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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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neuen Projekt so langsam vorangekommen. Im Stau auf der M4 fasste Gaddis den Entschluss, nach Moskau zu fliegen und sich Crane von der russischen Seite aus zu nähern. Sollte ATTILA ein wertvoller KGB -Spion gewesen sein, wie Charlotte behauptet hatte, dann musste es irgendwo tief in den Archiven des sowjetischen Geheimdienstes eine Akte über Edward Crane geben. Ob man gerade ihm, nach seinem jüngsten, kritischen Buch über das Platow-Regime, Zugang zu den Archiven gewähren würde, war allerdings eine ganz andere Frage.

11
    Normalerweise gelangten die Aktivitäten eines Londoner Dozenten, der im Nationalarchiv in Kew recherchiert, nicht zur Kenntnis des Chefs des Secret Intelligence Service. Aber Edward Crane war kein gewöhnlicher Spion. Nachdem Gaddis Cranes Kriegsakte angefordert hatte, war eine automatische Warnmeldung an Sir John Brennans Privatbüro im Hauptquartier des MI 6 gesandt worden. Und als Gaddis den Namen » Edward Crane« und ein paar Minuten später » Thomas Neame« auf einem öffentlichen Computer in die Suchleiste von Google eingegeben hatte, war in Vauxhall Cross eine zweite automatische Nachricht aufgeblitzt. Nicht einmal eine Stunde danach legte Brennans Sekretärin ihrem Chef einen Bericht auf den Schreibtisch.
    PERSÖNLICH BETR : C/ GOV 86 ALARM /11-1545-09
    Dr. Samuel Gaddis, Dozent für russische Geschichte am UCL -Institut für Slavische und Osteuropäische Studien, hat heute Morgen im NA / KEW die Kriegsakte von Edward Anthony Crane angefordert.
    Außerdem Eingang einer Meldung, dass eine unbekannte Person, wahrscheinlich ebenfalls Gaddis, später ähnliche Google-Anfragen auf einem öffentlichen Computer im NA / KEW durchführte und nach » Edward Crane« und » Thomas Neame« suchte.
    Und gegen Ende des Tages hatte Sir John Brennan über eine dritte automatische Nachricht Kenntnis davon bekommen, dass Gaddis die Namen Crane und Neame auch noch durch den Janus-Server am Churchill College in Cambridge geschickt hatte. Von wem hatte der Mann den Tipp? Nicht einmal ein halbes Dutzend Menschen auf der Welt kannte den Tarnnamen ATTILA . Was mochte einen von ihnen bewogen haben, den Mund aufzumachen?
    Er fand Neames Telefonnummer in seinem Schreibtisch und ließ sich in dessen Privatzimmer in dem Pflegeheim in Winchester durchstellen. Seit Monaten hatte Brennan keinen Gedanken mehr an Crane verschwendet und sich seit Jahren nicht mehr des Pseudonyms Henderson bedient. Soweit er wusste, war Thomas Neame tot.
    Es klingelte neun Mal. Brennan wollte schon auflegen, als der alte Mann sich meldete und mit trockener, heiserer Stimme sagte: » Zwei eins eins sieben.«
    » Mr. Neame? Hier spricht Douglas Henderson. Ich rufe aus London an.«
    » Du lieber Himmel, Douglas. Wie lange ist das her?«
    Er sprach klar und akzentfrei wie die Radiosprecher seiner Jugend.
    » Mir geht es ausgezeichnet, Tom. Und Ihnen? Was macht die Gesundheit?«
    » Ich darf nicht klagen, in meinem Alter. Es geht. Was verschafft mir das Vergnügen?«
    » Dienstliches, fürchte ich.«
    » Was sonst?«
    Brennan bemerkte die Veränderung in Neames Stimme, der Charme war wie weggezaubert. » Haben Sie mit jemandem geredet, Tom?«, fragte er. » Haben Sie Besucher bei sich empfangen? Sind Sie im Internet gesurft?«
    Neame spielte den Ahnungslosen. » Wo bitte?« Er war einundneunzig und wäre ohne Weiteres als Technikfeind durchgegangen, aber Brennan hatte nicht vergessen, wie gerne er den Narren spielte.
    » Im Internet, Tom. Davon werden Sie doch schon mal gehört haben. Tim Berners-Lee. Das World Wide Web. Bringt uns alle einander näher. Entfernt uns voneinander.«
    » Ach, das Internet. Ja. Was ist damit?«
    » Ich will ehrlich sein.« Brennan schaute auf die graue Themse hinunter, wo Vergnügungsboote dem nächsten Winter entgegenglitten. » Haben Sie in letzter Zeit mit irgendjemandem über unseren Freund Mr. Crane geredet?«
    Ein längeres Schweigen. Brennan fragte sich, ob Neame die Frage übel nahm oder über eine passende Antwort nachdachte. Einen Moment lang hätte man glauben können, er sei eingeschlafen.
    Aber dann redete der alte Mann wieder. » Eddie? Großer Gott, nein. An den habe ich seit zwanzig Jahren nicht mehr gedacht.«
    » So lang ist es nicht her«, erwiderte Brennan rasch. » Ein Hochschullehrer namens Gaddis stellt Fragen. Über Sie. Über ihn. Schnüffelt in Kew herum, fordert Kriegsakten an und so was.«
    » Wurde auch Zeit.«
    Brennan stutzte. » Wie darf ich das verstehen?«
    » So, wie ich es

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