Die Trinity Verschwörung
am Wochenende habe ich keine Zeit«, sagte sie. » Nächste Woche wäre besser, falls es Ihnen möglich wäre.«
» Und? Was haben Sie vor am Wochenende?«
» Na ja, Ihretwegen habe ich endlich die Kurve gekriegt.«
» Meinetwegen?«
» Sie haben mir so ein schlechtes Gewissen wegen meiner Schwester gemacht, dass ich mich kurzerhand bei ihr eingeladen habe. Ich fliege morgen nach Berlin.«
Was für ein Zufall! » So etwas Verrücktes. Heute Nachmittag habe ich einen Flug nach Berlin gebucht. Wir werden zur selben Zeit dort sein.«
» Sie machen Witze!« Er meinte ehrliche Begeisterung aus ihrer Reaktion herauszuhören. Offenbar war ihr » komplizierter« Freund nicht zu der Reise eingeladen. » Dann müssen wir uns sehen, gemeinsam etwas unternehmen am Wochenende.«
» Das wäre genial.«
Gaddis nannte ihr seine Unterkunft – » das Novotel am Tiergarten« –, und sie fassten ein gemeinsames Abendessen am Samstagabend ins Auge.
Er konnte sein Glück kaum fassen.
26
Vierzig Minuten vorher war Tanya Acocella in einer Mitteilung darüber informiert worden, dass Dr. Sam Gaddis – er hatte inzwischen den Codenamen EISBÄR bekommen, weil er, wie Brennan gescherzt hatte, » auch vom Aussterben bedroht war« – ein Internetcafé in der Uxbridge Road aufgesucht und von dort einen easyJet-Flug nach Berlin gebucht hatte. Er würde am Freitagmorgen um 8.35 Uhr von London Luton abfliegen und am übernächsten Tag zurückkehren. Gaddis hatte seine Mastercard mit dem Flugpreis und – im Rahmen eines Pauschalangebots der Fluggesellschaft – mit zwei Übernachtungen im Novotel am Tiergarten belastet. Aus der Tatsache, dass Gaddis einen öffentlichen Computer statt den PC bei ihm Hause benutzt hatte, zog Tanya den Schluss, dass ihm inzwischen klar geworden war, dass mit seinem Interesse an ATTILA die Gefahr einherging, observiert zu werden.
Als die Sonne nach einem kristallklaren Londoner Tag unterging, rief sie Sir John Brennan an.
» Können Sie im Zusammenhang mit ATTILA etwas mit den Namen Robert Wilkinson und Dominic Ulvert anfangen?«
Brennan kam gerade aus einem Squashcourt in Vauxhall und war in Schweiß gebadet. Er ließ Tanya die Namen wiederholen, um dann einen so lauten Fluch auszustoßen, dass eine Putzfrau drüben im Damen-Umkleideraum zusammenzuckte.
» Gottverfluchter Scheißdreck, wie kommt Gaddis an diese Informationen?«, bellte er. » Wir treffen uns im Hof. In einer halben Stunde.«
Während Brennan duschte und sich wieder in seinen grauen Anzug warf, startete Tanya eine Suche nach Wilkinson und Ulvert und stieß auf dieselbe Mauer aus Zugangsbeschränkungen wie schon bei ihren Recherchen der Namen Edward Crane und Thomas Neame. Irgendwo versuchte jemand, sie daran zu hindern, ihre Arbeit zu machen. Es war das Erste, das sie zu Brennan sagte, als sie sich mit ihm im Hof traf. Er hatte die Tür zum Gebäude verriegelt, damit sie in dem normalerweise von Rauchern bevölkerten Bereich allein blieben. Offensichtlich wollte der Chef von niemandem gestört werden.
» Mit Verlaub, Sir, aber ich glaube, Sie verschweigen mir noch ein paar Dinge über ATTILA .«
Brennans Blick ruhte auf Tanyas Beinen. Beim Squash hatte er sich einen Muskel im Arm gezerrt.
» Vielleicht verschweigen Sie mir auch ein paar Dinge«, erwiderte er und drehte sich um. Er hielt es keineswegs für akzeptabel, dass Acocella seine Methoden kritisierte. » Bei unserem letzten Gespräch hieß es, Gaddis sei hinter Harold Wilson her. Und jetzt soll er auf einmal über Robert Wilkinson gestolpert sein?«
» Haben Sie nicht selber gesagt, dass AGINCOURT eine falsche Fährte war, Sir?«
» Schon gut, schon gut.« Plötzlich klang er versöhnlicher. Schon beim Ankleiden nach dem Duschen hatte Brennan gewusst, dass er ein paar Aspekte von ATTILAS Tarnung nicht länger unter Verschluss halten durfte. Man konnte von Tanya keine ordentliche Arbeit verlangen, wenn man ihr eine Hand auf den Rücken band. » Vielleicht hätte ich von Anfang an etwas offener sein sollen.«
Tanya wunderte sich, wie schnell Brennan klein beigab.
» Beim Fall der Mauer war Bob Wilkinson Leiter des Berliner Stützpunkts. Er hatte fast ein Jahrzehnt in Ostdeutschland operiert. Ulvert war eines seiner Pseudonyme. 1992 wollte der FSB ihn in London ermorden. Der Versuch schlug fehl, aber Wilkinson zog die Konsequenzen und wanderte nach Neuseeland aus, so weit fort von seinem alten Leben wie überhaupt möglich.«
» Warum wollte der FSB ihn töten?«
» Weil
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