Die Trinity Verschwörung
er ATTILA gekannt hatte.« Tanya beobachtete beim Zuhören Brennans Gesicht. Irgendwie spürte sie, dass er immer noch mit etwas hinter dem Berg hielt. » Die Russen ertrugen es einfach nicht, über einen so langen Zeitraum verarscht worden zu sein. Sie fingen an, jeden zu eliminieren, der mit Crane in Verbindung gestanden hatte.«
» Jeden? Wären das nicht sehr viele Leute gewesen? Crane war fast ein halbes Jahrhundert lang aktiv.«
Insgeheim gab Brennan ihr recht, aber aus Gründen, die sie hoffentlich nie erfahren würde, durfte er im Moment nicht mehr sagen.
Er lavierte sich heraus: » Bei den Opfern handelte es sich vor allem um die dienstälteren Akteure, die in den achtziger Jahren direkt mit Crane zu tun hatten. Ein KGB -Offizier namens Fjodor Tretiak, zum Beispiel, war von 1984 an ATTILAS Führungsoffizier in Ostdeutschland gewesen. Tretiak wurde 1992 auf dem Heimweg in seine Petersburger Wohnung erschossen. Bob Wilkinson haben sie in Fulham eine Bombe unters Auto gelegt. Er überlebte, weil er es sich in seiner Zeit in Nordirland angewöhnt hatte, sein Auto minutiös abzusuchen, bevor er einstieg. Kurz darauf ist er nach Auckland ausgewandert, in großem Unfrieden, muss ich leider sagen. Seit zehn Jahren hat er mit keinem vom Service ein Wort gewechselt, und daran wird sich wohl auch nichts mehr ändern.«
» Warum im Unfrieden?«
Brennan murmelte seine Antwort so leise, dass der Wind sie verwehte. Tanya trat näher an ihn heran und fragte sich, warum er immer noch so störrisch war. Ihr Blick fiel auf ein paar hässliche Schrammen auf seinen eleganten Halbschuhen, als hätte jemand versucht, sie mit der Drahtbürste zu putzen.
» Bob war der Meinung, wir hätten nicht genug für seinen Schutz getan.« Offensichtlich war Brennan deswegen immer noch ehrlich zerknirscht. » Er war der Meinung, für ihn hätten ähnliche Schutzmaßnahmen wie für Edward Crane ergriffen werden müssen.«
» Was waren das für Maßnahmen?«
Ein kurzes Lächeln glitt über Brennans Gesicht, als er an das Glanzstück mit Douglas Henderson dachte. » Ich habe dafür gesorgt, dass Eddie eines natürlichen Todes sterben durfte.«
Es war schon immer Tanyas tiefste Furcht gewesen, für eine Organisation zu arbeiten, die genauso unbekümmert Menschen tötete wie sie Mittel der Tarnung oder Täuschung einsetzte. Aber sie hatte Brennan falsch verstanden. Er nahm ihr die Bedenken mit einer einlenkenden Handbewegung.
» Nein, nein. Keine Angst.« Tanya nickte, auch wenn ihr in den fünf Jahren, die sie nun schon für den SIS arbeitete, selten unbehaglicher zumute gewesen war. » Eddie war damals schon Mitte siebzig. Nach Jahrzehnten loyaler Arbeit, wie Sie richtig sagen. Er hatte sich einen friedlichen Lebensabend verdient, deshalb brachte ich ihn nach Paddington in ein Krankenhaus, stopfte ein paar Mäuler mit Bargeld und ließ ihn im Februar 1992 an einem Pankreaskarzinom versterben.«
» Gehörte eines der Mäuler zufällig einem Mann namens Meisner?«
Brennan zögerte für den Bruchteil einer Sekunde.
» Meisner, ja.« Tanya ließ ihn nicht aus den Augen. Was verschwieg er? » Ein Oberarzt, der an dem Tag Dienst hatte, als wir Crane ins Krankenhaus brachten. Wie haben Sie von ihm erfahren?«
» Gaddis nennt seinen Namen auf einem der Überwachungsbänder.« Es war seltsam, aber in diesem Augenblick meinte sie, Gaddis mehr Loyalität zu schulden als ihrem Chef. Tanya wusste, dass man sie belog, und das machte sie zornig. » Anscheinend fliegt er jetzt nach Berlin, um sich mit dem Mann zu treffen.«
» Sie könnten ihn dabei im Auge behalten«, schlug Brennan vor.
» Das ist längst arrangiert.« Tanya genoss seinen überraschten Blick. » Ich fliege morgen. Vor Ort erwartet mich ein Observationsteam.«
Die Überraschung war gelungen, keine Frage. Brennan nickte anerkennend. Tanya nahm es zur Kenntnis und nützte die Gelegenheit, ihm weitere Informationen zu entlocken.
» Und was ist mit Crane?«, fragte sie.
» Was soll mit ihm sein?«
» Wo hält er sich auf? Was ist nach dem Krankenhaus mit ihm passiert?«
Brennan richtete den Blick zurück zur Tür. Auf diese Frage wollten viele Leute eine Antwort haben.
» Eddie lebt in der Nähe von Winchester«, antwortete er, weil er wusste, dass Tanya es früher oder später sowieso herausfinden würde. » Tut mir leid, dass ich es Ihnen nicht früher erzählen konnte. Nach Paddington hat er von uns eine neue Identität bekommen. Sie finden ihn im Meredith Nursing Home in
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