wollte. Sie wollte sich nichts vergeben und hat uns deshalb nicht zum Bleiben eingeladen. Wäre aber heilfroh, wenn wir zurückkämen und um Aufnahme bäten.«
    »Herrgott«, sagte ich. »Sie wird uns doch nicht etwa absichtlich auf eine falsche Fährte geschickt haben?«
    »Weiß ich nicht. Vielleicht tue ich ihr Unrecht; merkwürdig ist es jedenfalls, dass wir hier rein gar nichts von Beadley & Co. gesehen und gehört haben, nicht? Wie auch immer, es kommt nun auf dasselbe heraus; denn ich habe mich entschlossen zurückzukehren. Und zwar vor allem aus zwei Gründen. Einmal deshalb, weil dort, wenn niemand die Sache fest in die Hand nimmt, alles zusammenbricht, was ein Jammer und eine Schande für alle wäre. Und dann sind die Bedingungen dort günstiger als hier. Es ist eine Landwirtschaft dabei, die sich leicht in Ordnung bringen lässt; die ganze Anlage ist abgeschlossen, kann aber nötigenfalls erweitert werden. Hier wäre das alles viel mehr Arbeit.
    Und was noch wichtiger ist, das Ganze ist groß genug, dass Zeit bleibt für Schulung – Schulung sowohl der Blinden, die jetzt dort sind, wie der sehfähigen Kinder, die später geboren werden. Ich glaube, dass dort etwas getan werden kann, und will daher mein Bestes tun – und

Weitere Kostenlose Bücher