Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
Vom Netzwerk:
Haben Sie das Band?«
    Gaddis behielt die Nerven. Er hatte zwei DVD s in seiner Manteltasche. Die anderen beiden wusste er in Sicherheit. » Sie sagen, Ihre Regierung sei bereit, für den Mitschnitt zu bezahlen?« Er wagte nicht, sich noch eine Zigarette anzuzünden, weil er nicht sicher war, dass er das Streichholz ruhig halten konnte. » Das heißt, Sie geben zu, dass Sie auf Anordnung von Sergej Platow handeln? Dass Charlotte Berg, Calvin Somers, Benedict Meisner und Robert Wilkinson mit dem mehr oder weniger stillschweigenden Einverständnis des Kreml ermordet wurden?«
    Ein hübsches Mädchen joggte vorüber, sie trug ein Comic-Relief-T-Shirt und kurze, von leuchtend-rosa Beinwärmern abgesetzte Jogginghosen. Der Rhythmus ihres iPod ließ sie die Stadt um sie herum vergessen. Grek blickte ihr mit einem anerkennenden Kopfnicken nach.
    » Tut mir leid«, sagte er und wandte sich wieder zu Gaddis um, als sei er jetzt schon genervt von der Richtung, die ihr Gespräch genommen hatte. » Aber ich habe nicht die leiseste Ahnung, worauf Sie hinauswollen. Wenn diese Leute, wie Sie sagen, tot sind, dann nehmen Sie bitte mein Beileid entgegen. Aber meine Organisation hat damit nichts zu tun.«
    » Wie machen Sie das eigentlich?« Gaddis überraschte sich selbst damit, dass er einen Schritt auf Grek zu tat.
    » Wie mache ich was?«
    » Wie rechtfertigen Sie es vor sich selbst?« Grek schaute immer noch gelangweilt, obwohl Gaddis sich seinem Gesicht auf wenige Zentimeter genähert hatte. » Haben Sie irgendetwas von Charlotte Berg gewusst? Ich kannte sie gut. Sie war meine beste Freundin. Sie war Amy eine Schwester. Sie war Paul eine Ehefrau. Ihr Ehemann konnte während der letzten Wochen nicht viel anderes tun, als um den einzigen Menschen zu trauern, der ihm je etwas bedeutet hat. Ihr habt das getan. Ihr habt ihm sein Glück genommen.«
    Ein winziges Flimmern war in Alexander Greks blassbraunen Augen zu erkennen. Es zeugte von Ärger, nicht von Reue.
    » Und was wussten Sie von Benedict Meisner?« Gaddis hatte sich in Rage geredet, destillierter Hass kochte in ihm auf. Er sah dem Kometenschweif des Zigarettenstummels nach, den der Russe in die Themse geschnipst hatte. » Wussten Sie, dass er zwei Töchter im Teenageralter hatte, von denen eine unter Anorexie leidet? Wussten Sie das? Wussten Sie, dass er ein Einzelkind war? Seine Mutter war zu ihm nach Berlin gezogen, um in seiner Nähe zu sein. Sie war Witwe. Ihr Mann war bei einem Autounfall ums Leben gekommen, eine Geschichte, die in Deutschland in den Zeitungen gestanden hat. Es war ihr nicht möglich, die Leiche ihres Sohnes zu identifizieren. Wegen der Schusswunden. Ihr habt ihm das Gesicht völlig weggepustet. Das habt ihr einer Mutter von fünfundsiebzig Jahren angetan. Ihr habt ihr diesen Anblick zugemutet und ihre Familie zerstört. War es das wert?«
    Grek wandte den Blick zum Himmel, sog die kühle Abendluft ein und schien nicht die geringste Lust zu haben, auf die Fragen zu antworten.
    » Was hatte das für einen Sinn?« Gaddis hätte Grek am liebsten bei den Armen gepackt und die Antwort aus ihm herausgeschüttelt. » Ich verstehe einfach nicht, wie man so etwas rationalisieren, mit seinem Gewissen in Einklang bringen kann.« Er trat einen Schritt zurück und lächelte beinahe. » Ich glaube nicht, dass es Menschen ohne Gewissen gibt. Ich will es nicht glauben. Weil solche Menschen Tiere wären, nicht besser als Geier oder Schlangen. Man sagt ja, es gibt für alles einen Grund, aber es ist mir ein Rätsel, wie jemand so bedenkenlos Menschenleben zerstören kann, wie Sie es tun. Es gäbe doch andere Möglichkeiten, oder? Ist es einfach nur der Nervenkitzel, das Gefühl der Macht? Oder sind Sie Ihrem Land gegenüber so ergeben, sind Sie solch ein glühender Patriot, dass Ihre Menschlichkeit einen Kurzschluss erleidet? Geht es vielleicht um Status? Klären Sie mich auf. Ich würde es wirklich gerne wissen.«
    » Sie sind ein interessanter Mann«, erwiderte Grek, der viel zu sehr von sich überzeugt war, um sich jemals auf solch ein Spiel einzulassen. » Erzählen Sie mir mehr von sich. Wie sind Sie in die Geschichte hineingeraten?«
    In diesem Moment begriff Gaddis, dass Tanya die ganze Zeit über recht gehabt hatte. Die Russen wussten so gut wie nichts über ihn. Er sagte: » Sie wissen ganz genau, wer ich bin«, aber das auch nur aus Verblüffung über das eben Gehörte.
    » Nein, wirklich nicht«, antwortete Grek. » Sie sind uns ein Rätsel.«
    » Und

Weitere Kostenlose Bücher