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Die Trinity Verschwörung

Die Trinity Verschwörung

Titel: Die Trinity Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Cumming
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Headbourne Worthy. Dort lebt er unter dem Namen Thomas Neame.«

27
    Gaddis war klar, dass es wenig Sinn hatte, Benedict Meisner die Haustür einzutreten. Er erinnerte sich an die E-Mail, die Meisner an Charlotte geschrieben hatte. Für den Fall, dass sie weiter behauptete, er sei an der Vortäuschung des Todes von Edward Crane beteiligt gewesen, hatte er ihr rechtliche Schritte angedroht. Wenn Gaddis jetzt in Berlin auftauchte und dieselbe Beschuldigung vorbrachte, würde Meisner ihm höchstwahrscheinlich die Tür vor der Nase zuschlagen oder – schlimmer noch – die Polizei rufen.
    Er benötigte also einen ausgeklügelteren Angriffsplan. Meisners Praxis war in einem Online-Verzeichnis aufgelistet, und er rief die Nummer von einem öffentlichen Telefon im UCL an. Die Arzthelferin sprach sehr gut Englisch, und Gaddis bat um einen Termin am Freitagnachmittag.
    » Gerne, Sir. Leider gibt es morgen nicht mehr viele Termine. Um sechzehn Uhr wäre noch etwas frei. Würde Ihnen das passen?«
    Gaddis bejahte, gab die Nummer seines Hotels in Berlin an und dachte darüber nach, was er für eine Geschichte erzählen würde. Ich kann nachts nicht einschlafen, Herr Doktor. Haben Sie vielleicht etwas gegen Paranoia? Am nächsten Morgen – der Wecker hatte ihn um fünf rausgeklingelt – fuhr er die M1 hinauf nach Luton, parkte den VW etwa drei Kilometer entfernt vom Luton Airport auf einem entlegenen Parkplatz und nahm den easyJet um 8.35 Uhr nach Berlin-Schönefeld. Vom Flughafen brachte ihn ein Bus der Linie 171 für zwei Euro im Schneckentempo durch ein Labyrinth aus hellen, gepflegten, von deutschen Senioren bevölkerten Vorortstraßen. Nach dreißig oder vierzig Haltestellen, so kam es ihm jedenfalls vor, erreichte der Bus endlich den Hermannplatz, von wo aus Gaddis die U-Bahn zum Tiergarten nahm. Das Novotel lag direkt gegenüber der U-Bahnstation, eine Unterkunft für das mittlere Management mit glänzender Marmorlobby und dreisprachigem Empfangspersonal; in einer schummrig beleuchteten Bar schlugen Geschäftsleute zwischen den Konferenzen die Zeit tot. Normalerweise hätte Gaddis sich einen Aufenthaltsort mit mehr Atmosphäre gesucht – ein familiäres Hotel mit zwölf Zimmern, ein Haus mit Charakter und Charme –, aber in dieser Situation war er dankbar für die Seelenlosigkeit des Novotel, das steife Zimmer im dritten Stock mit dem Flachbildschirm-Fernseher, auf dem Filme auf Abruf und CNN zu sehen waren. Es gab ihm ein beruhigendes Gefühl der Anonymität.
    Es galt, ein paar Stunden bis zu seinem Termin bei Meisner zu füllen, und er entschied sich für einen Spaziergang, ging durch die stillen, schmalen Wege des Tiergartens, dann parallel zum Verkehr auf der Straße des 17. Juni, vorbei an der Siegessäule und dem Bismarck-Denkmal, in östlicher Richtung auf das Brandenburger Tor zu. Obwohl er wusste, dass es aussichtslos war, eventuelle britische oder russische Schatten abzuschütteln, hatte Gaddis versucht, sich zu vergewissern, dass ihm von London aus niemand gefolgt war. So hatte er sich in Luton in der Abflughalle seine Mitreisenden genau angesehen und später den Linienbus der Linie 171 nach bekannten Gesichtern abgesucht, um auf diese Weise zu überprüfen, ob ihm jemand nach Berlin hinein folgte. Und zu seinem Spaziergang hatte er das Novotel durch die Eingangshalle verlassen, war auf dem Parkplatz zehn Sekunden lang stehen geblieben, bevor er auf dem Absatz kehrtgemacht hatte und zurück in die Eingangshalle gegangen war, um einen Verfolger ausfindig zu machen. Natürlich waren das amateurhafte, aus Agentenfilmen und Schmökern zusammengesuchte Tricks, aber er hatte immerhin zu keiner Zeit das Gefühl gehabt, verfolgt zu werden. Im Gegenteil, je älter der Tag wurde, desto überzeugter war Gaddis, dass sich hier kein Mensch für ihn interessierte.
    Diese Einschätzung war nichts anderes als eine Würdigung der Leistung des SIS -Beschatters, der im easyJet fünf Reihen hinter ihm gesessen hatte und dem Bus der Linie 171 in einem gemieteten Audi A4 zum Hermannplatz gefolgt war, der vor dem Flughafen für ihn bereitgestanden hatte. Jetzt, auf dem Weg zum Brandenburger Tor, hatte sich » Ralph« – Mitte dreißig, normalerweise in London für den MI 5 im Einsatz und ebenfalls im Novotel abgestiegen – zu Fuß auf die Verfolgung des EISBÄRS gemacht. Und zweihundert Meter hinter sich hatte Ralph als Verstärkung noch einen weiteren Bewacher namens » Katie«, die vor vierundzwanzig Stunden zusammen mit

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