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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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Eddie die ideologisch Gefestigsten, Spione aus Überzeugung, nicht aus fehlgeleitetem Geltungsbedürfnis. White wusste auch, dass Edward Crane ein brillanter Geheimdienstler war. Und letztendlich konnte sich das Land keinen weiteren Spionageskandal leisten. Wäre Eddie nach dem Überlaufen von Burgess und Maclean enttarnt worden, hätte das zum Sturz der Regierung führen können. Und deshalb war es in jedermanns Interesse, die Akte ATTILA unter Verschluss zu halten und, ja, diese wunderbare Gelegenheit zum Gegenschlag gegen Moskau wahrzunehmen. Unterschätzen Sie nicht die Erbitterung, mit der sich SIS und Moskau gegenseitig hassen. Das ist Feindschaft bis aufs Blut.«
    » Sie haben etwas vergessen.«
    » Und das wäre?«
    Gaddis zog sein Jackett aus und hängte es über die Lehne seines Stuhls.
    » Warum hat Crane White nichts von AGINCOURT erzählt?«
    » Und wer sagt, dass er es nicht getan hat?«
    Neames Antwort war faul. Es war ein Sprung in der Logik.
    » Weil AGINCOURTS Identität enttarnt worden wäre, wenn er es getan hätte, und wir jetzt alles über ihn wüssten. Aber Sie haben mir von jemandem erzählt, dessen Talent von Crane entdeckt worden war, jemand, der in den Sechzigern und Siebzigern zu einer großen Figur in der Labour Party aufstieg. Wer war das? Harold Wilson?«
    » Das wäre eine Sensation«, antwortete Neame, als sei ihm noch nie ein solches Gerücht zu Ohren gekommen.
    Über so viel Chuzpe musste Gaddis lachen. » Ein sowjetischer Überläufer namens Anatoli Golizyn hat Wilson ’63 als KGB -Agenten bezeichnet. Haben Sie das nicht gewusst?«
    Neame nickte. Zum ersten Mal sah Gaddis ihn verunsichert.
    » Wilson hieß mit erstem Vornamen James. Harold war sein zweiter«, fuhr Gaddis fort. » Geboren in Yorkshire. Laut Spycatcher war der MI 5 davon überzeugt, dass er ein feindlicher Spion war.«
    » Na los, dann bringen Sie die Story.« Neame riss theatralisch die Augen auf und warf die Hände in die Luft.
    » Ach, kommen Sie, Tom, Sie wissen doch genau, was ich von Ihnen will. Wird Wilson von Eddie erwähnt oder nicht?«
    » Und ich sage Ihnen, dass ich es nicht weiß. Alles, was ich Ihnen erzähle, basiert auf einem Gespräch, das vor über zehn Jahren stattgefunden hat, und auf einem Dokument, von dem Eddie wollte, dass ich es vernichte. Mein ganz spezielles Fachgebiet ist ATTILA . Alles, was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass Edward Crane von MI 5 und MI 6 zwischen 1951 und den späten achtziger Jahren für eine Vielzahl von Aufgaben eingesetzt wurde, zum Beispiel dafür, Moskau mit Falschinformationen zu füttern. Er fand heraus, was die Sowjets wissen wollten, und vermittelte London damit eine Vorstellung von den Wissenslücken des Feindes. Alles kam aus dieser einen Quelle.«
    » Alles kam aus dieser einen Quelle«, wiederholte Gaddis verächtlich. Er hatte die Nase voll von Ausflüchten und falschen Spuren. Er war davon überzeugt, dass AGINCOURT ein reines Ablenkungsmanöver war und dass Neame ihn zu seinem persönlichen Vergnügen an der Nase herumführte. Die Geschichte war zu alt; die Verschwörungstheorie um Wilson war in den achtziger Jahren zu Tode getrampelt worden. Er hatte Neame die Theorie aufgetischt, weil sein Stolz auf dem Spiel stand.
    » Wissen Sie, was ich glaube, Tom? Ich glaube, dass AGINCOURT niemand anderer als Harold Wilson war und dass in Eddies Erinnerungen nichts Neues über ihn steht. Ich glaube, dass Wilson in Oxford mit den Russen getanzt hat, ohne jemals die Hosen runterzulassen. Mit anderen Worten, Sie haben AGINCOURT ins Spiel gebracht, um Ihre Geschichte überzeugender klingen zu lassen und weil Sie dachten, dass ich es schon nicht nachprüfe. So gesehen entspricht wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte von dem, was Sie mir erzählen, den Tatsachen. War Crane der sechste Mann? War Crane ein Doppelagent? War Thomas Neame sein bester Freund, oder macht es Thomas Neame Spaß, neugierige Historiker zu veräppeln, um sich in den Mittagspausen die Langeweile zu vertreiben?«
    Neame starrte ihn mit bewegungslosem Gesicht an. Und auf einmal sah Gaddis den Mann so, wie er mit dreißig oder vierzig Jahren ausgesehen haben musste, die Augen funkelnd vor Entrüstung. Vielleicht hatte eben gerade zum ersten und einzigen Mal in einem Menschenalter jemand den Mut gefunden, an Thomas Neames Integrität zu zweifeln.
    » Sie glauben mir nicht«, sagte er. Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    » Ich glaube Ihnen nicht«, antwortete Gaddis rundheraus.
    Ein

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