Die Trinity Verschwörung

als Druckmittel gegen ihn verwandt. Wann immer Moskau zu forsch wurde, drehte Brennan einfach die Daumenschrauben etwas fester. Finger weg von den Erdgaslieferungen: Ihr dreht uns den Hahn nicht zu. Redet doch mal ein ernstes Wort mit den Iranern. Warum sollte man einen russischen Präsidenten auswechseln, den der SIS auf wunderbare Weise im Griff hatte?
    » Wir schlagen vor, Doktor Gaddis hunderttausend Pfund anzubieten. Das dürfte in etwa der Summe entsprechen, die er benötigt, um sich von einem Berg privater Schulden zu entlasten.« Brennan ging jetzt im Zimmer auf und ab, hin und wieder berührte er den Rücken eines der Werke Sir Winston Churchills. » Als Gegenleistung muss er uns zusichern, auf jegliche Recherchen über Edward Crane und den Agenten mit dem Codenamen ATTILA zu verzichten und nichts dazu zu veröffentlichen. Er wird natürlich auch vergessen müssen, dass Mr. Platow in einem Augenblick jugendlicher Unbesonnenheit in einer Zeit, die immerhin zu den schwierigsten in der Geschichte seines Landes zählte, seine Talente dem SIS zur Verfügung stellen wollte.« Kepitsa hustete. Brennan suchte seinen Blick, um dem Zweiten Sekretär ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. » Maxim, für sein Teil, wird dafür einstehen, dass die bösartigen Elemente innerhalb des russischen Staatsapparats, die – wie fehlgeleitet auch immer – der Meinung waren, im Sinne von Mr. Platow zu handeln, der formalen Kontrolle des FSB unterstellt werden. Kurz gesagt, sie werden jegliche Aktionen gegen Doktor Gaddis, der immerhin ein britischer Staatsbürger von nicht unerheblicher öffentlicher Reputation ist, unverzüglich einstellen. Nach all den Turbulenzen können wir alle ein bisschen Ruhe gebrauchen.«
    Tanyas Blick ruhte auf Kepitsa. Ein richtiger kleiner Strolch, fand sie, Platow nicht einmal unähnlich. Sogar der teure Maßanzug trug noch zur Zwielichtigkeit und Billigkeit seiner Erscheinung bei.
    » Mr. Kepitsa weiß also von der Kassette?«, fragte sie.
    » Von was für einer Kassette?«, fragte Brennan, Besorgnis im Blick.
    » Platows Verhör beim MI 6 in Dresden. Wilkinson hat das Gespräch mit einer Videokamera aufgenommen. Eine Kopie hat er an Katya Levette geschickt. Während wir hier miteinander reden, ist Gaddis in der Tite Street, um sie aus Holly Levettes Keller zu bergen.«
    » Das verstehe ich nicht«, sagte Kepitsa und legte den Finger auf eine Pustel an seinem Kinn.
    » Ach, das ist leicht zu verstehen.« Tanya fühlte sich plötzlich wie befreit, eine Marionette, die ihre Strippen gekappt hatte. » Sehen Sie, Dr. Gaddis weiß ganz genau, dass ihr ihn töten werdet, es sei denn, er hat eine Lebensversicherung. Ihr habt eine gute Freundin von ihm ermordet, ihr habt Calvin Somers ermordet und Benedict Meisner und Robert Wilkinson. Sie können hier rausgehen und uns versichern, dass der Friede regiert und der FSB keinen Groll mehr gegen Dr. Gaddis hegt, aber machen wir uns nichts vor, die Indizien sprechen gegen Sie. Es ist gute Tradition in Ihrer Organisation, Menschen, die zu viel wissen oder das Falsche sagen, zum Schweigen zu bringen. Und Gaddis weiß viel zu viel. Er weiß, zum Beispiel, dass der sogenannte Retter des modernen Russland nichts weiter ist als ein machtgieriger Lump, der bereit war, sein Land in seiner schwersten Zeit zu verraten.«
    Kepitsa schaute Brennan fragend an, als betrachtete er es unter seiner Würde, sich so schamlos beleidigen zu lassen, zumal von einer Frau. Brennan wollte ihm schon zu Hilfe zu kommen, aber Tanya schaute die beiden Männer mit einem Blick an, der die Neva gefrieren lassen könnte.
    » Seine Versicherungspolice ist die Kopie des Videobands«, sagte sie. » Ich vermute, dass Doktor Gaddis längst alle Vorkehrungen getroffen hat, um den Film über jeden Nachrichtensender und jede Website der zivilisierten Welt senden zu lassen, falls ihm etwas zustößt. Aber wenn ihr ihn in Ruhe lasst, wird er wieder seiner Arbeit am UCL nachgehen und vergessen, dass er jemals irgendeinem von uns begegnet ist.«
    Brennan sprach als Erster. » Und was ist mit Crane?«
    » Verschwunden. Vergessen. Was mit ihm geschehen ist, wird keiner erfahren.«
    Kepitsa regte sich wieder. Dass Brennan ihm nicht nachdrücklicher zur Seite gesprungen war, schien ihn mächtig zu ärgern. Er schlug jetzt seine eigene Schlacht, sprang auf und wandte sich an Tanya. Es gereichte ihm nicht zum Vorteil, dass er mindestens zehn Zentimeter kleiner war als sie.
    » Jetzt hören Sie mir mal gut zu,